Welche Faktoren beeinflussen die Ansichten und Praktiken von Betreuungspersonen und Jugendlichen in Bezug auf die Impfung von Jugendlichen gegen humane Papillomviren (HPV)?

Kernaussagen

- Viele komplexe Faktoren können die Ansichten und Handlungen von Betreuungspersonen und Jugendlichen in Bezug auf die Impfung von Jugendlichen gegen humane Papillomviren (HPV) beeinflussen. Wir unterteilten sie in 8 Themen mit Bezug auf individuelles Wissen und Wahrnehmungen, familiäre und soziale Beziehungen und den größeren Kontext, in dem Betreuungspersonen und Jugendliche leben.

- Planende im Gesundheitswesen und Entscheidungstragende könnten die Themen nutzen, um die spezifischen Zusammenhänge zu verstehen, in denen Menschen Entscheidungen über die HPV-Impfung treffen. Dies könnte ihnen dabei helfen, relevantere und wirksamere Wege zu finden, um die Akzeptanz und Inanspruchnahme der Impfung zu fördern.

Was sind humane Papillomviren (HPV), und warum sollte man sich dagegen impfen lassen?

HPV sind die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs bei Frauen. Außerdem verursachen sie bei beiden Geschlechtern Genitalwarzen und verschiedene Krebsarten. Die Impfung von Jugendlichen im Alter von 9 bis 19 Jahren ist eine der wirksamsten Methoden zur Vorbeugung dieser Krankheiten.

Warum ist es wichtig zu verstehen, was die Entscheidungen von Betreuungspersonen und Jugendlichen in Bezug auf die HPV-Impfung beeinflusst?

Der Erfolg von HPV-Impfprogrammen hängt von einer hohen Durchimpfungsrate ab. Weltweit werden jedoch viele Jugendliche nicht gegen HPV geimpft. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Es kann sein, dass die Impfung nicht verfügbar ist oder dass Jugendliche Schwierigkeiten beim Zugang zu Impfdiensten haben, z. B. wegen der schlechten Qualität der Gesundheitssystems, der Entfernung zu einer Gesundheitseinrichtung oder wegen Geldmangels. Einige Betreuungspersonen und Jugendliche akzeptieren die HPV-Impfung womöglich nicht.

Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten wissen, welche Faktoren die Ansichten und Handlungen von Betreuungspersonen und Jugendlichen im Zusammenhang mit der HPV-Impfung beeinflussen. Wir interessierten uns für Faktoren, die die Akzeptanz der HPV-Impfung erhöhen oder verringern könnten.

Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die die Ansichten, Erfahrungen und Handlungen von Betreuungspersonen oder Jugendlichen in Bezug auf die HPV-Impfung für Jugendliche in allen Ländern, in denen die HPV-Impfung angeboten wird, untersucht haben. Die Studienteilnehmenden mussten Jugendliche oder Betreuungspersonen sein, die für die Entscheidung, ob ein Jugendlicher geimpft werden soll, verantwortlich waren.

Was fanden wir?
Wir fanden 206 relevante Studien und analysierten die Ergebnisse von 71 von ihnen. Die Studien fanden auf der ganzen Welt statt und umfassten städtische und ländliche Gebiete sowie Menschen, die in Ländern und Gemeinschaften mit hohem, mittlerem und niedrigem Einkommen leben.

Hauptergebnisse
Wir stellten fest, dass viele komplexe Faktoren einen Einfluss darauf haben können, was Betreuungspersonen und Jugendliche über die HPV-Impfung denken und welche Maßnahmen sie ergreifen. Wir haben diese in 8 Themen unterteilt.

1. Mangelnde medizinische Kenntnisse

2. Überzeugungen und Vorstellungen über die Risiken und Nutzen der HPV-Impfung

3. Ansichten zu oder Erfahrungen mit anderen Impfstoffen und Impfprogrammen

4. Die Rolle von Jugendlichen und ihren primären Betreuungspersonen bei der Entscheidungsfindung

5. Die Ansichten und Handlungen in Bezug auf die HPV-Impfung von anderen Familienmitgliedern oder anderen Mitgliedern des sozialen Umfeldes, beispielsweise Gleichaltrige, traditionelle oder religiöse Führungspersönlichkeiten und die Medien

6. Allgemein vertretene soziale oder kulturelle Überzeugungen über Jugend, Sexualität, Geschlecht, Elternschaft und Gesundheit

7. Vertrauen oder Misstrauen in Institutionen oder Personen, die mit Impfungen in Verbindung stehen, z. B. Lehrer und Schulen, die pharmazeutische Industrie, die Regierung und medizinisches Fachpersonal

8. Zugang zu und Erfahrungen mit HPV-Impfprogrammen, z. B. die Verbraucherfreundlichkeit, die Kosten des Impfstoffs oder Sprachbarrieren.

Was schränkt die Evidenz ein?
Unser Vertrauen in die Evidenz ist überwiegend moderat bis hoch. Allerdings waren die Methoden oder Ergebnisse einiger Studien nicht sehr klar, und einige konzentrierten sich auf eine bestimmte Art von Umfeld oder Land, so dass sie für andere Umfelder oder Länder möglicherweise nicht relevant sind. Alle eingeschlossenen Studien wurden in englischer oder französischer Sprache veröffentlicht. Ergebnisse, die in anderen Sprachen veröffentlicht wurden, könnten wir übersehen haben.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Februar 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zeitler, F. Halter, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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