Kernaussagen
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Die Verabreichung von Gestagenen hat wahrscheinlich wenig bis gar keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Fehl- oder Lebendgeburt bei Frauen, die von wiederholten Fehlgeburten ohne bekannte Ursache betroffen sind.
Was sind wiederholte Fehlgeburten?
Ein frühzeitiger Schwangerschaftsverlust, auch als Fehlgeburt bezeichnet, tritt in der Regel im ersten Trimester (den ersten 13 Wochen der Schwangerschaft) auf. Bei manchen Frauen und ihren Partnern kann es mehrmals zu Fehlgeburten kommen. Dies wird auch als wiederholte Fehlgeburten bezeichnet. Auch wenn manchmal Ursachen für Fehlgeburten gefunden werden, gibt es oft keine eindeutigen Gründe, warum es dazu kommt.
Was sind Gestagene, und warum könnten sie eingesetzt werden?
In der frühen Phase der Schwangerschaft bereitet das Hormon Progesteron die Gebärmutter (den Uterus) auf die Einnistung und den Erhalt des kürzlich befruchteten Eis vor. Es wird vermutet, dass manche Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, in der frühen Phase der Schwangerschaft möglicherweise nicht genügend Progesteron produzieren. Die Einnahme von Medikamenten, die wie Progesteron wirken, wurde als eine Möglichkeit zur Verhinderung wiederholter Fehlgeburten vorgeschlagen. Diese sogenannten Gestagene können entweder natürlichen Ursprungs oder synthetisch hergestellt sein. Das Erleiden von Fehlgeburten kann für Frauen und ihre Partner sowohl körperlich als auch psychisch belastend sein. Eine Therapie zur Verringerung wiederholter Fehlgeburten zu finden, könnte ihnen helfen, eine Fehlgeburt zu vermeiden und ein lebend geborenes Baby zu bekommen.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob die Gabe eines Gestagens in der Frühschwangerschaft besser ist als die Gabe von keinem Medikament, um:
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Fehlgeburten zu verringern;
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Lebendgeburten zu erhöhen;
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andere Probleme für Mütter und ihre Babys zu verringern (z. B. ein niedriges Geburtsgewicht oder die Notwendigkeit von Intensivpflege).
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach veröffentlichten Studien, in denen Frauen mit wiederholten Fehlgeburten entweder eine Gestagenbehandlung oder keine Behandlung beziehungsweise ein Placebo (Scheinbehandlung) erhielten. Ausgeschlossen wurden Studien mit Frauen, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung durch In-vitro-Fertilisation (IVF) unterzogen hatten.
Was fanden wir?
Wir fanden neun Studien, an denen insgesamt 1426 Frauen mit wiederholten Fehlgeburten teilnahmen. Wir konnten Informationen aus acht dieser Studien verwerten, also von insgesamt 1276 Frauen. Diese Studien ergaben, dass die frühzeitige Gabe eines Gestagens in der Schwangerschaft an Frauen mit wiederholten Fehlgeburten wahrscheinlich wenig oder keinen Einfluss auf das Risiko einer Fehlgeburt hat. Wir konnten keinen Hinweis darauf finden, dass eine bestimmte Verabreichungsform des Gestagens einer anderen überlegen ist. Dabei wurde eine Verabreichung durch Schlucken, als Spritze (Injektion) oder in die Vagina verglichen. Die Studien zeigten auch, dass die Verabreichung eines Gestagens an Frauen mit früheren Fehlgeburten die Chance auf ein lebend geborenes Baby in der aktuellen Schwangerschaft wahrscheinlich nur geringfügig oder gar nicht beeinflusst. Die Wirkungen des Gestagens auf das Risiko von Frühgeburten, Tod des Neugeborenen, angeborene Fehlbildungen oder Totgeburten sind unsicher.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die Evidenz stammte häufig aus älteren Studien, von denen viele eher klein waren. Dies bedeutete auch, dass einige Details über die Studienmethoden nicht klar waren. Nicht alle Studien lieferten Daten zu allen Wirkungen, an denen wir interessiert waren.
Wie aktuell ist die Evidenz?
Bei diesem aktualisierten Review wurde die Suche nach neuer Evidenz am 25. Juli 2024 durchgeführt.
M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland