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Arbeitspausen als Maßnahme zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Beschwerden bei gesunden Beschäftigten

Kernaussagen

  • Es liegt nicht genügend hochwertige Evidenz vor, um verlässliche Schlussfolgerungen zum möglichen Nutzen und Schaden verschiedener Maßnahmen zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Beschwerden und -Erkrankungen (Knochen-, Gelenk-, Muskel- und Bindegewebserkrankungen) bei gesunden Beschäftigten zu ziehen.

  • Eine Studie hat gezeigt, dass zusätzliche Arbeitspausen möglicherweise die Intensität von muskuloskelettalen Rückenschmerzen bei Büroangestellten im Vergleich zu keinen zusätzlichen Arbeitspausen verringern, aber die Evidenz ist sehr unsicher.

  • Größere Studien sind notwendig, um besser beurteilen zu können, welchen Nutzen und welche möglichen Risiken unterschiedliche Pausenmaßnahmen für die Vorbeugung von Muskel-Skelett-Beschwerden und -Erkrankungen haben. Künftige Studien sollten auch Personen berücksichtigen, die nicht in einem Büro arbeiten.

Was sind Muskel- und Skeletterkrankungen, die durch die Arbeitsbedingungen verursacht oder verstärkt werden?

Arbeitsbedingte Muskel- und Skeletterkrankungen können die Knochen, Gelenke, Muskeln und das Bindegewebe betreffen. Sie sind ein großes Problem für Beschäftigte, Arbeitgeber und die Gesellschaft als Ganzes. Viele Beschäftigte sind von arbeitsbedingten Muskel- und Skeletterkrankungen betroffen. Zwischen 2021 und 2022 machten Muskel-Skelett-Erkrankungen beispielsweise im Vereinigten Königreich schätzungsweise 27 % aller arbeitsbedingten Erkrankungen aus und führten zu rund 6,6 Millionen verlorenen Arbeitstagen.

Wie können Arbeitspausen zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen eingesetzt werden?

Langes Sitzen oder Stehen ohne Haltungswechsel erhöht das Risiko, arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen zu entwickeln. Durch variierende Pausenpläne lassen sich längere Phasen monotoner oder repetitiver Tätigkeiten, die mit statischen oder ungünstigen Körperhaltungen verbunden sind, wirksam unterbrechen oder verkürzen. Auch die Dauer einer Arbeitspause und die Frage, ob sie aktiv (z. B. mit einer bestimmten geistigen oder körperlichen Aktivität) oder passiv ist, können wichtige Faktoren sein. Es wurden mehrere Studien durchgeführt, um zu untersuchen, ob eine Änderung des Pausenplans, der Pausenlänge oder des Pauseninhalts dazu beitragen kann, das Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen zu verringern.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob sich variierende Häufigkeit, Dauer und Gestaltung von Arbeitspausen im Vergleich zu üblichen Pausenplänen vorbeugend auf arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Beschwerden und -Erkrankungen bei gesunden Beschäftigten auswirken. Die Beschäftigten galten als gesund, wenn sie zum Zeitpunkt der Teilnahme an der Studie frei von Beschwerden des Bewegungsapparats waren.

Wie gingen wir vor?

Wir haben medizinische Datenbanken bis einschließlich 31. Mai 2024 nach Studien durchsucht, in denen Teilnehmende nach dem Zufallsprinzip verschiedenen Gruppen zugeteilt wurden, um Maßnahmen zur Verhinderung arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen durch Arbeitspausen zu untersuchen. Zur Beurteilung der Verlässlichkeit der Evidenz haben wir ein als GRADE bekanntes System verwendet.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden neun Studien, an denen insgesamt 626 Beschäftigte beteiligt waren, von denen fast alle (98 %) Büroangestellte waren. Die meisten waren weiblich (mindestens 75 %). Die Dauer der Interventionen lag zwischen einem Tag und sechs Monaten.

Wirkung unterschiedlicher Pausenintervalle

Sieben der neun Studien untersuchten unterschiedliche Pausenhäufigkeiten. Zusätzliche Arbeitspausen haben möglicherweise im Vergleich zu keinen zusätzlichen Pausen nur einen geringen oder keinen Einfluss auf das erstmalige Auftreten von Muskel-Skelett-Schmerzen oder die Intensität muskuloskelettaler Beschwerden. Allerdings ist die Evidenz sehr unsicher. Zusätzliche Arbeitspausen verringern jedoch möglicherweise die Intensität von muskuloskelettalen Rückenschmerzen im Vergleich zu keinen zusätzlichen Arbeitspausen. Allerdings ist auch hierfür die Evidenz sehr unsicher.

Ob zusätzliche Arbeitspausen häufiger oder seltener gewährt werden, hat möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Intensität muskuloskelettaler Beschwerden. Allerdings ist die Evidenz sehr unsicher.

Auswirkungen unterschiedlicher Gestaltung von Arbeitspausen

Drei der neun Studien untersuchten verschiedene Arten von Arbeitspausen. Aktive Pausen (z. B. leichte körperliche Aktivitäten wie Dehnübungen) oder kognitive Pausen (z. B. mentale Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen) haben möglicherweise im Vergleich zu passiven Pausen nur einen geringen oder keinen Einfluss auf die Intensität muskuloskelettaler Beschwerden. Allerdings ist die Evidenz sehr unsicher. Ebenso haben aktive Arbeitspausen im Vergleich zu kognitiven Arbeitspausen möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Intensität der allgemeinen muskuloskelettalen Ermüdung. Allerdings ist die Evidenz sehr unsicher.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist sehr gering. Dafür gab es drei Hauptgründe: Die Studien hatten kleine Stichproben, setzten unterschiedliche Methoden zur Vermittlung der Pauseninhalte ein und basierten in ihren wichtigsten Ergebnissen auf Selbstberichten der Teilnehmenden. Es besteht somit ein Bedarf an hochwertigen Studien mit größeren Stichproben, um die Effekte unterschiedlicher Pausenmaßnahmen am Arbeitsplatz zuverlässig einschätzen zu können. Solche Studien könnten klarere Erkenntnisse über den potenziellen Nutzen einer Änderung des Pausenplans, der Pausendauer oder des Pauseninhalts bei Tätigkeiten mit repetitiven Bewegungen sowie über mögliche Schäden durch diese Maßnahmen liefern. Die Studien, die wir gefunden haben, konzentrierten sich auf Büroangestellte. In künftigen Studien sollten die Maßnahmen zur Gestaltung von Arbeitspausen auch Personen berücksichtigen, die in anderen Tätigkeitsbereichen beschäftigt sind. Zukünftige Studien könnten außerdem prüfen, ob sich durch die Kombination von Arbeitspausen mit anderen Ansätzen – wie ergonomischen Schulungen, bei denen Arbeitsumgebung und Aufgaben an die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten angepasst werden, oder durch gezielte Beratung – das Risiko arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen verringern lässt.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dieser Review stellt eine Aktualisierung unserer 2019 erschienenen Version dar. Die Evidenz ist auf dem Stand vom Mai 2024.

Anmerkungen zur Übersetzung

B. Schindler, A. Zink, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Zitierung
Luger T, Ferenchak SA, Rieger MA, Steinhilber B. Work-break interventions for preventing musculoskeletal symptoms and disorders in healthy workers. Cochrane Database of Systematic Reviews 2025, Issue 10. Art. No.: CD012886. DOI: 10.1002/14651858.CD012886.pub3.

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