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Einstellungen der Bevölkerung zur vorbeugenden Massenbehandlung gegen durch den Boden übertragene Wurminfektionen: eine Zusammenfassung qualitativer Studien

Kernaussagen

Ob Menschen Medikamente einnehmen, hängt von verschiedenen persönlichen, sozialen und historischen Faktoren ab. Menschen innerhalb einer Gemeinschaft erleben eine Behandlung unterschiedlich – für manche überwiegt der Nutzen, für andere der Schaden. Diese individuellen Erfahrungen können beeinflussen, ob jemand sich für die Einnahme eines vorbeugenden Medikaments entscheidet. Ob Menschen im Rahmen eines Programms zur Massenausgabe von Medikamenten an die Bevölkerung vorbeugend Medikamente einnehmen möchten, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Sie überlegen, ob der Nutzen größer ist als mögliche Schäden, sie müssen dem Programm vertrauen, die ausliefernden Personen als kompetent wahrnehmen und den Eindruck gewinnen, dass das Programm gut organisiert ist.

Unsere Ergebnisse stimmen weitgehend mit denen eines Cochrane Reviews aus dem Jahr 2022 überein, der die Ansichten und Erfahrungen von Menschen mit Programmen zur Massenausgabe von Medikamenten gegen lymphatische Filariose untersucht hat. Diese Übereinstimmung der Ergebnisse zeigt, dass es bei der Planung von Programmen zur Massenausgabe von Medikamenten gemeinsame Herausforderungen gibt. Diese sollten angegangen werden, damit mehr Menschen an den Programmen teilnehmen.

Was wurde in diesem Review untersucht?

Bei Programmen zur Massenausgabe von Medikamenten bekommen ganze Bevölkerungen oder Gruppen in regelmäßigen Abständen Medikamente – auch Menschen, die keine Anzeichen einer bestimmten Krankheit haben. Ziel dieser Methode ist es, die Ausbreitung von Infektionen in der Bevölkerung zu stoppen. Programme zur Massenausgabe von Medikamenten werden derzeit in einigen Krankheitsbekämpfungsprogrammen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen empfohlen – unter anderem gegen Infektionen durch bodenübertragene Wurmarten. Bodenübertragene Wurmarten sind eine Gruppe von Parasiten. Dazu gehören z. B. Spulwürmer, Hakenwürmer, Peitschenwürmer und Fadenwürmer. Programme zur Massenausgabe von Medikamenten finden meist auf Gemeindeebene oder im Rahmen von Schulprogrammen statt. Damit die Massenausgabe von Medikamenten gegen Wurminfektionen erfolgreich ist, müssen die Mitglieder der Gemeinschaft sowohl die Bereitschaft als auch die Möglichkeit zur Teilnahme haben.

In diesem Review haben wir Studien zusammengetragen, in denen untersucht wurde, wie Menschen Programme zur Massenausgabe von Medikamenten gegen Wurminfektionen wahrnehmen und erleben. Wir haben 17 Studien gefunden, die für diesen Review wichtig sind.

Was war das Ziel dieses Reviews?

In diesem qualitativen Review haben wir nach Studien gesucht, in denen untersucht wurde, wie Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen Programme zur Massenausgabe von Medikamenten gegen Wurminfektionen wahrnehmen. Wir wollten verstehen, wie Menschen Programme zur Massenausgabe von Medikamenten gegen Wurminfektionen wahrnehmen und erleben. Uns hat auch interessiert, ob unsere Ergebnisse die eines Cochrane Reviews aus dem Jahr 2022 bestätigen, ergänzen oder ihnen widersprechen. Dieser Review befasste sich mit Programmen zur Massenausgabe von Medikamenten gegen lymphatische Filariose – einer anderen Infektionskrankheit, die durch Würmer verursacht wird.

Was sind die wesentlichen Ergebnisse?

Wir haben 17 Studien in unseren Review aufgenommen. Die Studien bezogen sich auf mehrere Länder in Afrika und Südostasien sowie auf ein Land im östlichen Mittelmeerraum. Die eingeschlossenen Studien untersuchten, wie Menschen in der Gemeinschaft und diejenigen, die die Medikamente verteilen, Programme zur Massenausgabe in Ländern mit niedrigem Einkommen erleben – dort, wo Wurminfektionen ein großes Problem sind. Aus den Daten haben wir vier zentrale Themen herausgearbeitet. Drei dieser Themen wurden auch im Cochrane Review von 2022 zu Programmen zur Massenausgabe von Medikamenten gegen lymphatische Filariose gefunden – was zeigt, dass beide Programme vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Ein neues Thema tauchte auf.

1. Menschen überlegen vor der Teilnahme an Programmen zur Massenausgabe von Medikamenten, ob der Nutzen größer ist als mögliche Schäden – auch wenn manche gar keine echte Wahl haben. Die Teilnahme an einem Programm zur Massenausgabe von Medikamenten kann sowohl positive als auch negative Folgen haben. Für Mitglieder der Gemeinschaft können mehrere dieser Folgen gleichzeitig eine Rolle spielen. Die Entscheidung zur Teilnahme beinhaltet eine sorgfältige Abwägung von Risiken, Nutzen und Machbarkeit (großes Vertrauen in die Evidenz). Unangenehme Erfahrungen können sich schnell in der Gemeinschaft verbreiten (moderates Vertrauen). Physische und soziale Barrieren – wie etwa eine weite Entfernung zur Schule oder der fehlende Schulbesuch – hindern manche Menschen daran, eine Behandlung im Rahmen des MDA-Programms in Anspruch zu nehmen (moderates Vertrauen).

2. Viele Menschen stehen Programmen zur Massenausgabe von Medikamenten zunächst misstrauisch gegenüber – doch mit der Zeit kann Vertrauen entstehen. Das Vertrauen in ein solches Programm wird unter anderem durch frühere Erfahrungen, Gerüchte und Misstrauen gegenüber den beteiligten Personen beeinflusst. Frühere Erfahrungen können einen starken Einfluss auf die Teilnehmenden haben – besonders negative Erlebnisse halten viele wahrscheinlich davon ab, in Zukunft wieder teilzunehmen (hohes Vertrauen). Es ist wichtig, dass die Beziehung zwischen den Menschen, die das Programm umsetzen, und denen, die daran teilnehmen, gut gepflegt wird – so kann mit der Zeit Vertrauen aufgebaut werden (moderates Vertrauen).

3. Die Menschen, die die Medikamente verteilen, genießen in der Gemeinschaft oft wenig Anerkennung und sind häufig nicht gut darauf vorbereitet, die Fragen der Bevölkerung zu beantworten. Die Personen, die bei Kampagnen gegen Wurminfektionen die Medikamente verteilen, haben oft keinen medizinischen Hintergrund und sind nicht ausreichend über das Medikament oder die Krankheit informiert (moderates Vertrauen). Einige Mitglieder der Gemeinschaft bevorzugen es, die Medikamente von Personen zu erhalten, die sie kennen oder denen sie vertrauen (hohes Vertrauen in die Evidenz). Andere wiederum legen mehr Wert auf das Wissen oder den sozialen Status der Verteilenden – sie nehmen möglicherweise nicht teil, wenn diese ihre Fragen zum Programm nicht beantworten können (moderates Vertrauen).

4. (Neu identifiziertes Thema) Viele Menschen in der Gemeinschaft haben Vorschläge, wie das Programm besser umgesetzt werden könnte, und wünschen sich, stärker daran beteiligt zu sein. Obwohl es in manchen Programmen vor der Medikamentenverteilung Informations- und Aufklärungskampagnen gibt, wissen viele Menschen in der Gemeinschaft trotzdem nicht genau, wann die Verteilung stattfindet und warum sie wichtig ist (hohes Vertrauen). Die Teilnehmenden schätzen Verteilungsstrategien, die eine einfache Teilnahme ermöglichen, und wünschen sich, dass auch erwachsene Mitglieder der Gemeinschaft in das Programm einbezogen werden (moderates Vertrauen). Viele Gemeindemitglieder halten eine umfassendere Gesundheitskampagne mit verbesserten sanitären Bedingungen für unerlässlich, um Wurminfektionen besser eindämmen zu können (moderates Vertrauen).

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von November 2024.

Anmerkungen zur Übersetzung

A. Zink, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Zitierung
Fox T, Shrestha S, Kuehn R, Taylor M. Community views on mass drug administration for soil-transmitted helminths: a qualitative evidence synthesis. Cochrane Database of Systematic Reviews 2025, Issue 6. Art. No.: CD015794. DOI: 10.1002/14651858.CD015794.pub2.

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