Kernaussagen
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Bei Kindern mit Autismus verringern Risperidon und Aripiprazol möglicherweise Symptome der Reizbarkeit, während Lurasidon wahrscheinlich wenig bis gar keinen Unterschied bewirkt.
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Es besteht große Unsicherheit über die Wirkungen dieser Medikamente auf Aggression, Gewichtszunahme und Bewegungsstörungen (z. B. unwillkürliches Zittern) bei Kindern mit Autismus.
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Diese Medikamente verringern möglicherweise zwanghafte Symptome (unerwünschte wiederkehrende Gedanken und sich wiederholende Handlungsimpulse) und ungewöhnliches Sprachverhalten bei Kindern mit Autismus.
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Wir konnten den Nutzen und Schaden dieser Medikamente bei Erwachsenen mit Autismus nicht ausreichend untersuchen, da es hierzu nur wenig Daten gibt.
Was ist Autismus?
Autismus, auch bekannt als Autismus-Spektrum-Störung, ist eine Entwicklungsstörung, die die Kommunikation, die soziale Interaktion und das Verhalten beeinträchtigt.
Was sind atypische antipsychotische Medikamente?
Antipsychotische Medikamente werden hauptsächlich zur Behandlung von psychischen Problemen eingesetzt. Sie wirken, indem sie das Gleichgewicht bestimmter Botenstoffe (Neurotransmitter, z.B. Dopamin) im Gehirn beeinflussen, um verschiedene Symptome zu lindern. Neurotransmitter sind körpereigene chemische Substanzen, die die Signalübertragung zwischen Nervenzellen ermöglichen und somit eine zentrale Rolle in der Kommunikation innerhalb des Nervensystems spielen. Atypische Antipsychotika sind Medikamente, die sich in ihren erwünschten und unerwünschten Wirkungen von den typischen Antipsychotika unterscheiden.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten vergleichen, wie gut atypische Antipsychotika zur Verringerung der Reizbarkeit bei Kindern und Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störung wirken. Darüber hinaus wollten wir ihre Wirksamkeit und ihre unerwünschten Wirkungen bei anderen Symptomen verstehen.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, in denen verschiedene atypische antipsychotische Medikamente mit einem Placebo (Scheinbehandlung) oder mit einem anderen atypischen antipsychotischen Medikament bei Menschen mit einer diagnostizierten Autismus-Spektrum-Störung verglichen wurden.
Was fanden wir?
Wir fanden 17 Studien mit 1027 Personen. Die meisten Studien konzentrierten sich auf Kinder, nur eine Studie bezog sich auf Erwachsene.
Einige atypische Antipsychotika, wie Risperidon und Aripiprazol, verringern möglicherweise die Reizbarkeit bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störung über einen kurzen Zeitraum, im Gegensatz zu Lurasidon, das wahrscheinlich nur geringe bis gar keine Wirkung darauf hat. Atypische Antipsychotika verbessern möglicherweise zwanghafte Symptome und reduzieren möglicherweise ungewöhnliches Sprachverhalten. Wir sind uns über die Wirkungen auf Aggression, Gewichtszunahme und unwillkürliche Bewegungen (Bewegungsstörungen) sehr unsicher.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz reicht von moderat bis sehr niedrig. Obwohl wir mehr Vertrauen in einige Symptome und Messgrößen haben, wie z. B. Reizbarkeit, wird noch bessere Evidenz benötigt. Noch weniger Vertrauen haben wir in Messgrößen wie Gewichtszunahme und bewegungsbezogene unerwünschte Wirkungen, vor allem weil die Studien hierzu klein waren und die Ergebnisse variierten. Außerdem stammten die meisten der verfügbaren Daten aus Kurzzeitstudien.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Der Review auf dem Stand von Januar 2024.
M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland