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Führen gemeindenahe Navigationsangebote – bei denen Kliniker*innen Risikopatient*innen durch das Gesundheitssystem begleiten – zu einer Reduktion ungeplanter Krankenhauseinweisungen?

Kernaussagen

- Bei Personen, die gemeindenahe Navigationsangebote in Anspruch nehmen, werden wahrscheinlich im ersten Jahr nach dieser Navigation etwas seltener aus ungeplanten Gründen in ein Krankenhaus eingewiesen als Personen, die diese Art von Unterstützung nicht in Anspruch nehmen.

- Es bedarf weiterer hochwertiger Studien mit transparenter Berichterstattung, um besser zu verstehen, bei welchen Personengruppen, in welchen Versorgungssettings und mit welchen Methoden gemeindenahe Navigationsangebote den größten Nutzen entfalten – und wie sie sich auf patientenberichtete Ergebnisse auswirken.

Was sind gemeindenahe Navigationsangebote?

Gemeindenahe Navigationsangebote bezeichnen Unterstützungsleistungen, bei denen eine dritte Partei – meist ein geschulter Kliniker bzw. eine geschulte Klinikerin – Einzelpersonen dabei hilft, sich im Versorgungssystem zurechtzufinden und Zugang zu unterschiedlichen Gesundheits- und Sozialdiensten zu erhalten, ohne dabei selbst direkt in die klinische Behandlung eingebunden zu sein. Care-Navigatoren begleiten Patientinnen und Patienten aktiv durch die oft komplexen Strukturen des Gesundheitssystems, um eine rechtzeitige Versorgung sicherzustellen und gleichzeitig durch Aufklärung sowie emotionale Unterstützung deren Selbstmanagement und Eigenverantwortung zu stärken.

Warum ist dieser Review wichtig?

Mit steigendem Alter treten bei vielen Menschen vermehrt chronische Erkrankungen auf – also langanhaltende Erkrankungen, die über mehrere Monate bestehen. Diese führen häufig zu einem erhöhten Bedarf an Krankenhausbehandlungen und belasten dadurch Gesundheitssysteme weltweit zunehmend. Menschen mit komplexen chronischen Erkrankungen berichten häufiger, dass ihre Gesundheits- und Pflegebedürfnisse unzureichend gedeckt sind, was wiederum mit einer erhöhten Nutzung von Krankenhausleistungen einhergeht. Vorläufige Evidenz deutet darauf hin, dass gemeindenahe Navigationsangebote den Zugang der Betroffenen zu gemeindenahen Diensten verbessern, den ungedeckten Bedarf an medizinischer Versorgung reduzieren und zu einer Verringerung von Krankenhauseinweisungen und Besuchen in Notaufnahmen führen kann. Weitere Evidenz ist erforderlich, um dies zu bestätigen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob die Bereitstellung von Navigationsangeboten in der Gemeinde die Rate ungeplanter Krankenhauseinweisungen (einschließlich Notaufnahmen) senken und patientenberichtete Endpunkte – darunter die gesundheitsbezogene Lebensqualität – in als risikobehaftet geltenden Gruppen verbessern können.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen die Teilnehmenden entweder eine Intervention erhielten, die unserer Definition von "Community Care Navigation" entsprach, oder eine übliche Versorgung, d.h. eine medizinische Routineversorgung zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten, wie verlässlich die Evidenz ist – unter anderem auf Basis der verwendeten Methoden und der Größe der Studien.

Was fanden wir?

