Geburtseinleitung am oder nahe am Ende der Schwangerschaft bei Kindern, bei denen der Verdacht besteht, sehr gross zu sein (Makrosomie)

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Worum geht es?

Bei Kindern mit sehr hohem Geburtsgewicht (oder Makrosomie, über 4000 g Geburtsgewicht) kann es zu schwierigen und bisweilen traumatischen Geburten kommen. Eine Überlegung, ein solches Trauma zu verhindern, geht dahin, die Geburt frühzeitig einzuleiten, bevor das Kind zu stark wächst. Es ist schwierig, das Gewicht des Kindes vor der Geburt präzise abzuschätzen. Für Schätzungen bei der klinischen Untersuchung wird die Gebärmutter abgetastet und die Höhe des Gebärmuttergrundes gemessen. Ergebnisse beider Schätzverfahren unterliegen beträchtlichen Schwankungen. Ultraschalluntersuchungen sind ebenfalls ungenau, sodass vermeintlich grosse Kinder sich bei der Geburt gar nicht als solche herausstellen. Diese Umstände könnten Eltern verunsichern.

Warum ist das wichtig?

Wenn Geburten zu früh eingeleitet werden, kann es vorkommen, dass Kinder zu früh geboren werden, ohne dass ihre Organe ausgereift sind.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir haben vier Studien gefunden, welche die Einleitung der Wehen in 37 bis 40 Schwangerschaftswochen bei Verdacht auf ein grosses Kind untersuchten. Insgesamt waren 1190 Schwangere ohne Diabetes eingeschlossen. Wir haben unsere Studienrecherche am 31. Oktober 2015 durchgeführt. Die Studien waren von moderater oder guter Qualität, auch wenn es nicht möglich war, die Frauen und das medizinische Personal dahingehend zu verblinden, zu welcher Gruppe die Frauen gehörten. Das könnte zu Bias geführt haben.

Was bedeutet dies?

Die Anzahl der Geburten, in denen die Schulter des Kindes stecken blieb (Schulterdystokie), oder ein Knochenbruch auftrat (gewöhnlich des Schlüsselbeins, das ohne Folgen gut verheilt), war geringer in der Gruppe, in der die Geburt eingeleitet wurde. Die Evidenz war für Schulterdystokie von moderater und für Knochenbrüche von hoher Qualität. Es zeigten sich zwischen den Gruppen keine klaren Unterschiede in Bezug auf Schäden am Nervengeflecht, welches Signale von der Wirbelsäule in die Schulter, den Arm und die Hand des Kindes sendet (Verletzung des Armgeflechts). Die Qualität dieser Evidenz ist niedrig, da diese Verletzung in den Studien sehr selten vorkam. Ebenso gab es keine klaren Unterschiede für Anzeichen darauf, dass das Kind während der Geburt nicht genügend Sauerstoff bekam. Die Vorgehensweise der Geburtseinleitung reduzierte das durchschnittliche Geburtsgewicht der Kinder um 178 g. Die Studien zeigten keinen Unterschied in der Anzahl der Frauen, die einen Kaiserschnitt oder eine vaginal-operative Entbindung hatten. Es gibt begrenzte Evidenz dafür, dass mehr Frauen mit Geburtseinleitung schwerwiegende Dammverletzungen hatten. Wir schliessen daraus, dass eine Geburtseinleitung kurz vor dem Geburtstermin sowohl mit Nutzen als auch mit Nachteilen verbunden ist. Wenn bei einem Ungeborenen der Verdacht auf ein sehr hohes Geburtsgewicht besteht, sollte die Möglichkeit der Geburtseinleitung mit den Eltern besprochen werden.

Auch wenn einige Eltern und Ärzte die vorhandene Evidenz für die Rechtfertigung der Geburtseinleitung als ausreichend erachten könnten, könnten andere mit dieser Einschätzung nicht einverstanden sein. Weitere qualitativ hochwertige Studien sind nötig, um herauszufinden, welcher der beste Zeitpunkt für die Geburtseinleitung am Ende einer Schwangerschaft ist, und wie die Genauigkeit der Diagnose von Makrosomie verbessert werden kann.

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Anmerkungen zur Übersetzung: 

N. Meier, C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz

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