Kernaussagen
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Die vorhandenen Studien liefern nur sehr unsichere Hinweise dazu, wie sich eine Myomentfernung während eines Kaiserschnitts auswirkt. Deshalb lässt sich derzeit nicht zuverlässig sagen, ob dieser Eingriff das Risiko für Bluttransfusionen oder starke Blutungen erhöht, ob er die Dauer der Operation oder des Krankenhausaufenthalts verlängert, ob häufiger größere Folgeoperationen nötig sind oder ob es öfter zu Fieber in den Tagen nach der Geburt kommt.
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Es ist unklar, ob eine Myomentfernung während eines Kaiserschnitts den Hämoglobinwert oder die Möglichkeit, später erneut schwanger zu werden, beeinflusst.
Was ist eine postpartale Blutung?
Postpartale Blutungen sind definiert als starke Blutungen und ein Blutverlust von 500 ml oder mehr innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt. Sie ist weltweit die Hauptursache für Todesfälle und Erkrankungen von Müttern. Weltweit stirbt etwa alle sieben Minuten eine Frau daran.
Was wollten wir herausfinden?
Uterusmyome (gutartige Wucherungen, die sich in oder um die Gebärmutter herum entwickeln) werden bei immer mehr Frauen entdeckt. In der Vergangenheit haben Ärzt*innen die Entfernung von Myomen (Myomektomie genannt) während einer Kaiserschnittgeburt wegen des Risikos übermäßiger oder starker Blutungen vermieden. Es wird angenommen, dass die Entfernung von Myomen während der Geburt mit längeren Operationszeiten und einem längeren Krankenhausaufenthalt verbunden ist. Die Entfernung von Myomen hat jedoch potenzielle Vorteile für die Erhaltung der zukünftigen Fruchtbarkeit der Frau. Für Frauen, die sich einem Kaiserschnitt unterziehen, kann dies eine einmalige Gelegenheit sein, diesen Eingriff vorzunehmen. Wir wollten herausfinden, welche Vor- und Nachteile es hat, wenn bei einem Kaiserschnitt zusätzlich Myome entfernt werden – im Vergleich dazu, die Myome nicht zu entfernen – bei schwangeren Frauen, die Uterusmyome haben und per Kaiserschnitt entbinden müssen.
Wie sind wir vorgegangen?
Wir haben nach Studien gesucht, die zwei Vorgehensweisen bei schwangeren Frauen mit Gebärmuttermyomen vergleichen, die per Kaiserschnitt entbinden: Kaiserschnitt mit Myomentfernung (Kaiserschnitt-Myomektomie) versus Kaiserschnitt ohne Myomentfernung (Kaiserschnitt allein). Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie Größe und Methoden der Studie.
Was fanden wir?
Wir fanden 23 Studien mit 7504 Frauen. Die größte Studie umfasste 2565 Frauen und die kleinste 50 Frauen. Die Studien wurden in Ländern mit hohem oder mittlerem Einkommen auf der ganzen Welt durchgeführt (d. h. sie verfügten über gute oder sehr gute medizinische Einrichtungen); die meisten wurden in der Türkei durchgeführt. Fünf Studien umfassten nur Frauen, die mit einem Kind schwanger waren, und eine Studie umfasste nur Frauen, die mit Zwillingen schwanger waren. In den meisten Studien wurde nicht angegeben, ob der Kaiserschnitt von den Frauen selbst gewählt wurde oder ob es sich um eine Notoperation handelte. Nur vier Studien gaben an, wie sie finanziert wurden.
Was schränkt die Evidenz ein?
Wir wissen derzeit nicht zuverlässig, ob und wie sich die Entfernung von Myomen während eines Kaiserschnitts darauf auswirkt, ob Frauen Bluttransfusionen benötigen, stärker bluten, länger im Krankenhaus bleiben, länger operiert werden müssen, einen größeren Eingriff benötigen oder in den Tagen nach der Geburt Fieber bekommen. Mehrere Faktoren haben unser Vertrauen in die Evidenz beeinträchtigt. Erstens könnten die Unterschiede zwischen den Gruppen auf Unterschiede zwischen den Frauen und nicht auf Unterschiede zwischen den Behandlungen zurückzuführen sein. Zweitens umfassten viele der Studien nur eine geringe Anzahl von Frauen. Drittens variierten einige Ergebnisse zwischen den Studien. Zu Hämoglobinwerten (ein Protein in den roten Blutkörperchen, das den Sauerstofftransport im Körper ermöglicht) und zur zukünftigen Fruchtbarkeit lagen keine Ergebnisse vor.
Insgesamt lassen die verfügbaren Daten keine verlässlichen Schlussfolgerungen zu Nutzen und Schaden der Kaiserschnitt-Myomektomie zu, da die eingeschlossenen Studien entweder keine verwertbaren Daten lieferten oder deren Vertrauenswürdigkeit sehr gering ist. Es sind weitere gut konzipierte Studien erforderlich, um den Einsatz der Myomektomie im Rahmen eines Kaiserschnitts zu untersuchen, insbesondere in Ländern mit niedrigen Ressourcen.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von 2. Februar 2024.
F. Aschoff, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland