Welchen Nutzen und welche Risiken birgt die Einnahme von Vitamin E bei nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung?

Kernaussagen

  • Es lässt sich nicht feststellen, ob eine Langzeitbehandlung (18 bis 24 Monate) mit Vitamin E – allein oder in Kombination mit Vitamin C – im Vergleich zu einer Behandlung mit Placebo (Scheinmedikament) oder keiner Behandlung die Sterblichkeit, das Auftreten schwerwiegender oder leichter unerwünschter Wirkungen oder die gesundheitsbezogene Lebensqualität beeinflusst.

  • Vitamin E allein bewirkt wahrscheinlich eine leichte Abnahme der Leberenzymwerte Alanin-Aminotransferase und Aspartat-Aminotransferase im Blut.

  • Um die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz zu erhöhen, bedarf es weiterer Forschung.

Was ist eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung?

Bei der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung, die seit neuestem als „Metabolische Dysfunktions-assoziierte steatotische Lebererkrankung“ bezeichnet wird, handelt es sich um eine verbreitete Erkrankung, die auch Menschen betrifft, die wenig oder gar keinen Alkohol konsumieren. Verursacht wird sie durch eine übermäßige Fetteinlagerung in der Leber (Steatose). Menschen mit einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung empfinden oft ein Schwächegefühl, Schmerzen oder Beschwerden im Bereich des rechten Oberbauches. Die Krankheit hat nicht nur Auswirkungen auf die Leber, sondern ist auch mit einem erhöhten Risiko für einen erhöhten Blutzucker sowie Herz- und Nierenerkrankungen verbunden.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob eine Behandlung mit Vitamin E – allein oder in Kombination mit anderen Vitaminen oder Mineralstoffen – im Vergleich zu einer Behandlung mit Placebo (Scheinmedikament) oder keiner Behandlung zu bessere Ergebnissen führt. Dabei betrachteten wir die Gesamtsterblichkeit, schwerwiegende oder leichte unerwünschte Wirkungen, die Lebensqualität sowie das Auftreten von Lebererkrankungen und leberbedingten Todesfällen. Zudem haben wir analysiert, inwieweit diese Behandlung zur Verbesserung der Leberenzymwerte und zur Reduktion der Steatose beiträgt – beides wesentliche Indikatoren einer gesunden Leberfunktion.

Wie gingen wir vor?

Wir haben nach Studien gesucht, in denen eine Behandlung mit Vitamin E – allein oder in Kombination mit anderen Vitaminen oder Mineralstoffen – im Vergleich zu einer Behandlung mit Placebo oder keiner Behandlung bei Erwachsenen und Kindern mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung untersucht wurde. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz und anhand von Faktoren wie der Studienmethodik und der Größe der Studien.

Was fanden wir?

Wir fanden 16 Studien, an denen insgesamt 1066 Erwachsene und Kinder mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung teilnahmen. Es handelt sich um Studien aus verschiedenen Ländern weltweit, die zwischen zwei Monaten und zwei Jahren andauerten.

Die Evidenz für die Wirkung einer Behandlung mit ausschließlich Vitamin E auf die Gesamtsterblichkeit, schwerwiegende oder leichte unerwünschte Wirkungen und die Lebensqualität ist sehr unsicher. Im Gegensatz zu einer Behandlung mit Placebo oder keiner Behandlung werden durch die Behandlung mit Vitamin E wahrscheinlich die Blutwerte der in der Leber vorkommenden Enzyme Alanin-Aminotransferase und Aspartat-Aminotransferase leicht gesenkt. Vitamin E senkt möglicherweise den Blutwert des Leberenzyms alkalische Phosphatase, aber die Evidenz hierfür ist sehr unsicher.

Die Evidenz für die Wirkung von Vitamin E in Kombination mit Vitamin C auf die Leberenzymwerte ist sehr unsicher. In keiner der Studien, die die Behandlung mit Vitamin E in Kombination mit Vitamin C untersuchten, wurden Daten zur Gesamtmortalität, zu schwerwiegenden oder leichten unerwünschten Wirkungen oder zu Veränderungen der Lebensqualität erfasst und berichtet.

Keine der berücksichtigten Studien enthält Informationen zu leberbedingten Todesfällen, leberbedingten Erkrankungen oder der Anzahl der Personen, bei denen die Leberenzymwerte nicht sanken.

Was schränkt die Evidenz ein?

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz reichte für die einzelnen Ergebnisse von sehr niedrig bis moderat. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist überwiegend sehr gering, da nur wenige Studien relevante Daten zu den untersuchten Endpunkten lieferten. Zudem zeigten die Ergebnisse eine hohe Variabilität zwischen den Studien, und viele wiesen lediglich eine geringe Anzahl von Teilnehmenden auf. Es ist wahrscheinlich, dass weitere Forschung abweichende Ergebnisse liefern wird.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 2. Februar 2024.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Universität Heidelberg, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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