Verringerung der Aflatoxinaufnahme durch landwirtschafts- und ernährungsbezogene Schulungen zur Verbesserung des Wachstums von Säuglingen und Kindern in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau

Fragestellung des Reviews

Verbessert die Bereitstellung landwirtschafts- und ernährungsbezogener Schulungen über die Reduzierung der Aufnahme von Aflatoxinen (über verunreinigten Nahrungspflanzen) in Haushalten und Communities in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau (low and middle-income countries, LMICs), das Wachstum von Säuglingen und Kindern im Vergleich zu üblichen oder fehlenden Bildungsangeboten?

Hintergrund

Aflatoxine sind Toxine (Gifte), die von bestimmen Schimmelpilzen produziert werden, die Nahrungspflanzen verunreinigen können. Mais und Erdnüsse stellen die Hauptquellen einer möglichen Exposition von Aflatoxinen für den Menschen über die Ernährung dar, aufgrund ihrer Beliebtheit als Nahrungsmittel, insbesondere in LMICs. Einige Forschungsarbeiten aus LMICs deuten darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Aflatoxin während der Schwangerschaft, als auch der frühen Kindheit und dem Wachstum von Säuglingen und Kleinkindern geben könnte.

Studienmerkmale

Wir schlossen drei Studien ein, die mit schwangeren und stillenden Frauen (1168 Mutter-Kind-Paare), Frauen im gebärfähigen Alter (N = 231) sowie Säuglingen und Kleinkindern (< 59 Monate alt) aus ländlichen, subsistenzwirtschaftlich geprägten Maisanbaugebieten in Kenia, Tansania und Simbabwe durchgeführt wurden. Nur eine Studie aus Tansania, bei der das Risiko für Bias insgesamt mit unklar bewertet wurde, lieferte Daten für diesen Review. Eine weitere Studie berichtete keine relevanten Endpunkte für diesen Review und bei einer anderen Studie konnten wir unpublizierte Daten bezüglich des Wachstums nicht erhalten, auch nicht nachdem wir die Studienautoren kontaktiert hatten.

Die Studie, die mit stillenden Frauen und ihren Säuglingen durchgeführt wurde, untersuchte die Wirkung einer landwirtschaftsbezogenen Schulung (in Form praktischer Vorführungen zur Änderung der Handlungsweisen der Landwirte nach der Ernte ihrer Maispflanzen, um Aflatoxine zu reduzieren, z.B. durch manuelles Sortieren und Schälen des Mais, Verwendung von Unterlagen zum Trocknen und Insektiziden) auf das Gewicht der Säuglinge, standardisiert nach dem Alter (z-Score für Gewicht im Verhältnis zum Alter), nach sechs Monaten (der z-Score misst den Unterschied zwischen diesen Säuglingen und dem Median einer Gruppe ähnlicher Säuglinge). Landwirte der Kontrollgruppe erhielten Standardangebote von landwirtschaftlichen Beratern.

Hauptergebnisse

In einer Studie deutete Evidenz von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit darauf hin, dass sich insgesamt das Gewicht im Verhältnis zum Alter von 128 Kindern aus Haushalten mit Landwirtschaft, die eine landwirtschaftsbezogene Schulung erhielten, um einen z-Score von 0,57 verbessert haben könnte, im Vergleich zu 121 Kindern aus Haushalten, in denen die Landwirte nur Standardangebote erhielten. Dies bedeutet, dass ein weiblicher Säugling der Interventionsgruppe (mit gesundem Gewicht) im Alter von drei bis neun Monaten etwa 450 bis 690 Gramm mehr an Gewicht zunehmen würde, als ein weiblicher Säugling der Kontrollgruppe. Dies ist ein bedeutsamer Unterschied.

Eine weitere Möglichkeit, die Wirkung zu messen, ist der Vergleich des Anteils untergewichtiger Säuglinge (z-Score Gewicht im Verhältnis zum Alter ≥ 2 Standardabweichungen unter dem Referenzmedianwert) pro Gruppe nach Abschluss der Intervention. In diesem Fall könnte die landwirtschaftsbezogene Schulung den Anteil untergewichtiger Kinder im Durchschnitt um 6,7% im Vergleich zu den Standardangeboten reduziert haben (sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).

