Kurzzeitige verglichen mit längerer Antibiotika-Therapie für erwachsene Intensivpatienten mit im Krankenhaus erworbener Lungenentzündung

Fragestellung des Reviews
Wir überprüften die Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), die die Auswirkungen einer kurzzeitigen Antibiotikabehandlung mit einer längeren Behandlung von Intensivpatienten mit im Krankenhaus erworbener Lungenentzündung (nosokomialer Lungenentzündung, hospital-acquired pneumonia, HAP) verglichen.

Hintergrund
Eine im Krankenhaus erworbene Lungenentzündung ist die Hauptursache für Krankenhaus-Infektionen auf der Intensivstation. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Lungenentzündung bei Schwerkranken erhöhen. Der wichtigste Faktor ist die Intubation in Verbindung mit maschineller Beatmung. Daher hat die Mehrheit der Patienten auf der Intensivstation mit im Krankenhaus erworbener Lungenentzündung eine sogenannte beatmungsassoziierte Lungenentzündung.

Es besteht die Sorge, dass eine unnötig lange Antibiotika-Therapie dazu führen könnte, dass die Patienten antibiotikaresistente Keime erwerben, die möglicherweise schwieriger zu erkennen und zu behandeln sind, wenn sie eine Infektion verursachen, und die Arzneimittelkosten erhöhen könnten. Andererseits besteht bei einer zu kurzen Therapie die Gefahr, dass die Behandlung nicht erfolgreich ist.

Studienmerkmale
Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2015. Wir identifizierten sechs RCTs, in die 1088 Patienten eingeschlossen wurden. Die Studien verfolgten ganz unterschiedliche Ansätze für ihre Untersuchungen. Wir fanden nur eine Studie, die die Dauer der Antibiotika-Therapie bei Patienten auf der Intensivstation untersuchte, die zwar eine im Krankenhaus erworbene Lungenentzündung hatten, aber nicht maschinell beatmet wurden.

Hauptergebnisse
Bei Patienten mit einer beatmungsassoziierten Lungenentzündung war unser wichtigstes Ergebnis, dass eine sieben- oder achttägige Antibiotika-Therapie mit einem Rückgang der Antibiotika-Verabreichung insgesamt verbunden war und das Wiederauftreten von Lungenentzündungen durch resistente Keime im Vergleich zu einer zehn- bis fünfzehntägigen Therapie verringerte. Dieses Ergebnis wurde außerdem ohne signifikante Auswirkung auf die Sterblichkeit erreicht. In Fällen, in denen die beatmungsassoziierte Lungenentzündung allerdings auf einen bestimmten Keimtyp ("nicht fermentierende gramnegative Stäbchenbakterien") zurückzuführen war, der mit Antibiotika nur schwer zu beseitigen sein kann, erschien das Risiko des Wiederauftretens einer Lungenentzündung nach einer kurzen Behandlungsdauer jedoch höher.

Eine Studie fand heraus, dass bei Patienten mit möglicher (aber nur wenig wahrscheinlicher) im Krankenhaus erworbener Lungenentzündung eine kurze (dreitägige) Therapie mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit, resistente Keime zu erwerben oder anschließende Infektionen aufgrund resistenter Keime zu entwickeln, verbunden zu sein schien.

Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz für die wichtigsten Endpunkte war niedrig bis moderat. Die hauptsächlichen Gründe dafür, dass die Qualität der Evidenz nicht hoch war, waren die geringe Anzahl von gefundenen Studien und Unterschiede zwischen den Patientenpopulationen und Art der Interventionen sowie zwischen den berichteten Endpunkten in den Studien.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Bollig, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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