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Welchen Nutzen und welche Risiken haben Impfstoffe zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten bei Erwachsenen mit soliden Tumoren?

Kernaussagen

- Bei Erwachsenen mit soliden Tumoren verringern Impfstoffe zur Vorbeugung von Herpes zoster das Auftreten von Herpes zoster. Als unerwünschte Wirkungen treten Schmerzen oder Rötungen an der Injektionsstelle auf.

- Ob Grippeimpfstoffe sich auf Todesfälle jeglicher Ursache auswirken, ist unsicher. Auch die Ergebnisse zu unerwünschten Wirkungen jeglichen Schweregrads und schwerwiegende unerwünschte Wirkungen sind unsicher. Das Auftreten von Grippe wurde nicht gemessen.

- Impfstoffe zur Vorbeugung von COVID-19 verringern wahrscheinlich das Auftreten von COVID-19. Wahrscheinlich treten aber unerwünschte Wirkungen jeglicher Schwere auf.

- Weitere Forschung ist erforderlich.

Warum ist es wichtig, Infektionen bei Erwachsenen mit Krebs zu verhindern?

Bei Erwachsenen mit Krebs treten häufig Infektionen als Komplikation auf, entweder aufgrund ihrer Grunderkrankung oder aufgrund von Behandlungen, die zu einer Unterdrückung des Immunsystems führen. Einige Infektionen können durch Impfungen verhindert werden.

Wie funktionieren Impfstoffe?

Das Hauptziel der Impfung besteht darin, eine Infektion zu verhindern. Aufgrund einer veränderten Immunfunktion können Erwachsene mit soliden Tumoren eine andere Immunantwort auf Impfungen zeigen als die gesunde Bevölkerung. Die Immunsuppression – also die abgeschwächte Funktion des Immunsystems – kann bei Menschen mit soliden Tumoren abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung und der jeweiligen Therapieform unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, wie gut Impfstoffe zur Vorbeugung von Infektionen bei Erwachsenen (≥ 18 Jahre) mit soliden Tumoren (nicht Blutkrebs) funktionieren. Wir betrachteten:

- das Auftreten einer Infektion, gegen die geimpft wurde;

- Todesfälle jeglicher Ursache;

- die Lebensqualität;

- unerwünschte Wirkungen (unabhängig vom Schweregrad);

- schwerwiegende unerwünschte Wirkungen, wie lebensbedrohliche Zustände, Krankenhausaufenthalte, Behinderungen oder Tod;

- Reaktionen an der Injektionsstelle, wie Schmerzen oder Rötung; und

- systemische (d. h. den ganzen Körper betreffende) Reaktionen wie Fieber, Kopfschmerzen oder Müdigkeit.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen Impfstoffe gegen verschiedene Infektionskrankheiten bzw. deren Erreger (z. B. Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ b, Meningokokken, Keuchhusten, Hepatitis B, Tetanus, Polio, Diphtherie, Influenza, Herpes zoster und COVID-19) mit einer „Scheinimpfung“ (Placebo) oder keiner Impfung bei Erwachsenen mit soliden Tumoren verglichen wurden. Wir bezogen randomisierte und nicht-randomisierte Studien ein. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz der Forschung.

Was fanden wir?

Wir fanden 10 Studien (fünf randomisierte und fünf nicht-randomisierte Studien), an denen 81.823 Erwachsene mit Krebs teilnahmen und in denen Impfstoffe zur Vorbeugung von Infektionen mit Varizella-Zoster-Virus (führt zu Herpes zoster), Influenza oder COVID-19 untersucht wurden.

Wir fanden keine Studien zu Impfstoffen zur Vorbeugung von Infektionen mit Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ b, Meningokokken, Hepatitis B, Polio, von Diphtherie, Keuchhusten oder Tetanus im Vergleich zu Placebo oder keinem Impfstoff.

Im Folgenden werden die Ergebnisse der randomisierten Studien vorgestellt. Die Ergebnisse der nicht-randomisierten Studien sind im Volltext enthalten.

