Aus der Ferne bereitgestellte Informationen, Schulungen und Unterstützung für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz

Fragestellungen des Reviews

Wir interessierten uns für aus der Ferne bereitgestellte Interventionen, die Informationen, Schulungen und Unterstützung für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz umfassen. Mit „aus der Ferne bereitgestellt“ meinten wir, dass sie über das Telefon, einen Computer oder ein mobiles elektronisches Gerät bereitgestellt wurden. Wir stellten uns die Frage, ob diese Art von Intervention den Pflegenden mehr hilft, als nichts zu tun und ob Interventionen, die Schulungs- und Unterstützungselemente enthalten, besser funktionieren als die einfache Bereitstellung von Informationen über Demenz.

Hintergrund

Die Pflege eines an Demenz erkrankten Familienmitglieds oder Freundes kann positive Erfahrungen mit sich bringen, hat aber oft auch negative Folgen für den Pflegenden. Diese negativen Konsequenzen können emotional, körperlich, sozial und finanziell sein und werden manchmal als „Belastung“ für die pflegende Person beschrieben. Viele Interventionen wurden entwickelt, um Pflegende in ihrer Betreuungsrolle zu unterstützen. Diese Interventionen umfassen oft mehrere Komponenten. In diesem Review teilten wir die Interventionskomponenten in Information (Erhöhung des Wissens der Pflegenden über Demenz), Schulungen (Hilfe beim Einüben wichtiger Fähigkeiten für eine erfolgreiche Pflege) und Unterstützung (Bereitstellung einer Möglichkeit um Erfahrungen und Gefühle mit anderen Menschen zu teilen). Wir entschieden uns dazu, nur Interventionen, die aus der Ferne bereitgestellt wurden, zusammenzufassen. Dies liegt zum Teil daran, dass dieser Review während der COVID-19 Pandemie entstanden ist, während der viele Länder von den Menschen verlangten, in ihren Häusern zu bleiben. Interventionen, die aus der Ferne bereitgestellt werden, könnten jedoch auch in vielen anderen Situationen nützlich sein, wenn es für pflegende Angehörige schwierig ist, persönlich auf Dienstleistungen zuzugreifen.

Studienmerkmale

Wir suchten bis zum April 2020 nach randomisierten kontrollierten Studien, die unsere Review-Fragen behandelten. Wir fanden 12 Studien mit 944 Teilnehmern, die Gruppen von pflegenden Angehörigen, die die Regelbetreuung oder einen unspezifischen Kontakt mit einem Forscher erhielten, mit anderen Gruppen verglichen, die aus der Ferne bereitgestellte Interventionen erhielten. Die Interventionen enthielten Informationen mit Schulungen, Unterstützung oder beides. Wir fanden weitere 14 Studien mit 1423 Teilnehmern, die einfache Informationsbereitstellung mit komplexeren Interventionen verglichen, die Schulungen oder Unterstützung beinhalteten. Die Interventionen dauerten durchschnittlich 16 Wochen. Drei Studien wurden in China durchgeführt; alle anderen stammten aus Nordamerika oder Europa. Etwa die Hälfte der Studien nutzte das Telefon und die andere Hälfte nutzte das Internet, um die Interventionen durchzuführen.

Was sind die Hauptergebnisse unseres Reviews?

Verglichen mit den üblichen Dienstleistungen, die den pflegenden Angehörigen an den Orten, an denen die Studien durchgeführt wurden, zur Verfügung stehen, oder mit unspezifischem Kontakt mit den Forschern, fanden wir heraus, dass die Informations-, die Schulungs- und Unterstützungsinterventionen wahrscheinlich keine wichtigen Auswirkungen auf die Gesamtbelastung, depressiven Symptome oder die Lebensqualität der pflegenden Angehörigen hatten. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die pflegenden Angehörigen die Studie aus irgendeinem Grund abbrachen war bei beiden Gruppen gleich. Im Vergleich zu reinen Informationsmaßnahmen, könnten Interventionen, die Schulungen und Unterstützung beinhalten zu einer leichten Verringerung der Belastung und der depressiven Symptome der pflegenden Angehörigen führen. Die Interventionen haben möglicherweise eine geringe oder keine Auswirkung auf die Lebensqualität der pflegenden Angehörigen und erhöhen das Risiko dafür, dass sie ihre Teilnahme abbrechen. Wir fanden keine offensichtlichen Wirkungen verschiedener Interventionskomponenten, konnten daraus aber auch keine eindeutigen Schlussfolgerung ziehen. Es gab keine Evidenz dafür, ob die Interventionen die Lebensqualität der betreuten Menschen mit Demenz verbesserten. Wir fanden keine Studien, die über schädliche Wirkungen der Interventionen oder über eine mögliche zusätzliche Belastung für die pflegenden Angehörigen berichteten. Wir wissen nicht, wie die Intervention in Ländern, in denen wenige Gesundheits- und Sozialdienste zur Verfügung stehen für Menschen mit Demenz und deren Familien wirken würden oder in Situationen, in denen pflegende Angehörige keinen Zugang zu den üblichen Dienstleistungen haben.

Wie verlässlich sind diese Ergebnisse?

Die meisten Studien wurden gut durchgeführt, aber da die meisten Endpunkte subjektiv waren bestand das Risiko, dass die Erwartungen der pflegenden Angehörigen und der Forscher die Ergebnisse beeinflusst haben. Für einige Endpunkte gab es inkonsistente Ergebnisse zwischen den Studien. Insgesamt war unser Vertrauen in unsere Ergebnisse moderat oder niedrig, sodass die Ergebnisse durch weitere Forschung beeinflusst werden könnten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Davia, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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