Kernaussagen
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Schulmahlzeiten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen verbessern geringfügig die Leistungen in Mathematik. Auf die Leseleistungen haben sie hingegen möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Einfluss. Schulmahlzeiten führen zu einem leichten Anstieg der Einschulungszahlen, haben jedoch möglicherweise nur geringe bis gar keine Auswirkungen auf die Anwesenheitsquote. Schulmahlzeiten führen wahrscheinlich zu einem leichten Anstieg der Körpergröße und des Gewichts für das jeweilige Alter. Wir sind uns nicht sicher, ob sie Übergewicht und Fettleibigkeit verringern.
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Forschung sollte ein wesentlicher Bestandteil in der Planung und Umsetzung von Schulernährungsprogrammen sein. Um die Ergebnisse verschiedener Studien besser vergleichen zu können, sollten sich Forschende, Eltern und politische Entscheidungsträger auf eine gemeinsame Liste der wichtigsten Ziele für die Gesundheit, die Entwicklung und den Schulerfolg von Kindern einigen.
Warum wollten wir Studien zu Schulmahlzeiten überprüfen?
Weltweit erhalten viele Kinder nicht genügend nahrhafte Lebensmittel, um gesund zu bleiben und in der Schule gut lernen zu können. Dies beeinträchtigt ihre Möglichkeit, eingeschult zu werden, die Schule regelmäßig zu besuchen und dort zu lernen. Schulmahlzeiten sollen Hunger verringern sowie die Lernfähigkeit, die Konzentration und die allgemeine Gesundheit der Kinder verbessern.
Schulmahlzeiten gehören weltweit zu den wichtigsten sozialen Sicherheitsnetzen. Wir haben untersucht, wie sich Schulmahlzeiten auf Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen weltweit auswirken. Die meisten bisherigen Evidenzübersichten sind geografisch eingeschränkt und stützen sich überwiegend auf narrative Analysen.
Was wollten wir herausfinden?
Wir formulierten zwei zentrale Fragen zur gesundheitlichen Chancengleichheit:
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Verbessern Schulmahlzeiten die körperliche Gesundheit von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen weltweit?
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Profitieren Kinder, die aufgrund ihres Geschlechts oder eines niedrigen Familieneinkommens benachteiligt sind, stärker von Schulmahlzeiten als weniger benachteiligte Kinder?
Wie gingen wir vor?
Wir haben nach Studien gesucht, in denen die Auswirkungen von Schulmahlzeiten auf Schüler*innen im Alter von fünf bis 19 Jahren untersucht wurden. Wir haben randomisierte Studien einbezogen, bei denen Schüler*innen oder Schulen per Zufall verschiedenen Studiengruppen zugeordnet werden. Da randomisierte Studien jedoch nicht immer möglich sind, haben wir auch nicht-randomisierte Studien einbezogen, in denen Schulmahlzeiten mit Gruppen ohne Schulspeisung verglichen wurden. Bei diesen nicht-randomisierten Studien mussten die Endpunkte mindestens zweimal gemessen werden: einmal zu Beginn und einmal am Ende der Studie. Wir haben unser Vertrauen in die Ergebnisse für jeden Endpunkt separat bewertet.
Was fanden wir heraus?
Wir fanden 13 randomisierte Studien und 27 nicht-randomisierte Studien, an denen insgesamt mehr als 91.995 Schüler*innen im Alter von fünf bis 19 Jahren teilnahmen. Eine Studie umfasste 59.613 Schüler*innen, während andere Studien zwischen 40 und 6038 Schüler*innnen umfassten. In den meisten Studien war die Anzahl von Jungen und Mädchen ähnlich, aber drei Studien schlossen nur Mädchen ein. Die meisten Studien (34) fanden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen statt, während sechs aus Ländern mit hohem Einkommen stammten.