Keine der eingeschlossenen Studien betrachtete die Wirkung einer ernährungsbezogenen Schulung auf die Länge der Körpergröße oder unbeabsichtigte Wirkungen der landwirtschafts- oder ernährungsbezogenen Schulungen.

Evidenz zur Wirkung auf das Wachstum von Kindern durch landwirtschafts- oder ernährungsbezogene Bildungsinterventionen, die die Aflatoxinbelastung in LMICs reduzieren soll, war sehr begrenzt. Daten aus einer Studie deuten darauf hin, dass eine landwirtschaftsbezogene Schulung, die darauf abzielt, die Handlungsweisen der Landwirte nach der Ernte zu verändern, um die Aflatoxinbelastung zu reduzieren, dazu führen kann, dass Säuglinge ein höheres Gewicht haben im Vergleich zu den Kontrollarmen mit Standardangeboten oder keiner Schulung.

Die Literatursuche wurde bis einschließlich August 2019 durchgeführt.

Qualität der Evidenz

Wir haben sehr geringes Vertrauen in die Ergebnisse. Die tatsächliche Wirkung könnte deutlich anders ausfallen.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Die Evidenz zur Wirkung auf das Wachstum von Kindern in LMICs durch landwirtschafts- oder ernährungsbezogene Schulungen, die die Aflatoxinbelastung reduzieren soll, war sehr begrenzt; keine der eingeschlossenen Studien berichtete über das lineare Wachstum. Evidenz mit sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit aus einer Studie deutetet darauf hin, dass landwirtschaftsbezogene Schulungen in Form praktischer Vorführungen, die darauf abzielen die Handlungsweisen der Landwirte nach der Ernte zu verändern, um die Aflatoxinbelastung zu reduzieren, zu einer Zunahme des z-Scores bezüglich des Gewichts im Verhältnis zum Alter geführt haben könnte, im Vergleich mit Standard- oder keinen Schulungen.

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Hintergrund: 

Aflatoxine sind krebserregende Mykotoxine (Schimmelpilzgifte), die viele Nahrungspflanzen kontaminieren können. Mais und Erdnüsse sind anfällig für eine Aflatoxinkontamination und stellen die Hauptquellen einer möglichen Aflatoxinexposition für den Menschen dar, aufgrund ihrer Beliebtheit als Nahrungsmittel, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau (LMICs). Beobachtungsstudien deuten auf einen Zusammenhang zwischen der ernährungsbedingten Exposition gegenüber Aflatoxinen während der Schwangerschaft sowie früher Kindheit und dem linearen Wachstum bei Säuglingen und Kleinkindern hin.

Zielsetzungen: 

Bewertung der Wirkungen von landwirtschafts- und ernährungsbezogenen Schulungen während des Zeitraums nach der Ernte, die darauf abzielen, die Aflatoxinbelastung zu reduzieren, verglichen mit der üblichen Unterstützung oder keiner Intervention, auf prä- und postnatale Endpunkte hinsichtlich des Wachstums. Wir untersuchten dies bei Säuglingen, Kindern sowie bei schwangeren und stillenden Frauen auf Haushalts- oder Communityebene in LMICs.

Suchstrategie: 

Im Juli und August 2019 durchsuchten wir: CENTRAL, MEDLINE, Embase, CINAHL, Web of Science Core Collection, Africa-Wide, LILACS, CAB Abstracts, Agricola und zwei Studienregister. Wir überprüften zudem die Referenzlisten eingeschlossener Studien und kontaktierten relevante Organisationen im Bereich Mykotoxin und Forscher zum Auffinden weiterer Studien.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und Cluster-RCTs mit landwirtschafts- und ernährungsbezogenen Schulungen beliebiger Dauer, durchgeführt auf Haushalts- oder Communityebene ein, die darauf abzielten, die Aflatoxinaufnahme bei Säuglingen, Kindern sowie schwangeren und stillenden Frauen in LMICs während des Zeitraums nach einer Ernte zu reduzieren, im Vergleich zu keiner Intervention oder der üblichen Unterstützung. Wir schlossen Studien aus, die eine Nachbeobachtungszeit der Teilnehmenden von weniger als vier Wochen umfassten. Wir untersuchten pränatale (bei der Geburt) und postnatale Endpunkte hinsichtlich des Wachstums (während des Säuglings-, Kindes- und Jugendalters; mit linearem Wachstum als primärem Endpunkt), des weiteren Morbidität bezüglich Infektionskrankheiten und unbeabsichtigte Folgen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Review-Autoren bewerteten unabhängig voneinander die Einschlussfähigkeit der Studien unter Berücksichtigung vordefinierter Kriterien, extrahierten Daten und bewerteten das Risiko für Bias der eingeschlossenen RCTs. Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz mit Hilfe von GRADE und stellten die wichtigsten Ergebnisse in einer „Summary of Findings"-Tabelle dar.

