Kernaussagen
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Bei Frauen, die sich einer Konisation (einem kleinen operativen Eingriff, bei dem ein kegelförmiges Stück Gewebe aus dem Gebärmutterhals entfernt wird) unterzogen haben, senkt eine Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) im Vergleich zu keiner Impfung möglicherweise das Risiko für erneute präkanzeröse Veränderungen des Gebärmutterhalses (vor allem CIN 2+).
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Aufgrund der begrenzten Datenlage ist unklar, ob eine HPV-Impfung – unmittelbar vor, während oder nach einer Konisation – im Vergleich zu keiner Impfung das Risiko für Gebärmutterhalskrebs oder eine anhaltende HPV-Infektion bei betroffenen Frauen beeinflusst.
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Weitere hochwertige Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit und die unerwünschten Wirkungen der HPV-Impfung bei Frauen mit Konisation zu bewerten. In diesen Studien sollten auch spezifische Gruppen einbezogen werden, etwa Frauen mit bereits erfolgter HPV-Impfung sowie unterschiedliche Altersgruppen.
Was ist das humane Papillomavirus und wie wird es behandelt?
Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Sie wird durch eine anhaltende Infektion mit bestimmten Typen des humanen Papillomavirus (HPV) verursacht. HPV-Infektionen sind häufig und verschwinden normalerweise folgenlos. Anhaltende HPV-Infektionen können jedoch zu Zellveränderungen im Gewebe des Gebärmutterhalses führen, die als zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) bezeichnet werden und Krebsvorstufen sind. Diese Krebsvorstufen lassen sich in leichte Gewebeveränderungen (CIN 1) und mittel- und hochgradige (CIN 2 und CIN 3) einteilen. Während sich leichte Gewebeveränderungen in der Regel ohne Behandlung spontan zurückbilden, haben hochgradige Gewebeveränderungen ein höheres Risiko, sich zu Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln. CIN 3 entspricht einem Karzinom „in situ“ (lateinisch: „am Ort“, d.h. Krebszellen sind vorhanden, haben sich aber noch nicht ausgebreitet) und dem Adenokarzinom „in situ“ (Krebszellen sind in Drüsen gewandert). Diese gehen dem eigentlichen Gebärmutterhalskrebs unmittelbar voraus.
Es gibt mehr als 200 HPV-Typen, von denen über 40 den Genitalbereich infizieren. In sieben von 10 Fällen wird Gebärmutterhalskrebs durch die HPV-Typen 16 und 18 verursacht. Bei Frauen, bei denen CIN 2 und CIN 3 diagnostiziert wurde, wird in der Regel eine Konisation des Gebärmutterhalses (auch Konusbiopsie genannt) empfohlen. Bei diesem operativen Eingriff werden Gewebeveränderungen entfernt, um ein Fortschreiten zu Gebärmutterhalskrebs zu verhindern.
In Europa gibt es drei zugelassene HPV-Impfstoffe: einen bivalenten (der gegen zwei HPV-Typen schützt), einen quadrivalenten (der gegen vier HPV-Typen schützt) und einen neunvalenten (der gegen neun HPV-Typen schützt). Die HPV-Impfung wird zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs eingesetzt, aber ihre Wirksamkeit bei Frauen mit Konisation ist nach wie vor ungewiss. Wir verwenden den Ausdruck „mit Konisation“ in diesem Review, wenn die HPV-Impfung im zeitlichen Zusammenhang mit der Konisation erfolgte, egal ob vor, während oder unmittelbar nach dem Eingriff.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, wie wirksam die HPV-Impfung für Frauen ist, die eine Konisation zur Entfernung von Gebärmutterhalskrebs hatten oder haben, und ob sie unerwünschte Wirkungen hat.
Wie gingen wir vor?
Wir haben nach Studien gesucht, die den Nutzen der HPV-Impfung bei Frauen aller Altersgruppen mit Konisation aufgrund HPV-bedingter Gebärmutterhalskrebsvorstufen untersucht haben. Wir haben die Ergebnisse zusammengefasst, ihre Zuverlässigkeit bewertet und unser Vertrauen in die Evidenz eingestuft.
Was fanden wir heraus?
Wir fanden 13 Studien, die 21.453 Frauen mit Konisation einschlossen. Die Studien unterscheiden sich in Design und Qualität. Die meisten Studien wurden in Europa durchgeführt (10 Studien) und verwendeten den quadrivalenten (sieben Studien) oder den neunvalenten (eine Studie) HPV-Impfstoff. In einigen Studien wurden die Frauen mehr als 60 Monate lang beobachtet.
Hauptergebnisse
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Eine HPV-Impfung verringert möglicherweise im Vergleich zu einer Nichtimpfung bei Frauen mit Konisation das Risiko von Krebsvorstufen. Die Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu interpretieren.
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Wir sind uns nicht sicher, ob die HPV-Impfung im Vergleich zu keiner HPV-Impfung bei Frauen mit Konisation eine Wirkung auf Gebärmutterhalskrebs und anhaltende HPV-Infektionen hat.
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Es gab keine Daten zu neuen HPV-Infektionen, Adenokarzinom in situ und zur Lebensqualität. Die übrige Evidenz war größtenteils nicht schlüssig.
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Zu den unerwünschten Wirkungen gehörten leichte Reaktionen (Rötung oder Ausschlag an der Einstichstelle: bei 92 von 100 Frauen; Kopfschmerzen: bei 8 von 100 Frauen) und schwere allergische Reaktionen (1 von 100 Frauen).
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?
Die Evidenz stammte hauptsächlich aus Studien, bei denen es möglicherweise Probleme bei der Durchführung gab. Nur zwei Studien waren darauf ausgelegt, solidere Evidenz zu liefern. Die Studien lieferten nicht genügend Informationen, um festzustellen, welchen Einfluss eine vorherige HPV-Impfung auf die Wirkung einer erneuten HPV-Impfung (unmittelbar vor, während oder nach einer Konisation) hat und ob der Zeitpunkt der zweiten HPV-Impfung eine Rolle spielt. Es werden außerdem mehr Informationen für verschiedene Altersgruppen benötigt.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2023.
B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland