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Beugen Protonenpumpenhemmer Geschwüren und Beschwerden im oberen Verdauungstrakt vor, die durch nichtsteroidale Antirheumatika verursacht werden?

Kernaussagen

  • Im Vergleich zu einem Placebo (Scheinmedikament ohne Wirkstoff) reduzieren Protonenpumpenhemmer wahrscheinlich die Entwicklung neuer Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. Sie verringern wahrscheinlich auch leicht die Symptome von Dyspepsie (Beschwerden im Verdauungstrakt). Sie verringern möglicherweise Komplikationen durch Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre und verbessern wahrscheinlich leicht die Lebensqualität. Möglicherweise haben sie nur minimale oder gar keine schädlichen Wirkungen, aber die Evidenz hierfür ist sehr unsicher.

  • Verglichen mit Histamin-2-Rezeptor-Antagonisten (H2-Blocker) entstehen unter Protonenpumpenhemmer möglicherweise eher neue Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre. Die Evidenz für diesen Vergleich stammt allerdings aus nur einer Studie mit 26 Teilnehmenden.

  • Im Vergleich zu dem Medikament Misoprostol entstehen unter Protonenpumpenhemmer möglicherweise eher neue Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, aber Protonenpumpenhemmer verursachen möglicherweise weniger unerwünschte Wirkungen. Die Evidenz für beide Ergebnisse ist allerdings sehr unsicher. Die Evidenz für diesen Vergleich stammt allerdings aus nur einer Studie.

Was sind nichtsteroidale Antirheumatika, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, Dyspepsie und Protonenpumpenhemmer?

Nichtsteroidale Antirheumatika sind weit verbreitete Medikamente zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen – also der körpereigenen Reaktion auf Verletzungen oder Erkrankungen. Die langfristige Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika kann die Schleimhaut des Magens oder des Zwölffingerdarms (erster Abschnitt des Dünndarms) schädigen und zu sogenannten Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren führen, die mit Schmerzen und ernsthaften Komplikationen einhergehen können. Zu den möglichen Komplikationen zählt die Dyspepsie, ein Komplex verschiedener Beschwerden im Oberbauch, wie Unwohlsein, Druck- und Völlegefühl. Protonenpumpenhemmer sind Medikamente, die die Produktion der Magensäure verringern (die bei der Verdauung hilft). Dadurch unterstützen sie den Schutz der Magenschleimhaut, beispielsweise vor den schädigenden Wirkungen nichtsteroidaler Antirheumatika.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob Protonenpumpenhemmer Dyspepsie sowie Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren vorbeugen können – bei Personen, die über vier Wochen oder länger nichtsteroidale Antirheumatika einnehmen. Wir suchten nach Informationen zum Auftreten von Dyspepsie-Symptomen, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren, unerwünschten Wirkungen und Komplikationen sowie Daten zur Lebensqualität.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien bis Oktober 2023 gesucht. Wir schlossen Studien ein, in denen Protonenpumpenhemmer mit Placebo (Scheinmedikament), Histamin-2-Rezeptor-Antagonisten (H2-Blockern; Wirkstoffe zur Reduktion der Magensäureproduktion), Misoprostol (ein magenschützendes Medikament) oder Sucralfat (ein Mittel zur Behandlung und Vorbeugung von Magen-Darm-Geschwüren) verglichen wurden – und zwar bei Erwachsenen und Kindern, die über mindestens vier Wochen hinweg nichtsteroidale Antirheumatika einnahmen.

Was fanden wir?

Wir fanden 12 Studien, an denen 8760 Erwachsene teilnahmen, die nichtsteroidale Antirheumatika einnahmen. Die größte Studie umfasste 2426 Personen, die kleinste Studie 26 Personen. Die Studienteilnehmenden erhielten einen der folgenden Protonenpumpenhemmer zum Einnehmen: Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol oder Pantoprazol, wobei in den meisten Studien Esomeprazol verwendet wurde. In zehn Studien wurden Protonenpumpenhemmer mit Placebo verglichen, in einer Studie wurden Protonenpumpenhemmer, Misoprostol und Placebo miteinander verglichen und in einer Studie wurden Protonenpumpenhemmer mit dem H2-Blocker Famotidin verglichen. Die Studien dauerten rund sechs Monate, nur eine dauerte 12 Monate oder länger. Pharmazeutische Unternehmen finanzierten sieben Studien.

Hauptergebnisse

Im Vergleich zu Placebo verringern Protonenpumpenhemmer wahrscheinlich geringfügig Dyspepsie-Symptome. Protonenpumpenhemmer reduzieren wahrscheinlich die Entwicklung neuer Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre im Vergleich zu Placebo: Wenn unter Protonenpumpenhemmern 36 neue Magen-Darm-Geschwüre pro 1000 Personen aufträten, wären es unter Placebo 119 neue Geschwüre pro 1000 Personen . Protonenpumpenhemmer verringern möglicherweise Komplikationen im Zusammenhang mit Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren im Vergleich zu Placebo. Wenn unter Protonenpumpenhemmern 4 Komplikationen pro 1000 Personen aufträten, wären es unter Placebo 11 Komplikationen pro 1000 Personen. Protonenpumpenhemmer verbessern wahrscheinlich die Lebensqualität geringfügig.

Protonenpumpenhemmer führen möglicherweise im Vergleich zu H2-Blockern zu mehr neu auftretenden Magen- und Zwölfingerdarmgeschwüren: Wenn unter Protonenpumpenhemmern 154 neue Geschwüre pro 1000 Personen aufträten, wären es unter H2-Blockern 77 neue Geschwüre pro 1000 Personen.

Protonenpumpenhemmer führen möglicherweise im Vergleich zu Misoprostol zu mehr neu auftretenden Magen- und Zwölfingerdarmgeschwüren; die Evidenz ist hierfür jedoch sehr unsicher. Protonenpumpenhemmer verursachen im Vergleich zu Misoprostol möglicherweise weniger unerwünschte Wirkungen; die Evidenz ist hierfür jedoch sehr unsicher.

Wir fanden keine Studien, die Protonenpumpenhemmer und Sucralfat verglichen.

Was schränkt die Evidenz ein?

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist moderat bis niedrig. Die Studien waren sehr klein, sie berichteten nicht über die Ergebnisse, die uns interessierten, es gab jeweils nur eine Studie für bestimmte Vergleiche und die Ergebnisse variierten zwischen den Studien, d.h. einige Studien fanden einen Nutzen, andere nicht.

Wie aktuell ist dieser Review?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 23. Oktober 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung

B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Zitierung
Garegnani L, Oltra G, Burgos MA, Ivaldi D, Varela LB, Díaz Menai S, Puga-Tejada M, Escobar Liquitay CM, Franco JVA. Proton pump inhibitors for the prevention of non-steroidal anti-inflammatory drug-induced ulcers and dyspepsia. Cochrane Database of Systematic Reviews 2025, Issue 5. Art. No.: CD014585. DOI: 10.1002/14651858.CD014585.pub2.