Kernaussagen
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Bei Patient*innen mit leichtem bis mittelschwerem COVID-19, die nicht im Krankenhaus behandelt werden, macht Molnupiravir wahrscheinlich nur einen geringen bis gar keinen Unterschied beim Verringern des Todesrisikos im Vergleich zu Placebo (Scheinbehandlung) oder der üblichen Behandlung. Molnupiravir trägt möglicherweise wenig bis gar nicht dazu bei, die Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthalts zu verringern oder eine schnellere Besserung zu erreichen. Molnupiravir erhöht wahrscheinlich nicht das Risiko unerwünschter Wirkungen und schwerwiegender unerwünschter Wirkungen.
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Es ist unklar, ob Molnupiravir bei Menschen, die mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert werden, sicher und wirksam ist.
Was ist Molnupiravir?
Molnupiravir ist ein Medikament in Form einer Tablette zur Behandlung von Menschen mit einem hohen Risiko für die Entwicklung einer schweren Erkrankung durch das Coronavirus. Es wirkt, indem es die Vermehrungsfähigkeit von SARS-CoV-2, dem Virus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, beeinträchtigt. Dadurch wird dem Körper geholfen, die Infektion zu bekämpfen.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, wie Molnupiravir im Vergleich zu keiner Behandlung, einer Placebo-Behandlung oder der Standardversorgung abschneidet bei:
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Verringerung von Todesfällen und Krankenhausaufenthalten bei Menschen mit COVID-19;
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Beschleunigung der Genesung (Zeit bis zum Abklingen der Symptome);
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Beseitigung des Virus, das COVID-19 verursacht (virale Clearance);
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Sicherheit (alle unerwünschten und schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse).
Wie gingen wir vor?
Wir haben nach Studien gesucht, in denen Molnupiravir im Vergleich zu keiner Behandlung, Placebo oder der Standardversorgung bei Menschen mit bestätigtem SARS-CoV-2-Nachweis untersucht wurde. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie den Studienmethoden. Bei den von uns untersuchten Studien handelt es sich um randomisierte, kontrollierte Studien. Dabei werden die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugeordnet. Auf diese Weise ist am besten sichergestellt, dass die Studiengruppen ähnlich sind und weder Forschende noch Teilnehmende wissen, wer in welcher Gruppe ist.
Was fanden wir heraus?
Der Review umfasste 11 Studien mit 31.272 Teilnehmenden. Dabei handelte es sich zumeist um ambulante Patient*innen, also Personen, die nicht in ein Krankenhaus eingewiesen wurden, mit leichter bis mittelschwerer Corona-Infektion. Bei der Kombination der Ergebnisse von Studien, die ambulante Patienten mit leichtem bis mittelschwerem COVID-19 rekrutierten, ergaben sich die folgenden zentralen Ergebnisse:
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Molnupiravir führt wahrscheinlich nur zu einem geringen Unterschied im Sterberisiko. Im Vergleich zu Personen, die ein Placebo oder die Standardversorgung erhalten, sterben innerhalb eines Monats pro 10.000 Behandelte zwischen vier und zehn Personen weniger, die Molnupiravir erhalten. Wir hielten diesen Rückgang für klinisch nicht relevant.
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Molnupiravir verringert möglicherweise nicht die Zahl der Krankenhausaufenthalte, d. h. es verhindert möglicherweise nicht, dass Menschen schwerer erkranken oder im Krankenhaus behandelt werden müssen.
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Nach fünf Tagen ergaben die Daten eine schnellere virale Clearance unter Molnupiravir. Dieser Effekt war nach vierzehn Tagen jedoch nicht mehr erkennbar. Es ist unklar, ob dieser kurzfristige Vorteil für die Patient*innen von Bedeutung ist.
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Molnupiravir hat möglicherweise nur geringe bis gar keine Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit, bis zum 14. oder 28. Tag symptomfrei zu sein.
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Molnupiravir führt wahrscheinlich zu keinem oder nur geringen Unterschieden bei unerwünschten Ereignissen und schweren unerwünschten Ereignissen.
Es liegen zu wenige Daten vor, um eindeutige Schlussfolgerungen über die Wirkung von Molnupiravir bei Personen, die mit schwerem Verlauf von COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, zu ziehen.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?
Die meisten Studien wurden mit ambulanten Patient*innnen durchgeführt, die einen leichten bis mittelschweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion hatten. Daher lassen sich die Ergebnisse möglicherweise nicht auf im Krankenhaus behandelte Personen mit schwerer Erkrankung übertragen. Die Studien lieferten kaum Evidenz zu langfristigen Endpunkten wie der Lebensqualität nach der Genesung oder zur Dauer der Virenlast im Körper. Wir waren nicht in der Lage zu analysieren, ob Molnupiravir bei bestimmten Personengruppen – beispielsweise bei Personen mit schweren Vorerkrankungen oder aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen – eine andere Wirkung hat.
Wie aktuell ist die Evidenz?
Der Review umfasst Studien, die bis zum April 2024 veröffentlicht wurden. Laufende Studien könnten in Zukunft weitere Erkenntnisse liefern.
A. Zink, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland