Platinhaltige Therapie für dreifach negativen metastasierenden Brustkrebs

Worum geht es?

Metastasierender Brustkrebs liegt vor, wenn der Krebs sich in andere Körperregionen, über den Brustbereich und die angrenzenden Lymphknoten hinaus, ausgebreitet hat. Obwohl metastasierender Brustkrebs generell nicht heilbar ist, ist allgemein anerkannt, dass Frauen mit metastasierender Erkrankung eine Form der Chemotherapie erhalten sollten, um im Vergleich zu keiner Behandlung die Schwere der Krankheitssymptome abzumildern, das Fortschreiten des Krebses zu verlangsamen und die Überlebenszeit zu verlängern. Es ist bekannt, dass eine platinhaltige Chemotherapie bei der Behandlung einer Reihe von Krebsarten wirksam ist, darunter Lungen-, Hoden-, Kopf- und Hals-, Blasen- und Eierstockkrebs. Es ist jedoch auch bekannt, dass diese Therapie mehr unerwünschte Wirkungen (wie Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, Anämie, Nierenschäden und Verringerung der weißen Blutkörperchen) als andere Chemotherapien verursacht. Die zwei Platinwirkstoffe, die gewöhnlich genutzt werden um metastasierenden Brustkrebs zu behandeln sind Carboplatin und Cisplatin.

In einem früheren Cochrane Review stellten wir fest, dass bei Frauen mit metastasierendem Brustkrebs ein geringer oder gar kein Überlebensvorteil und mehr Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Toxizität durch die Behandlung mit Platin zu verzeichnen sind. Bei der Analyse verschiedener Gruppen von Frauen mit metastasierendem Brustkrebs fanden wir jedoch vorläufige Evidenz auf einen Überlebensvorteil durch platinbasierte Therapien für Frauen mit dem dreifach negativen Subtypen des metastasierenden Brustkrebses. Der Begriff "dreifach-negativ" bezieht sich auf die Tatsache, dass dieser Subtyp von Brustkrebs negativ auf Östrogenrezeptoren und Progesteronrezeptoren testet und niedrige Werte eines Proteins namens humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 aufweist.

Der vorliegende Review aktualisiert die Evidenz zu platinhaltigen Therapien für Frauen mit einem spezifischen Brustkrebs-Subtyp des dreifach-negativen metastasierenden Brustkrebses (engl. metastatic triple-negative breast cancer, mTNBC).

Warum ist das wichtig?

mTNBC macht etwa 12% bis 17% der Brustkrebserkrankungen aus und ist mit einer kürzeren Überlebenszeit und einer höheren Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs zurückkehrt, verbunden. In den letzten Jahren haben einige Forscher die Hypothese aufgestellt, dass eine platinhaltige Chemotherapie bei der Behandlung von mTNBC wirksamer sein könnte als andere Chemotherapien. Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) wurden konzipiert und durchgeführt, um diese Hypothese zu überprüfen.

Wir haben gefragt:

Sind Chemotherapien, die einen Platinwirkstoff enthalten, bei der Behandlung von Frauen mit mTNBC mehr oder weniger wirksam als Chemotherapien, die keinen Platinwirkstoff enthalten?

Wir haben herausgefunden:

Wir fanden 10 Studien mit 1349 Frauen. Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2019. Dieser Review zeigte, dass bei Frauen mit mTNBC eine Chemotherapie, die Platin enthält:

- die Überlebenszeit gegenüber einer Chemotherapie ohne Platin verlängern kann;

- die Zahl der Brustkrebsrückfälle im Vergleich zu einer Chemotherapie, die kein Platin enthielt, reduziert, aber wir sind über diese Ergebnisse unsicher;

- Tumore scheinbar stärker schrumpfen lässt als eine Chemotherapie ohne Platin;

- im Vergleich zur Behandlung ohne Platin die Wahrscheinlichkeit schwerer Übelkeit und Erbrechen erhöhen könnte; und

- die Wahrscheinlichkeit einer Anämie im Vergleich zu einer Chemotherapie ohne Platin erhöhen könnte.

Was bedeutet das?

Eine platinhaltige Chemotherapie könnte den Teilnehmern mit mTNBC einen kleinen Überlebensvorteil bringen, der groß genug ist, um ihren Einsatz zu rechtfertigen. Dieser potenzielle Nutzen muss gegen die höheren Risiken toxischer Nebenwirkungen bei platinbasierten Behandlungen im Vergleich zu anderen, platinfreien Therapien abgewogen werden. Es werden weitere Studien benötigt, bevor eine endgültigere Schlussfolgerung gezogen werden kann.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zelck, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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