Kernaussagen
- Es gibt keine eindeutigen Belege dafür, dass die auf Apotheker*innen und Nicht-Apotheker*innen in öffentlichen Apotheken und Drogerien ausgerichteten Einzelmaßnahmen wirksam sind.
- Die Anwendung von Maßnahmen, die aus mehreren Komponenten bestehen, hat möglicherweise keinen Einfluss auf den Verkauf, aber die Ergebnisse sind sehr unsicher.
- Um dieses Thema vollständig zu untersuchen, sind qualitativ bessere Studien erforderlich.
Was ist antimikrobielle Resistenz?
Antimikrobielle Medikamente töten Mikroorganismen wie Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze ab. Sie können basierend auf dem Mikroorganismus, gegen den sie hauptsächlich wirksam sind, klassifiziert werden. So werden beispielsweise Antibiotika zur Bekämpfung von Bakterien und Virostatika zur Behandlung von Virusinfektionen eingesetzt. Antimikrobielle Resistenz bezeichnet die Fähigkeit von Mikroorganismen, trotz der Wirkung antimikrobieller Medikamente zu überleben und sich weiter zu vermehren. Viele Mikroorganismen werden gegen antimikrobielle Arzneimittel resistent, weil diese vor allem in der Allgemeinbevölkerung missbräuchlich und übermäßig eingesetzt werden. In vielen Ländern wird empfohlen, antimikrobielle Arzneimittel nur auf ärztliche Verschreibung zu verkaufen. Zum Teil verkaufen Apotheker*innen und Nicht-Apotheker*innen in öffentlichen Apotheken und Drogerien antimikrobielle Arzneimittel ohne Rezept. Der gesetzliche Rahmen für diesen Verkauf unterscheidet sich von Land zu Land. Antimikrobielle Medikamente können in einigen Ländern unter bestimmten Umständen ohne Rezept erworben werden. Wir müssen wissen, welche Maßnahmen wirksam sind, um Apotheker*innen und Nicht-Apotheker*innen dabei zu unterstützen, den Verkauf von antimikrobiellen Arzneimitteln ohne Rezept in Ländern zu reduzieren, in denen der Verkauf von antimikrobiellen Arzneimitteln ohne Rezept gesetzlich nicht erlaubt ist.
Was wollten wir herausfinden?
In diesem Review wurde untersucht, ob Maßnahmen, die auf Apotheker*innen und Nicht-Apotheker*innen in öffentlichen Apotheken und Drogerien abzielen, den Verkauf von antimikrobiellen Arzneimitteln ohne Rezept verringern können.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach veröffentlichten Studien, in denen Forschende die Wirkungen von Schulungsmaßnahmen, staatlichen Vorschriften, finanziellen Anreizen oder Peer-Monitoring auf die Verringerung des Verkaufs antimikrobieller Arzneimittel ohne Rezept durch Apotheker*innen und Nicht-Apotheker*innen untersucht haben. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage der Studienmethoden und der Größe der Studien.
Was fanden wir heraus?
Wir haben vier Studien aus fünf Ländern einbezogen: Portugal, Schottland, Thailand, Vietnam und Uganda. Die Studien untersuchten drei Arten von Maßnahmen in öffentlichen Apotheken und Drogerien: Vorschriften für den Verkauf antimikrobieller Arzneimittel, Schulung von Apotheker*innen und Nicht-Apotheker*innen und Peer-Monitoring beim Verkauf antimikrobieller Arzneimittel. Wenn Apotheker*innen und Nicht-Apotheker*innen in öffentlichen Apotheken und Drogerien mehr als eine Interventionskomponente erhalten haben, hat dies möglicherweise keinen Einfluss auf die Anzahl der Verkäufe antimikrobieller Arzneimittel ohne Rezept. Allerdings ist die Evidenz hierzu sehr unsicher. In keiner Studie wurden arzneimittelresistente Infektionen oder unerwünschte Wirkungen von antimikrobiellen Arzneimitteln bei Apothekenkund*innen erfasst. Weitere Studien zu dieser Fragestellung sind erforderlich, insbesondere zur Untersuchung der Wirkung von Einzelmaßnahmen.
Wie aktuell ist dieser Review?
Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2022.
B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland