Kernaussagen
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Manchmal erhalten Kinder mit einer akuten Mittelohrentzündung (Otitis media) abschwellende Mittel oder Mittel gegen Allergien (Antihistaminika).
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Es ist unklar, ob abschwellende Mittel oder Antihistaminika bei der Behandlung der akuten Mittelohrentzündung wirksam sind oder unerwünschte Wirkungen haben.
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Da die vorhandenen Studien keinen Hinweis auf einen Nutzen ergaben und die Mittel auch schaden könnten, scheinen weitere Studien nicht gerechtfertigt.
Was ist eine akute Mittelohrentzündung?
Eine akute Otitis media (AOM) ist eine bakterielle Infektion des Mittelohrs. Sie ist die häufigste bakterielle Infektion bei Kindern und weltweit der häufigste Grund für die Behandlung eines Kindes mit Antibiotika. Die Infektion entwickelt sich meist während oder nach einer Erkältung. Zu den Symptomen zählen plötzlich auftretende Ohrenschmerzen, Fieber, Reizbarkeit und manchmal auch ein Ausfluss aus dem Gehörgang. Manchmal sammelt sich nach der Infektion Flüssigkeit im Mittelohr an, die das Hörvermögen beeinträchtigen kann.
Wie wird eine akute Mittelohrentzündung behandelt?
Traditionell wird die AOM mit Antibiotika behandelt. Die Infektion heilt jedoch häufig ohne Behandlung aus, und Komplikationen (wie die Ausbreitung der Infektion auf den Schädel oder das Gehirn) sind selten. Die meisten aktuellen Behandlungsleitlinien empfehlen zunächst ein abwartendes Vorgehen: Antibiotika sollen nicht sofort gegeben werden, sondern nur dann, wenn sich die Beschwerden verschlimmern oder nach zwei bis drei Tagen keine Besserung eintritt. Kinder mit Schmerzen und Fieber erhalten häufig Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen. Einige Forschende vermuten, dass frei verkäufliche Medikamente wie abschwellende Mittel oder Antihistaminika bei der Behandlung einer akuten Mittelohrentzündung helfen könnten, indem sie die durch die Infektion ausgelöste Entzündung im Mittelohr verringern. Abschwellende Mittel werden normalerweise zur Behandlung einer verstopften Nase eingesetzt, Antihistaminika zur Linderung von Allergiebeschwerden. Sie sind in Form von Tabletten, Sirup und Nasensprays/-tropfen erhältlich.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten wissen, ob abschwellende Mittel und Antihistaminika, allein oder in Kombination, als Arzneimittel zur Verbesserung von AOM bei Kindern wirksam sind und zwar auf folgende Ergebnisse:
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Erholung von der AOM;
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Ohrenschmerzen;
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die Anzahl der Komplikationen der AOM; und
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das Vorhandensein von Mittelohrflüssigkeit nach der Infektion.
Wir wollten auch herausfinden, ob abschwellende Mittel oder Antihistaminika mit unerwünschten Wirkungen verbunden sind.
Wie gingen wir vor?
Wir haben nach Studien gesucht, in denen die Wirkungen von abschwellenden Mitteln und Antihistaminika bei Kindern mit AOM untersucht wurden. Wir verglichen die Ergebnisse, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.
Was fanden wir heraus?
Wir haben 15 Studien mit 3066 Teilnehmenden in unsere Untersuchung einbezogen. In den 12 Studien waren die Kinder zwischen drei Monaten und 15 Jahren alt. In einer Studie waren auch einige Erwachsene enthalten, eine andere Studie hat möglicherweise auch 18-Jährige einbezogen. Die Studien wurden zwischen 1965 und 2003 durchgeführt und dauerten zwischen einem Jahr und fünf Jahren. In einigen Studien wurde die Studiendauer nicht angegeben. Sie fanden in den USA, Dänemark, Kanada und im Vereinigten Königreich statt. In acht Studien wurden abschwellende Mittel oder Antihistaminika zum Einnehmen (Tabletten, Sirup) mit Placebo (Scheinbehandlung) oder keiner Behandlung verglichen. Das sind die Hauptvergleiche dieses Reviews. In keiner Studie wurden abschwellende oder antiallergische Nasensprays untersucht. In 12 Studien erhielten die Kinder in beiden Gruppen auch Antibiotika.
Es ist unklar, ob abschwellende Mittel mit mehr unerwünschten Wirkungen verbunden sind oder ob sie einen Einfluss auf Ohrenschmerzen oder das Vorhandensein von Mittelohrflüssigkeit nach einer Infektion haben. Wir haben keine Studien gefunden, die zeigen, ob abschwellende Mittel die Erholung von Kindern mit akuter Mittelohrentzündung (AOM) beeinflussen. Abschwellende Mittel haben möglicherweise nur minimale oder gar keine Wirkungen auf das Risiko schwerer Komplikationen.
Es ist unklar, ob Antihistaminika die Genesung von AOM verbessern, mit unerwünschten Wirkungen verbunden sind oder die Ohrenschmerzen verringern. Antihistaminika haben möglicherweise nur minimale oder gar keine Wirkungen auf das Risiko schwerer Komplikationen oder das Vorhandensein von Mittelohrflüssigkeit nach der Infektion.
Es gibt keine laufenden Studien zu dieser Frage.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?
Die Evidenz für den potenziellen Nutzen und Schaden von abschwellenden Mitteln und Antihistaminika als zusätzliche Behandlung von AOM bei Kindern ist nicht überzeugend. Die Studien waren im Allgemeinen zu klein und verwendeten Methoden, die zu Fehlern in den Ergebnissen führen können. Ein Beispiel hierfür ist, wenn Kinder oder Behandelnde wissen, welche Medikamente die Kinder erhalten haben.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Februar 2025.
A. Zink, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland
Diese Cochrane-Übersichtsarbeit wurde ursprünglich auf Englisch verfasst. Die Genauigkeit der Übersetzung liegt in der Verantwortung des übersetzenden Teams. Die Übersetzung wird mit Sorgfalt angefertigt und folgt standardisierten Verfahren zur Qualitätssicherung. Allerdings gilt im Falle von Unstimmigkeiten, ungenauen oder unpassenden Übersetzungen der englische Originaltext.