Hauptergebnisse: 

Wir haben drei aktuelle Cluster-RCTs eingeschlossen, welche die Wirkungen landwirtschaftsbezogener Schulungen plus Technologien zur Anwendung nach der Ernte mit Standartangeboten landwirtschaftlicher Unterstützung oder keiner Intervention verglichen. Bei den Teilnehmenden handelte es sich um schwangere Frauen und ihre Kinder, stillende Frauen und ihre Säuglinge (< 6 Monate), Frauen im gebärfähigen Alter und Kleinkinder (< 59 Monate) aus ländlichen, subsistenzwirtschaftlich geprägten Maisanbaugebieten in Kenia, Simbabwe und Tansania.

In zwei Studien wurden Dörfer in Interventions- und Kontrollgruppen randomisiert, darunter insgesamt mindestens 979 Mutter-Kind-Paare aus 60 Dörfern. In der dritten Studie wurden 420 Haushalte in die Randomisierung einbezogen, darunter 189 Mutter-Kind-Paare und 231 Frauen im gebärfähigen Alter. Die Dauer der Intervention und des Follow-ups lag zwischen fünf und neun Monaten. Aufgrund möglicher Verzerrungen (Bias) durch Unterschiede in der Anzahl und den Gründen für fehlende Daten zwischen den Studiengruppen (attrition bias) war das Risiko für Bias in einer Studie insgesamt unklar, in den beiden anderen Studien war es insgesamt hoch.

Keine der eingeschlossenen Studien betrachtete die Wirkungen einer ernährungsbezogenen Bildungsintervention auf das prä- und postnatale Wachstum.

Eine Studie berichtete Endpunkte, die in unserem Review nicht im Vorhinein festgelegt worden waren. Wir hatten zudem keine Möglichkeit, unveröffentlichte Daten bezüglich Wachstum aus der zweiten Studie zu erhalten, auch nicht nachdem wir die Studienautoren kontaktiert hatten. Die dritte Studie mit stillenden Frauen und ihren Säuglingen aus Tansania berichtete den z-Score (z-Score Gewicht im Verhältnis zum Alter) der Säuglinge nach sechs Monaten. Diese Studie ergab, dass eine landwirtschaftsbezogene Schulung, die darauf abzielte, die Handlungsweisen der Landwirte nach der Ernte zu ändern, um die Aflatoxinbelastung durch praktische Vorführungen (z.B. manuelles Sortieren, Schälen von Mais, Verwendung von Unterlagen zum Trocknen und Insektiziden) zu reduzieren, den z-Score zu Gewicht im Verhältnis zum Alter bei Säuglingen aus den Haushalten dieser Landwirte durchschnittlich um 0,57 (95% Konfidenzintervall (KI) 0,16 bis 0,98; 1 Studie; 249 Teilnehmende; sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz) verbessern haben könnte im Vergleich zu Säuglingen aus Haushalten, in denen die Landwirte Standartangebote landwirtschaftlicher Unterstützung erhielten.

Eine weitere Möglichkeit, die Wirkung auf das Gewicht im Verhältnis zum Alter zu messen, ist der Vergleich des Anteils untergewichtiger Säuglinge (z-Score Gewicht im Verhältnis zum Alter ≥ 2 Standardabweichungen unter dem Referenzmedianwert) pro Gruppe. Die Studie ergab, dass die Intervention den Anteil untergewichtiger Kleinkinder in den Interventionshaushalten im Vergleich zu den Kontrollhaushalten um 6,7% (95% KI -12,6 bis -1,4; 249 Teilnehmende; sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz) reduziert haben könnte.

Keine Studie berichtete über unbeabsichtigte Wirkungen einer landwirtschafts- und ernährungsbezogenen Schulung.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Heise, A. Borchard, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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