Resveratrol für Erwachsene mit Typ-2-Diabetes mellitus

Fragestellung des Reviews

Welche Auswirkungen hat eine orale Supplementierung mit Resveratrol im Vergleich zu Placebo, keiner Behandlung, Antidiabetika, Ernährungsumstellung oder Sport auf die Behandlung von Typ-2-Diabetes?

Hintergrund

Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung, bei der Körperzellen eine Resistenz gegen das Insulin im Blutkreislauf entwickeln, was zu langfristigen Folgeerkrankungen in verschiedenen Organen, wie Nieren, Augen, Nervensystem und dem Herzen führen kann. Resveratrol ist ein pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel, das vor allem in Trauben, Erdnüssen, Heidelbeeren und Maulbeeren vorkommt. Viele Tierstudien haben gezeigt, dass das Präparat antidiabetische Eigenschaften besitzt. Es wurden bisher nur wenige Studien an Menschen durchgeführt, deshalb ist es wichtig, dass die aktuellen Erkenntnisse aus gut durchgeführten Studien zusammengeführt werden, um die Öffentlichkeit und Forschungseinrichtungen zu informieren.

Studienmerkmale

Wir fanden drei randomisierte kontrollierte Studien (klinische Studien, bei denen Menschen zufällig einer von zwei oder mehreren Behandlungsgruppen zugeteilt werden) mit insgesamt 50 Teilnehmenden mit Typ-2-Diabetes. Resveratrol wurde in den eingeschlossenen Studien zwischen vier und fünf Wochen verabreicht. Resveratrol wurde als Kapsel oder Weichkapsel mit einer Dosierung von 10 mg, 150 mg oder 1000 mg pro Tag verabreicht und mit Placebo verglichen.

Diese Evidenz ist auf dem Stand von Dezember 2018.

Hauptergebnisse

In keiner der eingeschlossenen Studien wurde über wichtige patientenrelevante Langzeitfolgen wie Gesamtsterblichkeit, diabetesbedingter Tod, diabetesbedingte Folgeerkrankungen, gesundheitsbezogene Lebensqualität oder Auswirkungen auf die Behandlungskosten berichtet. In diesen Kurzzeitstudien wurden jedoch keine Nebenwirkungen und vorzeitigen Todesfälle beobachtet. Es wurden keine eindeutigen Veränderungen für Glukose-Management-Indikatoren beobachtet. Wir fanden acht noch nicht abgeschlossene Studien mit ungefähr 800 Studienteilnehmenden sowie zwei Studien, bei denen die Bewertung noch aussteht und die voraussichtlich unsere Ergebnissen unterstützen werden, sobald sie veröffentlicht sind.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Die allgemeine Vertrauenswürdigkeit der Evidenz aus den eingeschlossenen Studien war sehr niedrig. Das war vor allem auf die geringe Anzahl der Studienteilnehmenden und die kleine Anzahl der berichteten Endpunkte zurückzuführen. Die Studiendauer war ebenfalls sehr kurz.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Der derzeitige Forschungsstand ist nach Ansicht der Review-Autoren nicht ausreichend, um die Sicherheit und Wirksamkeit einer Resveratrol-Supplementierung zur Behandlung von Erwachsenen mit T2DM zu bewerten. Der begrenzte Stand der Forschung liefert derzeit keine ausreichende Evidenz für eine vorteilhafte oder nachteilige Wirkung einer vier- bis fünfwöchigen Einnahme von 10 mg bis 1000 mg Resveratrol bei Erwachsenen mit T2DM. Um die Wirksamkeit und Sicherheit von Resveratrol-Supplementierungen bei der Behandlung von T2DM weiter zu evaluieren, sind adäquat gepowerte RCTs und langfristige Nachbeobachtungszeiträume erforderlich, die über patientenrelevante Endpunkte berichten.

