Kernaussagen
- Bei Frauen und Mädchen im Alter von 15 bis 25 Jahren, die mit Cervarix, Gardasil oder Gardasil-9 gegen humane Papillomaviren (HPV) geimpft wurden, war nach vier bis sechs Jahren ein leichter Rückgang hochgradiger Gebärmutterhalskrebsvorstufen (abnorm aussehende Zellen, die sich unbehandelt zu Krebs entwickeln können) festzustellen, verglichen mit Frauen ohne HPV-Impfung. Bei den mit Gardasil oder Gardasil-9 Geimpften verringern sich im Vergleich zu den nicht-Geimpften nach vier Jahren wahrscheinlich auch Krebsvorstufen an der Vulva und der Vagina . Die HPV-Impfung verringerte das Risiko von Genitalwarzen und wahrscheinlich auch die Notwendigkeit einer Behandlung von HPV-bedingten Erkrankungen. Keine der Studien lief lange genug, um Aussagen darüber zu ermöglichen, ob sich daraus Krebserkrankungen entwickelten.
- Nach der HPV-Impfung traten häufig Schmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle auf, aber es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen festgestellt.
- An den meisten Studien nahmen junge Menschen ab 15 Jahren teil – eine Altersgruppe, die mit höherer Wahrscheinlichkeit bereits Kontakt mit dem Virus hatte und daher weniger stark von der Impfung profitiert. Die Studien waren nicht lang genug, um langfristige Endpunkte wie Krebsentwicklung zu messen.
Was sind humane Papillomviren (HPV)?
HPV sind weit verbreitet und verursachen Infektionen der Haut und Schleimhäute. HPV wird durch engen körperlichen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen – vor allem beim vaginalen, analen oder oralen Sex. Es gibt viele HPV-Typen. Einige Typen können Krebs verursachen. Gebärmutterhalskrebs ist der häufigste durch HPV ausgelöste Krebs. Die Viren können jedoch auch Krebs an Vagina, Vulva, Penis, Anus sowie im Kopf-Hals-Bereich verursachen – und außerdem Genitalwarzen. Daher betreffen HPV-Infektionen sowohl Frauen als auch Männer. Gebärmutterhalskrebs tritt in der Regel erst mehr als 10 Jahre nach der Erstinfektion auf. Andere HPV-bedingte Krebsarten entwickeln sich noch langsamer.
Wie können HPV-Impfstoffe vorbeugen?
HPV-Impfstoffe zielen darauf ab, anhaltende HPV-Infektionen mit den HPV-Typen zu verhindern, die Krebs und Genitalwarzen verursachen können. HPV-Impfstoffe wirken bei Personen, die bereits mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, deutlich weniger gut. Deshalb richten sich die meisten Impfprogramme an junge Menschen – idealerweise bevor sie sexuell aktiv werden und sich erstmals infizieren könnten.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob HPV-Impfstoffe:
- Krebs und Krebsvorstufen (abnorm aussehende Zellen, die sich unbehandelt zu Krebs entwickeln können) verhindern;
- die Notwendigkeit der Behandlung von HPV-bedingten Erkrankungen verringern;
- Genitalwarzen verhindern; und
- unerwünschte Wirkungen verursachen.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, in denen folgende Behandlungen miteinander verglichen wurden:
- einen HPV-Impfstoff mit einem Placebo (einem Scheinimpfstoff), einem Nicht-HPV-Impfstoff oder keinem Impfstoff; oder
- verschiedene HPV-Impfstoffe oder unterschiedliche Impfschemata (Anzahl der Impfstoffdosen).
Wir verglichen und fassten die Ergebnisse zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Studiengröße. Wir wurden von einer unabhängigen Beratergruppe unterstützt, der auch Patientenvertreter*innen und Vertreter*innen der Öffentlichkeit angehörten.
Was fanden wir heraus?
Wir haben 60 Studien mit 157.414 Personen gefunden. An der größten Studie nahmen 34.412 Personen teil, an der kleinsten 11 Personen. Sie wurden zwischen 4 Tagen und 11 Jahren beobachtet. Die Studien fanden weltweit statt. Die meisten dauerten 12 Monate. Pharmazeutische Unternehmen finanzierten 44 der Studien.
Hauptergebnisse
- Die Studien liefen nicht lange genug, um direkte Aussagen zur Krebsprävention zu ermöglichen; sie konnten daher nur kurzfristige Endpunkte bewerten.
- Bei 15- bis 25-jährigen Mädchen und Frauen senken Cervarix und Gardasil vier bis sechs Jahre nach der Impfung das Risiko für hochgradige Gebärmutterhalskrebsvorstufen, die durch die im jeweiligen Impfstoff abgedeckten HPV-Typen ausgelöst werden. Bei Frauen über 25 Jahren gab es für Gebärmutterhalskrebsvorstufen nur geringe oder keine Unterschiede.
- Bei 15- bis 25-jährigen Jungen und Männern gibt es kurzfristig möglicherweise keinen oder nur einen geringen Unterschied bei hochgradigen analen oder penilen Krebsvorstufen. Die Impfstoffe Gardasil und Gardasil-9 reduzierten bei 15- bis 25-jährigen Mädchen und Frauen wahrscheinlich hochgradige vaginale oder vulvale Präkanzerosen.
- Die HPV-Impfung verringerte das Risiko von Genitalwarzen und wahrscheinlich die Zahl der Personen, die im überblickten Zeitraum bis sieben Jahre nach der Impfung wegen möglicher HPV-bedingter Krebserkrankungen im Frühstadium behandelt werden mussten.
- Schmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle traten nach der Impfung häufig auf, aber es gab keine schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen. Wir wissen nicht, ob sich die verschiedenen Impfstoffe in ihrer Verträglichkeit unterscheiden.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?
Wir hatten bei einigen Studien Vorbehalte hinsichtlich ihrer Durchführung, was die Aussagekraft mancher Ergebnisse beeinflusst haben könnte. Wir sind sicher, was die Evidenz für schwerwiegende unerwünschte Wirkungen und Genitalwarzen betrifft. Für das Auftreten von Krebsvorstufen (und die Notwendigkeit, diese entfernen zu lassen) bewerten wir die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz insgesamt als moderat. Die Ergebnisse für Penis- und Analkrebsvorstufen beruhen auf sehr wenigen Fällen und die Studien waren zu kurz, um diesen Endpunkt aussagekräftig messen zu können. Zudem wurden die Ergebnisse bei Männern erhoben, die zum Zeitpunkt der Impfung bereits älter waren als empfohlen. Deshalb ist die Vertrauenswürdigkeit dieser Ergebnisse niedrig.
Viele Studien wurden von den Herstellern der Impfstoffe finanziert. Wir fanden allerdings keine Unterschiede im Vergleich zu unabhängig finanzierten Studien.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 18. September 2024.
B. Schindler, A. Zink, freigegeben durch Cochrane Deutschland
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