Geplante Krankenhausgeburt im Vergleich zu geplanter Hausgeburt

Worum geht es?

Die meisten Schwangerschaften von gesunden Frauen verlaufen normal und die meisten Geburten können ohne unnötige medizinische Interventionen stattfinden. Es ist jedoch nicht möglich, mit Sicherheit vorherzusagen, dass im Verlauf einer Geburt keine Komplikationen auftreten werden. Daher wird in vielen Ländern davon ausgegangen, dass es für alle Frauen am sichersten ist, im Krankenhaus zu gebären. In einigen wenigen Ländern ist man jedoch der Ansicht, dass wenn eine Frau während Schwangerschaft und Geburt Hebammenbetreuung erfährt und ein Transfer von zuhause ins Krankenhaus (falls nötig) möglich ist, die Hausgeburt ein integrierter Bestandteil der mütterlichen Versorgung ist und sein kann. Es scheint immer deutlicher zu werden, dass Ängstlichkeit und der leichte Zugang zu vielen medizinischen Verfahren im Krankenhaus zu einem erhöhten Maß an Eingriffen führen kann, was wiederum zu weiteren Eingriffen und schließlich zu unnötigen Komplikationen führen kann. Bei einer geplanten Hausgeburt, die von einer erfahrenen Hebamme unterstützt wird, die im Falle einer notwendigen Verlegung mit ärztlichen Kolleg*innen zusammenarbeitet, werden diese Nachteile vermieden. Gleichzeitig bleibt der Vorteil des Zugangs zu medizinischer Hilfe im Bedarfsfall erhalten.

Warum ist dies wichtig ?

Bessere Beobachtungsstudien deuten zunehmend darauf hin, dass eine geplante Krankenhausgeburt für Frauen mit geringem Komplikationsrisiko nicht sicherer ist als eine geplante Hausgeburt, die von einer erfahrenen Hebamme mit ärztlichem Backup durchgeführt wird, sondern zu mehr Interventionen und Komplikationen führen kann. Die Darstellung der potenziellen Vor- und Nachteile einer geplanten Krankenhausgeburt im Vergleich zu einer geplanten Hausgeburt ist für schwangere Frauen wahrscheinlich von großer Bedeutung.

Welche Evidenz fanden wir?

Wir suchten im Juli 2021 nach Belegen aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) (Studien, bei denen die Teilnehmerinnen nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugewiesen werden). Es wurden keine neuen RCTs zusätzlich zu den beiden zuvor identifizierten sehr kleinen RCTs gefunden. Nur eine RCT (an der 11 Frauen und ihre Babys beteiligt waren) trug Daten zu diesem Review bei, so dass es nicht möglich ist, aus einer so geringen Anzahl von Frauen und Babys irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen. In dem Umfang in dem die Studie Daten lieferte, war die Beweissicherheit sehr gering. Es gab keine eindeutigen Belege aus RCTs, die entweder eine geplante Krankenhausgeburt oder eine geplante Hausgeburt bei Schwangeren mit geringem Komplikationsrisiko befürworten. In diesem Update wurde der Review um einige Dinge erweitert. Vor allem aber wurde die Evidenz in den derzeitigen Kontext gestellt. Wie in der aktualisierten Version des Cochrane-Handbuchs empfohlen, haben wir außerdem a) einen konzeptionellen Rahmen hinzugefügt, um den vorgeschlagenen Wirkmechanismus der komplexen Intervention "geplante Krankenhausgeburt" zu veranschaulichen, und b) die Evidenz unter Verwendung einer ganzen Reihe neuer Instrumente, Methoden und Terminologie neu bewertet. Diese Untersuchungen haben nicht zu einer wesentlich anderen Interpretation der verfügbaren Beweise geführt, aber die Schlussfolgerungen haben sich geändert.

Was bedeutet das?

Es gibt nicht genügend Beweise aus RCTs (die als die beste Form des Wirksamkeitsnachweises gelten), um eindeutige Schlussfolgerungen ziehen zu können. Außerdem werden weitere RCTs nicht für durchführbar gehalten und von vielen Hebammen, Geburtshelfern und Eltern nicht mehr als sinnvoll erachtet. Da die Qualität der Evidenz aus Beobachtungsstudien stetig zunimmt, könnte es sinnvoll sein, in künftigen Aktualisierungen dieses Reviews auch Belege aus ordnungsgemäß durchgeführten systematischen Reviews von Beobachtungsstudien einzubeziehen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Laquai, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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