Nutzen und Risiken topischer Insektenschutzmittel zur Malariaprophylaxe

Kernaussagen

- Topische Repellenzien reduzieren die Inzidenz und Prävalenz der durch Plasmodium falciparum übertragenen Malaria möglicherweise leicht.

- Diese Wirkungen scheinen in Hochrisikogruppen besonders wichtig zu sein, insbesondere in Flüchtlingscamps, wo es wenig andere Schutzmöglichkeiten gibt.

- Topische Repellenzien könnten in Situationen, in denen insektizidbehandelte Netze und andere Maßnahmen zur Malaria-Bekämpfung schnell verfügbar sind, möglicherweise nur einen geringen oder sogar keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf die Prävalenz und Inzidenz von Malaria bewirken.

Was ist Malaria?

Malaria ist eine Krankheit, die durch mindestens fünf Arten von Parasiten der Gattung Plasmodium verursacht und durch den Stich der Anopheles-Mücken übertragen wird. Die Krankheit befällt in der Regel Menschen in den tropischen Gebieten Mittel- und Südamerikas, Süd- und Südostasiens und insbesondere in Afrika. Im Jahr 2021 gab es über 247 Millionen Malariafälle und 619.000 Todesfälle, vor allem in Afrika. Die Krankheit beeinträchtigt die Funktion der roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff im Körper transportieren. Dies führt in der Regel zu Fieber, Unwohlsein und anderen leichten Symptomen. Manche Menschen können jedoch eine schwerwiegenden Krankheitsverlauf entwickeln, wenn es zu einer stark verringerten Anzahl der zirkulierenden roten Blutkörperchen und Problemen in der Leber, im Gehirn und in anderen Organen kommt.

Malaria kann mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden, die im Allgemeinen gut wirksam sind. Bestimmte Hilfsmittel, die Mückenstiche verhindern, wie z. B. mit Insektiziden behandelte Netze, können Menschen vor der Krankheit schützen und die Zahl der Fälle weltweit deutlich verringern. Die meisten dieser Ansätze zielen jedoch auf Stechmücken ab, die Menschen in Innenräumen als Wirte nutzen. Sie sind weniger wirksam gegen Arten, die im Freien Nahrung suchen, und beseitigen die Krankheit daher nicht wirklich.

Was wollten wir herausfinden?

Das Ziel dieses Cochrane Reviews war herauszufinden, ob topische Repellenzien (Insektenschutzmittel, die auf die Haut aufgetragen werden, um Mückenstiche zu verhindern) Malaria bei Menschen in Regionen, in denen diese Krankheit regelmäßig auftritt, verhindern können. Wir interessierten uns besonders für die Wirkung auf Menschen, die möglicherweise nicht ausreichend durch andere, häufiger verwendete Maßnahmen zum Schutz vor Malaria geschützt sind.

Wir wollten herausfinden, ob topische Repellenzien besser als ein Placebo-Repellenz oder gar keine Maßnahme geeignet sind, um folgende zwei Indikatoren für die Malariaübertragung zu reduzieren:

- Malaria-Inzidenz (die Zahl der neuen Fälle in einem bestimmten Zeitraum);

- Malaria-Prävalenz (die Zahl aller Fälle zu einem bestimmten Zeitpunkt).

Wir wollten auch wissen, ob topische Repellenzien unerwünschte Wirkungen verursachen.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten in der vorhandenen Literatur nach Studien, in denen die Wirkung topischer Repellenzien (allein oder in Kombination mit anderen Mitteln zur Vorbeugung von Mückenstichen) mit einem Placebo-Repellenz oder keiner Maßnahme verglichen wurde. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der eingeschlossenen Studien mit statistischen Methoden zusammen. Wir bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf Grundlage der angewandten Studienmethoden.

Was fanden wir heraus?

Wir schlossen insgesamt acht Studien mit über 60.000 Personen ein. Die Studien fanden in Gebieten mit geringer Malariaübertragung statt, hauptsächlich in Südostasien und Südamerika.

Zu den topischen Repellenzien zählten Lotionen, Seifen und Kosmetika. Wir fanden Evidenz dafür, dass topische Repellenzien die Inzidenz und Prävalenz von Malariafällen, die durch P. falciparum verursacht werden, möglicherweise leicht reduzieren. Das gilt für Situationen, in denen andere Mittel zur Prophylaxe von Mückenstichen nicht zur Verfügung stehen. Dennoch deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass Repellenzien dort, wo sie bereits weit verbreitet eingesetzt werden, wahrscheinlich nur eine geringe oder gar keine Wirkung haben. Topische Repellenzien gelten als sicher, und die Prävalenz von unerwünschten Wirkungen war sehr gering.

Was sind die Limitationen der Evidenz?

Der Nutzen topsicher Repellenzien war bei Flüchtlingen besonders deutlich. Aufgrund von Unzulänglichkeiten im Design der einbezogenen Studien ist es jedoch nicht möglich, diese Beobachtungen zu verallgemeinern. Wir berücksichtigten nur Fälle von Malaria, die durch den Parasiten P. falciparum verursacht wurden. Wir sind uns auch bewusst, dass in den Studien die Adhärenz unterschiedlich gemessen und berichtet wurde. Es war oft nicht bekannt, ob die Teilnehmenden das Repellenz tatsächlich wie empfohlen verwendeten.

Wie aktuell ist dieser Review?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 11. Januar 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Brugger, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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