In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen führen Schulmahlzeiten zu einem leichten Anstieg der Testergebnisse in Mathematik. Auf die Testergebnisse im Lesen haben sie jedoch möglicherweise nur eine geringe oder gar keine Wirkung. Schulmahlzeiten führen zu einem leichten Anstieg der Einschulungszahlen, haben jedoch möglicherweise nur geringe bis gar keine Auswirkungen auf die Anwesenheitsquote. Schulmahlzeiten führen wahrscheinlich zu einem leichten Anstieg der Körpergröße und des Gewichts für das jeweilige Alter. Wir sind uns nicht sicher, ob sie Übergewicht und Fettleibigkeit verringern.
In Ländern mit hohem Einkommen lieferte eine Studie sehr unsichere Evidenz dafür, dass Schulmahlzeiten die Anwesenheit leicht erhöhen können.
Was schränkt die Aussagekraft der Evidenz ein?
Da wir nur sehr wenige geeignete Studien aus Ländern mit hohem Einkommen gefunden haben, raten wir davon ab, die Ergebnisse auf dieses Umfeld zu übertragen.
Bei den Ergebnissen der Mathematiktests sowie bei den Einschulungszahlen schätzen wir die Evidenz als verlässlich ein. Bei den Ergebnissen zu Größe und altersbezogenem Gewicht sind wir nur mäßig zuversichtlich, da es methodische Bedenken bei den zugrunde liegenden Studien gab. Wir haben wenig Vertrauen in die Ergebnisse der Lesetests und der Anwesenheitserfassung, da wir einige Bedenken hinsichtlich der Studienmethoden hatten und die Ergebnisse der verschiedenen Studien erheblich voneinander abweichen. Wir sind von den Ergebnissen für Übergewicht/Fettleibigkeit nicht überzeugt, da es Bedenken hinsichtlich der Studienmethoden gibt. Zudem haben die beiden Studien den Endpunkt auf unterschiedliche Weise gemessen und eine der Studien war sehr klein.
Mehrere Studien berichteten über kontextbedingte Herausforderungen wie Konflikte, Dürren, bürokratische Verzögerungen und Schwierigkeiten bei der Auszahlung von Mitteln an Caterer. Zudem zeigte sich in einigen Fällen der unerwartete Eifer, auch in Kontrollschulen Schulmahlzeiten einzuführen.
Wir benötigen mehr Erkenntnisse über Schulmahlzeiten und ihre Auswirkungen auf benachteiligte Schüler*innen, insbesondere in der Sekundarstufe, in Ländern aller Einkommensstufen. Es sind auch mehr Studien nötig, die den Unterschied zwischen benachteiligten Gruppen und Kindern aus besser gestellten Verhältnissen in Ländern mit hohem Einkommen untersuchen. Wir schlagen vor, dass Forschende, Fachkräfte der Schulverpflegung, Lehrkräfte und Eltern gemeinsam einen Kernbestand relevanter Endpunkte erarbeiten. Diese sollten anschließend in einem frei zugänglichen Repository veröffentlicht werden.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Dieser Review aktualisiert und erweitert eine vorherige Version aus dem Jahr 2007. Die Evidenz ist auf dem Stand von November 2024.
Finanzielle Förderung
Dubai Cares finanzierte diesen Review über das „World Food Program School Feeding Program“. Die London School of Hygiene and Tropical Medicine hat diesen Review ebenfalls finanziert. Die Geldgeber hatten keinen Einfluss auf die Inhalte des Reviews.
A. Zink, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland
Diese Cochrane-Übersichtsarbeit wurde ursprünglich auf Englisch verfasst. Die Genauigkeit der Übersetzung liegt in der Verantwortung des übersetzenden Teams. Die Übersetzung wird mit Sorgfalt angefertigt und folgt standardisierten Verfahren zur Qualitätssicherung. Allerdings gilt im Falle von Unstimmigkeiten, ungenauen oder unpassenden Übersetzungen der englische Originaltext.