Ist die Umstellung auf ein anderes antipsychotisches Medikament besser als die Fortführung der bisherigen Behandlung für Menschen mit schwer zu behandelnder Schizophrenie?

Kernaussagen

- Wir wissen nicht, ob bei Nichtansprechen auf die Ersttherapie für Menschen mit Schizophrenie der Umstieg auf ein anderes antipsychotisches Medikament oder das Fortsetzen des gleichen Medikaments zu besseren Ergebnissen führt, da die Evidenz sehr unsicher ist.
- Die wenigen Studien, die diese Frage untersuchten, unterschieden sich deutlich voneinander, was die verwendeten Antipsychotika, die Studiendauer und die Definition des anfänglichen Nichtansprechens betrifft.
- Wir brauchen weitere große, gut durchgeführte Studien, um dieses wichtige Thema besser zu erforschen.

Was ist Schizophrenie?

Schizophrenie ist eine schwerwiegende, langfristige und behindernde psychische Störung. Sie hat Auswirkungen auf das Denken, Fühlen und Verhalten einer betroffenen Person. Etwa einer von 100 Menschen erkrankt irgendwann im Leben an Schizophrenie. Die Wahrscheinlichkeit, die Erkrankung im Laufe des Lebens zu entwickeln, ist bei Männern und Frauen gleich hoch, wobei die Diagnose bei Männern meist früher gestellt wird.

Wie wird die Schizophrenie behandelt?

Antipsychotische Medikamente sind die Hauptbehandlungsmethode für Schizophrenie. Antipsychotika helfen bei der Behandlung von Symptomen wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen, desorganisiertem Denken und extremer Unruhe, die bei Menschen mit Schizophrenie auftreten.

Viele Menschen mit Schizophrenie sprechen jedoch nicht auf die erste antipsychotische Behandlung an (wird hier als schwer zu behandelnde Schizophrenie bezeichnet). In solchen Situationen zählen zu den Behandlungsmöglichkeiten das Hinzufügen weiterer Antipsychotika, die Kombination mit anderen Psychopharmaka (z. B. Stimmungsstabilisatoren oder Antidepressiva), eine Erhöhung der Dosis des ursprünglich verabreichten Medikaments oder der Wechsel auf ein anderes antipsychotisches Medikament. Welche Behandlung die beste ist, bleibt jedoch weiterhin unklar.

Was wollten wir herausfinden?

Dieser Review untersuchte, ob ein Wechsel zu einem anderen Antipsychotikum – im Vergleich zur Fortführung der bisherigen Medikation – das Ansprechen der Betroffenen verbessert, allgemeine sowie spezifische Symptome der Schizophrenie lindert und ob er mit höheren Abbruchraten oder vermehrten unerwünschten Wirkungen einhergeht.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, in denen ein Wechsel des Antipsychotikums im Vergleich zu einer Fortsetzung der Behandlung mit demselben Antipsychotikum bei Menschen mit Schizophrenie untersucht wurde, die auf die Erstbehandlung nicht angesprochen haben. Wir verglichen und fassten die Studienergebnisse zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf Faktoren wie Studienmethoden und Stichprobengröße.

Was fanden wir?

Wir fanden nur 10 Studien, an denen 997 Personen teilnahmen. Die meisten der Studien waren klein; nur drei Studien hatten mehr als 100 Teilnehmende.

Wir fanden nur geringe bis gar keine Unterschiede zwischen den beiden Strategien (d. h. zwischen der Umstellung auf ein anderes Antipsychotikum und der Fortsetzung der Behandlung mit dem ursprünglichen Antipsychotikum) in unseren wichtigsten Endpunkten, einschließlich des Ansprechens auf die Medikamente, der Verträglichkeit (gemessen an der Anzahl der Personen, die die Studien aufgrund von unerwünschten Wirkungen vorzeitig verließen) und der Lebensqualität. Allerdings war die Evidenz für die meisten der für uns relevanten Endpunkte sehr unsicher.

Was schränkt die Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist begrenzt, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass nur eine kleine Anzahl von Studien mit wenigen Teilnehmenden einbezogen wurde. Darüber hinaus unterscheiden sich die Studien erheblich hinsichtlich der eingesetzten Antipsychotika, des Studiendesigns, der Studiendauer sowie der Definition eines Therapieversagens. Es besteht ein dringender Bedarf an groß angelegten, gut konzipierten Studien, um medizinisches Fachpersonal dabei zu unterstützen, die wirksamsten Behandlungsansätze für schwer behandelbare Schizophrenie zu identifizieren.

Wie aktuell ist diese Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Dezember 2022.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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