Hauptergebnisse

Impfstoffe zur Vorbeugung von Herpes zoster (Gürtelrose) im Vergleich zu Placebo oder keinem Impfstoff bei Erwachsenen mit soliden Tumoren:

- reduzieren das Auftreten einer Gürtelrose bis zu 29,4 Monate nach der letzten Dosis (1 Studie, 2678 Erwachsene);

- haben bis zu 28 Tage nach der letzten Dosis möglicherweise nur eine minimale oder gar keine Wirkung hinsichtlich der Gesamtmortalität (2 Studien, 2744 Erwachsene);

- machen bis zu 30 Tage nach der letzten Dosis nur einen minimalen bis gar keinen Unterschied auf unerwünschte Wirkungen jeglichen Schweregrades und schwerwiegende unerwünschte Wirkungen (3 Studien, 2976 Erwachsene);

- verstärken Schmerzen oder Rötungen an der Injektionsstelle, aber zeigen möglicherweise bis zu 30 Tage nach der letzten Dosis nur einen minimalen oder gar keinen Unterschied bei den systemischen Reaktionen (3 Studien, 2966 Erwachsene).

Wir fanden keine Informationen zur Lebensqualität.

Impfstoffe zur Vorbeugung von Grippe im Vergleich zu Placebo oder keinem Impfstoff bei Erwachsenen mit soliden Tumoren:

- Wir sind uns nicht sicher über die Auswirkungen von Grippeimpfstoffen, die vor einer Operation verabreicht werden, auf den Tod jeglicher Ursache bis zu 15 Tage nach der Operation (1 Studie, 66 Erwachsene).

- Wir sind uns nicht sicher über die Auswirkungen von Grippeimpfstoffen, die vor einer Operation verabreicht werden, auf unerwünschte Wirkungen (jeglichen Schweregrads) und schwerwiegende unerwünschte Wirkungen bis zu 15 Tage nach der Operation (1 Studie, 75 Erwachsene).

Wir fanden keine Informationen zum Auftreten von Grippe, zu Schmerzen oder Rötungen an der Injektionsstelle, systemischen Reaktionen oder zur Lebensqualität.

Impfstoffe zur Vorbeugung von COVID-19 im Vergleich zu Placebo oder keinem Impfstoff bei Erwachsenen mit soliden Tumoren:

- verringern wahrscheinlich das Auftreten von COVID-19 bei Erwachsenen ohne vorherige COVID-19-Infektion bis zu sechs Monate nach der zweiten Dosis (1 Studie, 2100 Erwachsene);

- verstärken wahrscheinlich unerwünschte Wirkungen jeglicher Schwere (1 Studie, 2328 Erwachsene);

- zeigen möglicherweise nur einen minimalen oder gar keinen Einfluss auf schwerwiegende unerwünschte Wirkungen (1 Studie, 2328 Erwachsene).

Wir fanden keine Daten zur Gesamtmortalität, zur Lebensqualität, zu Schmerzen oder Rötungen an der Injektionsstelle oder zu systemischen Reaktionen.

Was schränkt die Evidenz ein?

Wir haben nicht zu allen Infektionskrankheiten Studien gefunden. Unser Vertrauen in die gefundene Evidenz reichte von hoch bis sehr niedrig, was in erster Linie auf Probleme innerhalb der Studien zurückzuführen ist, wie das mögliche Risiko einer Verzerrung und ungenaue Schätzungen der Effektgröße. Die meisten nicht-randomisierten Studien waren methodisch nicht ausreichend, um zuverlässige Evidenz zu liefern. Die Studien enthielten nicht alle Informationen, die uns interessierten, einschließlich der Lebensqualität.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz basiert auf Recherchen, die im Dezember 2024 durchgeführt wurden.

Anmerkungen zur Übersetzung

B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Zitierung
Hirsch C, Zorger A-M, Baumann M, Park YS, Bröckelmann PJ, Mellinghoff S, Monsef I, Skoetz N, Kreuzberger N. Vaccines for preventing infections in adults with solid tumours. Cochrane Database of Systematic Reviews 2025, Issue 4. Art. No.: CD015551. DOI: 10.1002/14651858.CD015551.pub2.

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