Wir haben 19 Studien mit 36.745 Personen einbezogen und analysiert. Alle Studien wurden in Ländern mit hohem Einkommen durchgeführt und von medizinischen Forschungsinstituten oder Universitäten finanziert. Fünf Studien konzentrierten sich auf Bevölkerungsgruppen mit mehreren chronischen Erkrankungen; drei davon nutzten Krankenhausdaten, um Risikopopulationen basierend auf einer Vielzahl von Merkmalen zu identifizieren. Vier Studien wurden in einem kommunalen Gesundheitszentrum durchgeführt, während die übrigen 15 zwar in einem Krankenhaus initiiert, jedoch auf Gemeindeebene umgesetzt wurden. In sieben Studien wurde eine examinierte Pflegefachkraft als Versorgungsnavigator*in eingesetzt, in fünf Studien Sozialarbeiter*innen und in einer Studie kommunale Gesundheitshelfer*innen. In sechs Studien wurden multidisziplinäre Teams eingesetzt. In den Studien wurden mehrere Komponenten von Versorgungsnavigation angeboten, darunter Screening, Bedarfsermittlung, Navigation zu Versorgung und Diensten, Entwicklung von Versorgungsplänen und telefonische Nachbeobachtung. Telefonische Nachverfolgung war die häufigste Kommunikationsmethode in den Studien.

Hauptergebnisse

- Im Vergleich zu Personen, die die übliche Versorgung erhielten, wurden denjenigen, die eine gemeindenahe Navigation erhielten, im Jahr nach der Inanspruchnahme der Navigation wahrscheinlich etwas seltener aus ungeplanten Gründen in ein Krankenhaus eingewiesen.

- Im Vergleich zur üblichen Versorgung führen gemeindenahe Navigationsangebote möglicherweise zu keinem oder nur geringem Unterschied in der Anzahl ungeplanter Krankenhauseinweisungen im ersten Monat – allerdings ist die Evidenzlage sehr unsicher.

- Verglichen mit der üblichen Versorgung führen gemeindenahe Navigationsangebote wahrscheinlich zu einem geringen bis keinem Unterschied in der Rate der Einweisungen in die Notaufnahme, sowohl im ersten Monat als auch im ersten Jahr.

- Gemeindenahe Navigationsangebote führen im Vergleich zur üblichen Versorgung zu einem höheren Anteil von Teilnehmenden, die im ersten Monat ambulante Termine wahrnehmen. Dies deutet darauf hin, dass solche Angebote dazu beitragen könnten, die Patientenversorgung stärker auf gemeindenahe Dienste auszurichten.

- Weitere Studien sind erforderlich, um die Wirkungen auf die von den Patient*innen gemeldeten Endpunkte, die Behandlungszufriedenheit und die Qualität der Versorgung zuverlässig zu verstehen.

Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?

Wir sind sicher, dass durch die Community Care Navigation im ersten Monat mehr ambulante Termine vergeben werden als bei der üblichen Versorgung. Unser Vertrauen in die Evidenz für die anderen Endpunkte reichte von moderat bis sehr niedrig. Aufgrund der Art der Intervention war es sehr wahrscheinlich, dass die Studienteilnehmenden wussten, welche Behandlung sie erhielten, was ihre Angaben, z. B. zu den von den Patienten angegebenen Gesundheitsergebnissen, beeinflusst haben könnte. Auch die Art der berichteten Ergebnisse sowie die zugrunde liegenden Zeiträume variierten erheblich.

Weitere Forschung ist notwendig, um die langfristige Wirkung gemeindenaher Navigationsprogramme über einen Zeitraum von 12 Monaten hinaus, die von Patient+innen berichteten gesundheitlichen Ergebnisse in diesem Kontext sowie die wirksamsten Elemente solcher Programme besser zu verstehen. Bei zukünftigen Aktualisierungen dieses Reviews beabsichtigen wir, Patient*innen und Vertreter*innen der Öffentlichkeit einzubeziehen, um ihre Perspektiven in die Interpretation der Ergebnisse einfließen zu lassen.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2024.

Anmerkungen zur Übersetzung

M Fischill-Neudeck, A. Egger-Rainer, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Zitierung
Pang RK, Shannon B, Collyer T, Srikanth V, Andrew NE. Community care navigation intervention for people who are at risk of unplanned hospital presentations. Cochrane Database of Systematic Reviews 2025, Issue 6. Art. No.: CD014713. DOI: 10.1002/14651858.CD014713.pub2.

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