Kernaussagen
- Im Vergleich zur herkömmlichen Therapie führt Infliximab möglicherweise zu einer leichten Verbesserung der klinischen Remission (keine wahrnehmbaren Symptome) und der endoskopischen Remission (keine sichtbaren Entzündungszeichen im Dickdarm bei der Untersuchung).
- Es gibt nur begrenzte Evidenz für den Einsatz von Tumornekrosefaktor-alpha-Antagonisten (Anti-TNF) als Therapie zur Induktion einer Remission bei Kindern mit Morbus Crohn.
- Es sind mehr gut konzipierte Studien erforderlich, um Anti-TNF mit anderen Behandlungen zu vergleichen und den Zeitpunkt, die Dosierung und andere Einzelheiten dieser Behandlung zu untersuchen.
Wie wird Morbus Crohn bei Kindern behandelt?
In erster Linie wird Morbus Crohn bei Kindern mit Steroiden, spezieller enteraler Ernährung (vollständiger Flüssignahrung zur Deckung des Nährstoffbedarfs), Immunmodulatoren (Substanzen, die das Immunsystems beeinflussen) und teilweise auch mit Biologika wie Anti-TNF-Medikamenten behandelt, die aus lebenden Organismen gewonnen werden.
Bei aggressivem Verlaufs von Morbus Crohn bei Kindern und weit ausgedehnter Entzündung werden Anti-TNF-Medikamente häufiger eingesetzt.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob Anti-TNF-Medikamente als Induktionstherapie für Morbus Crohn bei Kindern sicher und wirksam sind - also ob die helfen, die Krankheit am Anfang zu behandeln. Die Induktionstherapie bezeichnet die initiale medikamentöse Behandlung mit dem Ziel, Entzündungen zu reduzieren und dadurch die Krankheitssymptome zu lindern, um eine Remission zu erreichen – also ein Nachlassen oder vollständiges Verschwinden der Beschwerden.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die Anti-TNF-Medikamente als Induktionstherapie im Vergleich zur konventionellen Behandlung (Steroide oder enterale Ernährung), Placebo (Scheinbehandlung) oder keiner Behandlung bei Kindern mit Morbus Crohn untersuchten. Wir haben die Ergebnisse der Studien zusammengefasst und unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie der Studienmethodik und der Studiengröße bewertet.
Was fanden wir?
Es wurde nur eine Studie identifiziert, in der 100 Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren mit Morbus Crohn untersucht wurden. Als Erstbehandlung erhielten sie entweder den TNF-alpha-Antagonisten Infliximab oder eine konventionelle Therapie, bestehend aus oralem Prednisolon oder vollständiger enteraler Ernährung. Beide Behandlungsgruppen umfassten jeweils 50 Kinder. Die Studie wurde in drei europäischen Ländern durchgeführt. Die Kinder wurden ein Jahr lang beobachtet.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Infliximab im Vergleich zur herkömmlichen Behandlung möglicherweise etwas häufiger sowohl zu einer klinischen Remission (keine spürbaren Symptome mehr) als auch zu einer endoskopischen Remission (keine sichtbare Entzündung im Dickdarm bei der Untersuchung) führt. Die eingeschlossene Studie untersuchte weder die allgemeine Morbidität (Krankheitslast) noch die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Morbus Crohn oder das Auftreten schwerwiegender unerwünschter Wirkungen.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?
Wir haben wenig Vertrauen in die Evidenz, da es möglich ist, dass die Studienteilnehmenden wussten, welche Behandlung sie erhielten. Außerdem war die eingeschlossene Studie klein und es gibt nicht genügend Studien, um sichere Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Es bedarf größerer Studien, um den Nutzen und mögliche Risiken von Anti-TNF-Medikamenten im Vergleich zur konventionellen Therapie bei Kindern mit aktivem Morbus Crohn fundiert zu bewerten. Wichtige Endpunkte, die erforscht werden sollten, sind Morbidität, Sterblichkeit und schwerwiegende unerwünschte Wirkungen.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz auf dem Stand von Juni 2024.
M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland