Strategien zur Retentionsverbesserung in randomisierten Studien

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Schlussfolgerungen der Autoren: 

Die meisten der eingeschlossenen Retentionsstudien evaluierten Retention als die Beantwortung von Fragebögen. Nur wenige bewerteten Strategien, die die Studienteilnehmer zur Teilnahme an der Nachbeobachtung an Studienstandorten veranlassen sollten. Geldprämien und die Aussicht auf monetäre Prämien erhöhten die Antwortraten postalischer und elektronischer Fragebögen. Einige andere Strategien, die in einzelnen Studien evaluiert wurden, waren vielversprechend, müssen jedoch weiter bewertet werden. Die Anwendbarkeit der Ergebnisse dieses Reviews hängen von Studiensetting, Studienpopulation, medizinischem Fachbereich, Datenerhebung und Nachbeobachtung ab.

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Hintergrund: 

In randomisierten Studien kann der Patientenverlust in der Nachbeobachtung Bias induzieren und die Studienpower verringern, was Generalisierbarkeit, Validität und Reliabilität der Ergebnisse beeinträchtigt. Viele Strategien werden angewendet, um den Patientenverlust in der Nachbeobachtung zu reduzieren und den Verbleib von Patienten in der Studie, die so genannte Retention, zu fördern. Jedoch wurden bisher wenige dieser Strategien formal evaluiert.

Zielsetzungen: 

Ziel des Reviews ist, die Auswirkungen von Strategien zur Retentionsverbesserung sowie deren Einfluss auf den Verbleib von Teilnehmern in randomisierten Studien zu quantifizieren sowie zu untersuchen, ob die Wirkung je nach Studiendesign und Setting variiert.

Suchstrategie: 

Das Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL), MEDLINE, PreMEDLINE, EMBASE, PsycINFO, DARE, CINAHL, Campbell Collaboration’s Social, Psychological, Educational and Criminological Trials Register und ERIC wurden durchsucht. Weiterhin wurden Konferenzberichte und Literaturverzeichnisse von Publikationen auf geeignete Retentionsstudien überprüft. Auch sämtliche UK Clinical Trial Units wurden befragt, um weitere Studien zu identifizieren.

Auswahlkriterien: 

Randomisierte und quasi-randomisierte Evaluierungen von Strategien zur Verbesserung der Retention wurden eingeschlossen, welche in übergeordnete randomisierte Studien zu jeglichen Krankheitsbildern und Versorgungskontexten eingebettet waren. Ausgeschlossen wurden Studien, die auf eine Verbesserung der Behandlungscompliance abzielten.

Datensammlung und ‐analyse: 

Autoren wurden kontaktiert, um die extrahierten Daten zu ergänzen oder zu bestätigen. Von Retentionsstudien wurden Daten bezüglich Randomisierungsmethode, Art der evaluierten Strategie, Vergleichsintervention, primärem Endpunkt, geplanter Stichprobengröße sowie zur Anzahl randomisierter und in der Studie verbleibender Probanden erhoben. Relative Risiken (RR) wurden verwendet, um die Wirksamkeit von Strategien zur Retentionsverbesserung zu bewerten. Die Heterogenität zwischen den Studien wurde mittels Chi2- und I2-Statistiken erhoben. Aus übergeordneten Studien, in welche Retentionsstudien eingebettet waren, wurden Daten zu Krankheitsbild, Intervention, Studienpopulation, Versorgungskontext, Generierung der Randomisierungssequenz und verdeckter Zuteilung extrahiert.

Hauptergebnisse: 

Wir identifizierten 38 Retentionsstudien, welche die Einschlusskriterien erfüllten. Diese Studien bewerteten sechs Arten von Strategien zur Verbesserung der Retention. Dabei handelte es sich um Prämien, Kommunikationsstrategien, neue Fragebogenformate, Fallmanagement für Teilnehmer sowie Verhaltens- und Methodeninterventionen. Bei 34 der eingeschlossenen Studien wurde Retention als die Beantwortung postalischer und elektronischer Fragebögen, mit oder ohne medizinische Testkits, definiert. Bei vier Studien war die Retention als Anzahl der in der Studie verbliebenen Teilnehmer definiert. Die eingeschlossenen Studien umfassten verschiedene medizinische Fachbereiche, Länder, Versorgungs- und Gemeinschaftseinrichtungen. Strategien, welche die Retention verbesserten, waren Geldprämien (im Vergleich zu keinen Prämien) für die postalische Rücksendung von studienbezogenen Fragebögen (RR 1,18; 95%-Konfidenz-Intervall (KI) 1,09 bis 1,28, p-Wert < 0,0001), in Aussicht gestellte Geldprämien im Vergleich zu keinen Prämien für die Rücksendung elektronischer Fragebögen (RR 1,25; 95%-KI 1,14 bis 1,38, p-Wert <0,00001) und das Angebot eines 20£-Gutscheins im Vergleich zu einem 10£-Gutschein für die postalische Rücksendung von Fragebögen und biomedizinischen Testkits (RR 1,12; 95%-KI 1,04 bis 1,22, p-Wert <0,005). Die Evidenz war nicht eindeutig, ob kürzere Fragebögen besser als längere Fragebögen waren (RR 1,04; 95%-KI 1,00 bis 1,08, p-Wert = 0,07) oder ob für die Krankheit/den Gesundheitszustand spezifische Fragebögen besser waren (RR 1,07; 95%-KI 1,01 bis 1,14). Obwohl folgende Ergebnisse nur auf je einer einzelnen Studie beruhten, schien die schriftliche Übermittlung von Fragebögen per Einschreiben mit Rückschein wirksamer zu sein als telefonische Erinnerungen (RR 2,08; 95%-KI 1,11 bis 3,87, p-Wert = 0,02). Auch ein Maßnahmenbündel postalischer Kommunikationsstrategien mit Erinnerungsschreiben schien besser zu sein als Standardverfahren (RR 1,43; 95%-KI 1,22 bis 1,67, p-Wert <0,0001). Ein offenes Studiendesign schien in einer Frakturpräventionsstudie bzgl. dem Rücklauf an Fragebögen wirksamer zu sein als ein verblindetes Design (RR 1,37; 95%-KI 1,16 bis 1,63, p-Wert = 0,0003).

Es gab keine eindeutige Evidenz für eine Verbesserung oder Verschlechterung der Retention oder Antwortquoten auf Fragebögen durch nichtmonetäre Prämien, die Aussicht auf nichtmonetäre Prämien, "erweiterte" Briefe, als Sondersendung zugestellte Briefe, zusätzliche Erinnerungen oder die Reihenfolge der Fragen im Fragebogen. Weiterhin gab es keine Evidenz dafür, dass eine Telefonbefragung mehr oder weniger wirksam war als eine monetäre Prämie und ein Fragebogen. Da die Analysen auf einzelnen Studien basieren, erfordert die Effektschätzung gemeinnütziger Spendenangebote, Erinnerungssendungen an die Studienstandorte und der Zeitpunkt des Fragebogenversands weitere Untersuchungen. Fallmanagement und Verhaltensstrategien sollten ebenfalls weiter untersucht werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Translation notes MR000032.pub2