Die Anwendung von psychologischen Interventionen bei Frauen, bei denen nicht-metastasierter Brustkrebs diagnostiziert und behandelt wird

Fragestellung des Reviews

Wir haben die Evidenz der Wirkung psychologischer Interventionen auf das psychische Empfinden und die Lebensqualität von Frauen mit nicht-metastasiertem Brustkrebs (d. h. Krebs, der sich nicht über die Brust hinaus ausgebreitet hat) überprüft. Die Autoren des Cochrane Review sammelten und analysierten alle relevanten Studien zu dieser Fragestellung und fanden 60 Studien.

Hintergrund

Brustkrebs ist weltweit die häufigste Krebsart bei Frauen. Brustkrebs ist eine erschütternde Diagnose. Daher hat sich ein beträchtlicher Teil der Forschung den psychischen Auswirkungen einer Diagnose und der Behandlung von Brustkrebs gewidmet. Die Diagnose und Behandlung von Brustkrebs kann Depressionen und Ängste auslösen und die Lebensqualität beeinträchtigen. Infolgedessen wurden verschiedene psychologische Interventionen eingesetzt, um die psychische Belastung nach einer Brustkrebsdiagnose zu bewältigen.

Studienmerkmale
Es wurden Studien bis März 2021 berücksichtigt. Eine Intervention konnte im Rahmen einer Gruppe (Gruppenintervention), als Einzelkontakt zwischen einem Therapeuten oder einer Therapeutin und der Patientin (Einzelintervention) oder in Form einer Paartherapie durchgeführt werden, bei der die Patientin und ihr Ehepartner*in an den Therapiesitzungen teilnehmen (Paarintervention). Die Kontrollgruppe erhielt entweder Informationsbroschüren oder die Möglichkeit zum Besuch von Seminaren und Entspannungskursen.

Es wurde eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt, in die 60 Studien mit 7998 Teilnehmerinnen einbezogen wurden. Die meisten Interventionen basierten auf der kognitiven Verhaltenstherapie, bei der es darum geht, die Gedanken und das Verhalten einer Person zu ändern. Insgesamt unterschieden sich sowohl die Methoden zur Erfassung der Endpunkte (beispielsweise Angst, Depression und Lebensqualität) als auch die Zeitpunkte der Follow-Up-Messungen zwischen den Studien.

Hauptergebnisse

Die Frauen, die eine psychologische Therapie erhielten, zeigten im Vergleich zur Kontrollgruppe eine Verringerung von Depressionen, Angstzuständen, Stimmungsschwankungen und Stress sowie eine Verbesserung der Lebensqualität. Die Auswirkungen der psychologischen Therapie auf die Bewältigung und das Überleben konnten nicht ermittelt werden, da nur sehr wenige Studien diese Ergebnisse erhoben oder berichteten.

Unerwünschte Ereignisse wurden in keiner der einbezogenen Studien berichtet oder untersucht.

Weitere Forschung sollte sich der Frage widmen, ob die Wirkungen dieser Behandlungen auch nach Behandlungsende Bestand haben. Diese Evidenz wäre zentral, um informierte Entscheidungen über die Behandlungsoptionen treffen zu können.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz war für jedes Ergebnis gering. Die Interventionen variierten zwischen den Studien, ebenso wie die Methoden und der Zeitpunkt der Ergebnismessungen und die Betreuung in den Kontrollgruppen.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Nach den vorliegenden Erkenntnissen wirken sich psychologische Interventionen möglicherweise günstig auf die psychologischen Ergebnisse aus, insbesondere auf Depressionen, Angstzustände, Stimmungsschwankungen und Stress. Auch die Lebensqualität verbesserte sich in der psychologischen Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Insgesamt gab es in den Studien erhebliche Unterschiede in Bezug auf das Spektrum der angewandten psychologischen Interventionen, die Kontrollbedingungen, die Messung desselben Endpunkts und den Zeitpunkt der Nachuntersuchung.

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Hintergrund: 

Brustkrebs ist weltweit die häufigste Krebsart bei Frauen. Es handelt sich um eine belastende Diagnose, weshalb die psychologischen Folgen einer Brustkrebsdiagnose und -behandlung Gegenstand umfangreicher Forschungsarbeiten sind. Es handelt sich um eine belastende Diagnose, weshalb die psychologischen Folgen einer Brustkrebsdiagnose und -behandlung Gegenstand umfangreicher Forschungsarbeiten sind. Daher wurde in mehreren Studien untersucht, wie sich psychologische Interventionen auf die psychische Belastung nach einer Brustkrebsdiagnose auswirken. Dieser Cochrane Review ist eine Aktualisierung eines 2015 erstmals veröffentlichten Reviews.

Zielsetzungen: 

Bewertung der Auswirkungen psychologischer Interventionen auf psychische Erkrankungen und die Lebensqualität von Frauen mit nicht-metastasiertem Brustkrebs.

Suchstrategie: 

Wir durchsuchten das Cochrane Breast Cancer Group Specialised Register, CENTRAL, MEDLINE, Embase, CINAHL, PsycINFO, die World Health Organization International Clinical Trials Registry Platform (WHO ICTRP) und ClinicalTrials.gov bis zum 16. März 2021. Ebenso wurden die Referenzlisten relevanter Publikationen durchsucht.

Auswahlkriterien: 

Randomisierte kontrollierte Studien, in denen die Wirksamkeit psychologischer Interventionen für Frauen mit nicht metastasiertem Brustkrebs untersucht wurde.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Autoren bewerteten unabhängig voneinander die Studien bezüglich Einschluss, extrahierten Daten, bewerteten das Risiko für Bias und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von GRADE. Eventuelle Unstimmigkeiten wurden durch Diskussion gelöst. Die extrahierten Daten enthielten Informationen über die Teilnehmer, die Methoden, die Intervention und die Ergebnisse.

Hauptergebnisse: 

Wir haben 60 randomisierte kontrollierte Studien mit 7998 Teilnehmenden einbezogen. Die häufigsten Ausschlussgründe waren nicht-randomisierte Studien und die Einbeziehung von Frauen mit metastasierter Erkrankung. In die aktualisierte Untersuchung wurden 7998 randomisierte Frauen einbezogen; die ursprüngliche Untersuchung umfasste 3940 Frauen.

Es wurde eine große Bandbreite an Interventionen bewertet. Die meisten Interventionen waren kognitiv oder achtsamkeitsbasiert, unterstützend-expressiv und pädagogisch. Die Interventionen wurden hauptsächlich von Angesicht zu Angesicht (56 Studien) und häufiger in Gruppen- (50 Studien) als in Einzelsitzungen (10 Studien) durchgeführt. Die meisten Interventionssitzungen fanden wöchentlich statt und dauerten durchschnittlich 14 Stunden. Die Nachbeobachtungszeit reichte von zwei Wochen bis zu 24 Monaten.

Die gepoolten standardisierten Mittelwertdifferenzen (SMD) gegenüber dem Ausgangswert deuten darauf hin, dass die Intervention folgende Endpunkte reduziert: Depressionen (SMD -0,27, 95% Konfidenzintervall (CI) -0,52 bis -0,02; P = 0,04; 27 Studien, 3321 Teilnehmende, I2 = 91%, niedrige Vertrauenswürdigkeit), Angstzustände (SMD -0,43, 95% CI -0,68 bis -0,17; P = 0.0009; 22 Studien, 2702 Teilnehmende, I2 = 89%, niedrige Vertrauenswürdigkeit), Stimmungsstörungen in der Interventionsgruppe (SMD -0,18, 95% CI -0,31 bis -0,04; P = 0,009; 13 Studien, 2276 Teilnehmende, I2 = 56%, niedrige Vertrauenswürdigkeit) und Stress (SMD -0,34, 95% (CI) -0,55 bis -0,12; P = 0,002; 8 Studien, 564 Teilnehmende, I2 = 31%, niedrige Vertrauenswürdigkeit). Die Intervention verbessert wahrscheinlich die Lebensqualität in der Interventionsgruppe (SMD 0,78, 95 % (CI) 0,32 bis 1,24; P = 0,0008; 20 Studien, 1747 Teilnehmende, I2 = 95 %, niedrige Vertrauenswürdigkeit). Unerwünschte Ereignisse wurden in keiner der eingeschlossenen Studien gemeldet.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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