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Welche Vor- und Nachteile bietet Rituximab bei der Behandlung von Myasthenia gravis – einer seltenen, chronischen Erkrankung, die durch Muskelschwäche gekennzeichnet ist?

Kernaussagen

  • Die Evidenz zur Wirksamkeit von Rituximab bei Erwachsenen mit Myasthenia gravis in Bezug auf den Schweregrad der Symptome, die Alltagsbewältigung und das Risiko schwerwiegender Schädigungen ist sehr unsicher.

  • Die Behandlung mit Rituximab hat möglicherweise keinen oder nur einen geringen Einfluss darauf, ob die Steroid-Dosis auf unter 10 mg pro Tag gesenkt werden kann. Sie führt aber wahrscheinlich neun Monate oder länger nach Behandlungsbeginn zu einer deutlichen Verringerung der Rückfallrate, die ansonsten eine Notfallintervention (wie eine intravenöse Immunglobulintherapie oder einen Plasmaaustausch) erforderlich machen würde.

  • Weitere Studien sind erforderlich, um die Wirkungen von Rituximab bei der Behandlung aller Formen der Myasthenia gravis besser zu verstehen.

Was ist Myasthenia gravis, und wie wird sie behandelt?

Myasthenia gravis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem irrtümlich sogenannte Autoantikörper bildet. Diese richten sich gegen die Verbindung zwischen Nerven und Muskeln und stören so die Signalübertragung. Antikörper sind Proteine, die vom Immunsystem produziert werden - normalerweise, um den Körper vor Infektionen zu schützen. Die bei Myasthenia gravis produzierten Autoantikörper führen dazu, dass Signale vom Nervensystem nicht gut zu den Muskeln durchdringen können, was zu Muskelschwäche führt. Die Betroffenen leiden möglicherweise unter einer Reihe von Symptomen wie Doppeltsehen, hängende Augenlider, Probleme beim Sprechen, Kauen oder Schlucken, Atemnot oder Schwäche der Arme und Beine. Viele Patient*innen benötigen Medikamente, die die Immunreaktion dämpfen, um diese Symptome unter Kontrolle zu bringen. Rituximab ist ein Wirkstoff, der gezielt die B-Zellen des Immunsystems reduziert.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, ob Rituximab besser ist als keine Behandlung, ein Placebo (Scheinmedikament) oder eine andere Behandlung. Wir wollten auch herausfinden, ob Rituximab mit irgendwelchen schädlichen Wirkungen verbunden ist.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die den Einsatz von Rituximab bei Erwachsenen mit Myasthenia gravis im Vergleich zu keiner Behandlung, einem Placebo oder anderen Therapien untersuchten. In den Studien musste die Zuteilung der Behandlung nach dem Zufallsprinzip erfolgt sein, und es musste sichergestellt sein, dass die Teilnehmenden nicht wussten, welche Behandlung sie erhielten. Wir verglichen die Studienergebnisse, fassten sie zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz.

Was fanden wir?

Wir fanden zwei Studien mit insgesamt 99 Personen, durchgeführt in Schweden und den USA.

  • Langfristig (mehr als neun Monate) verringert Rituximab möglicherweise den Schweregrad der Symptome und verbessert möglicherweise die Funktionsfähigkeit im Alltag. Die Evidenz hierzu ist aber sehr unsicher.

  • Rituximab trägt möglicherweise kaum oder gar nicht dazu bei, die tägliche Steroid-Dosis auf 10 mg oder weniger senken zu können.

  • Rituximab führt neun Monate oder mehr nach Behandlungsbeginn wahrscheinlich zu einer deutlichen Verringerung der Rückfallrate, die ansonsten eine Notfallintervention erforderlich machen würde. Basierend auf den Ergebnissen von 98 Personen schätzen wir, dass 220 von 1000 Personen, die Rituximab erhalten, einen Rückfall erleiden würden, der eine Notfallintervention erforderlich macht – im Vergleich zu 490 von 1000 Personen, die ein Placebo erhielten.

  • Rituximab reduziert möglicherweise schwerwiegende unerwünschte Wirkungen, aber die Evidenz hierzu ist sehr unsicher. So würden 298 von 1000 Personen, die Rituximab erhalten, eine schwerwiegende unerwünschte Wirkung erfahren, verglichen mit 367 von 1000 Personen, die ein Placebo erhalten.

Was schränkt die Evidenz ein?

Es gibt nicht genügend Studien, um sichere Schlussfolgerungen zu ziehen. In den Studien wurden hauptsächlich Personen mit Antikörpern gegen den Acetylcholinrezeptor (AChR) untersucht, nicht aber Personen mit Antikörpern gegen die muskelspezifische Kinase (MuSK). Aufgrund der unterschiedlichen Immunzelltypen, die die Autoantikörper produzieren, spricht die MuSK-Myasthenie eher auf Rituximab an als die AChR-Myasthenie.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Beide Studien wurden im Jahr 2022 veröffentlicht. Die Literatursuche ist auf dem Stand von November 2024.

Anmerkungen zur Übersetzung

M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Zitierung
Dodd KC, Clay FJ, Forbes AM, Handley J, Keh RYS, Miller JAL, Storms K, White LM, Lilleker JB, Sussman J. Rituximab for myasthenia gravis. Cochrane Database of Systematic Reviews 2025, Issue 7. Art. No.: CD014574. DOI: 10.1002/14651858.CD014574.pub2.

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