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Hintergrund: 

Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) ist eine chronische Erkrankung, die durch Insulinresistenz und Hyperglykämie geprägt ist, welche im Laufe der Zeit zu vaskulären Komplikationen führen können. Resveratrol ist ein pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel, dessen antidiabetische Eigenschaften in vielen Tiermodellen gezeigt wurden. Über die Sicherheit und Wirksamkeit von Resveratrol bei der Behandlung von T2DM beim Menschen liegt wenig Evidenz vor.

Zielsetzungen: 

Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit von Resveratrol-Formulierungen für Erwachsene mit Typ-2-Diabetes mellitus.

Suchstrategie: 

Wir durchsuchten das Cochrane Central Register of Controlled Trials, MEDLINE via PubMed, Embase, den Cumulative Index to Nursing and Allied Health Literature (CINAHL) und International Pharmaceutical Abstracts sowie die International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP) und ClinicalTrials.gov. Die letzte Suche in allen Datenbanken fand im Dezember 2018 statt. Es wurden keine Einschränkungen hinsichtlich der Sprache vorgenommen.

Auswahlkriterien: 

Alle randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), die die Wirkung von oral verabreichtem Resveratrol (jede Dosis oder Formulierung, Dauer oder Häufigkeit der Verabreichung) mit Placebo, keiner Behandlung, anderen Antidiabetika oder Ernährung oder Bewegung bei Erwachsenen mit der Diagnose T2DM verglichen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Review-Autoren identifizierten und selektierten unabhängig voneinander RCTs, bewerteten das Risiko für Bias und extrahierten die Daten der einzelnen Studien. Bei fehlenden Informationen oder Klärungsbedarf hinsichtlich der berichteten Daten wurden die Studienautoren kontaktiert. Zur Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit der Evidenz verwendeten wir den GRADE-Ansatz.

Hauptergebnisse: 

Wir identifizierten drei RCTs mit insgesamt 50 Teilnehmenden. Orales Resveratrol wurde, ohne es mit anderen pflanzlichen Polyphenolen zu kombinieren, in Dosen von 10 mg, 150 mg oder 1000 mg täglich über einen Zeitraum von vier bis fünf Wochen hinweg verabreicht. Die Vergleichsintervention war ein Placebo. Insgesamt wiesen alle drei eingeschlossenen Studien ein geringes Risiko für Bias auf. In keiner der drei eingeschlossenen Studien wurde über langfristige, patientenrelevante Endpunkte wie etwa Gesamtmortalität, diabetesbedingte Komplikationen, diabetesbedingte Mortalität, gesundheitsbezogene Lebensqualität oder sozioökonomische Auswirkungen berichtet. Alle drei eingeschlossenen Studien berichteten, dass keine unerwünschten Ereignisse beobachtet wurden, was darauf hindeutet, dass keine Todesfälle auftraten (geringe Qualität der Evidenz für unerwünschte Ereignisse, Gesamtmortalität und diabetesbedingte Mortalität). Resveratrol zeigte im Vergleich zu Placebo eine neutrale Wirkung auf das glykosylierte Hämoglobin A1c (HbA1c) (mittlere Differenz (MD) 0,1%, 95% Konfidenzintervall (KI) -0,02 bis 0,2; P = 0,09; zwei Studien; 31 Teilnehmende; sehr geringe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Aufgrund des kurzen Nachbeobachtungszeitraums sind die HbA1c-Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. In ähnlicher Weise zeigte Resveratrol im Vergleich zu Placebo eine neutrale Wirkung auf Nüchtern-Blutzuckerwerte (MD 2 mg/dL, 95% KI -2 bis 7; P = 0,29; zwei Studien; 31 Teilnehmende) und Resveratrol zeigte gegenüber dem Placebo eine neutrale Wirkung auf Insulinresistenz (MD -0,35, 95% KI -0,99 bis 0,28; P = 0,27; zwei Studien; 36 Teilnehmende). Wir fanden acht noch nicht abgeschlossene RCTs mit ungefähr 800 Studienteilnehmenden und zwei Studien, bei denen die Bewertung noch aussteht und die zu den Ergebnissen dieses Reviews beitragen könnten, sobald sie veröffentlicht sind.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

N. Keller, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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