Progesteron vor der Geburt bei Frauen mit Mehrlingsschwangerschaft zur Verhinderung von Frühgeburten

Worum geht es?

Mehr als die Hälfte aller Frauen mit einer Zwillingsschwangerschaft gebären, bevor sie 37 Schwangerschaftswochen erreichen (Frühgeburt) und bei Frauen, die Drillinge erwarten, ist eine Frühgeburt sogar noch wahrscheinlicher. Im Vergleich zu rechtzeitig geborenen Kindern haben frühgeborene Kinder eine höhere Wahrscheinlichkeit für gesundheitliche Probleme und sterben häufiger. Progesteron wird im Körper natürlicherweise produziert und hilft vermutlich dabei, die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.

Seit der Veröffentlichung dieses neuen Reviews in Ausgabe 10, 2017, haben wir eine der eingeschlossenen Studie ( El-Refaie 2016) wieder in die Kategorie der noch nicht klassifizierten Studien verschoben, aufgrund von Unklarheiten der Studiendaten.

Warum ist das wichtig?

Es ist nicht bekannt, ob die Verabreichung von Progesteron (als Injektion, oral oder vaginal als Zäpfchen oder Gel) an Frauen während einer Mehrlingsschwangerschaft eine nutzbringende oder eine schädliche Auswirkung auf die Frau und die ungeborenen Kinder hat.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir haben am 1. November 2016 nach Evidenz gesucht und 16 randomisierte kontrollierte Studien (mit 4548 Frauen) gefunden, die in den Review eingeschlossen wurden.

In Studien, bei denen Progesteron durch eine Injektion in den Muskel verabreicht wurde, haben in der Progesteron-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe (Scheinbehandlung), mehr Frauen vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren (niedrige Qualität der Evidenz). Zwischen den beiden Gruppen gab es keinen eindeutigen Unterschied in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind vor oder kurz nach der Geburt stirbt (niedrige Qualität der Evidenz). Keine Studie berichtete über die Müttersterblichkeit oder darüber, ob Kinder unter längerfristigen Entwicklungsproblemen oder Behinderungen litten. Es scheint einen kleinen oder keinen Unterschied beim Vergleich der Frauen, die Progesteron oder ein Placebo erhielten, bei weiteren wichtigen Endpunkten zu geben: Frühgeburt vor 37 Wochen (hohe Qualität der Evidenz), Frühgeburt vor 28 Wochen (moderate Qualität der Evidenz) oder Geburtsgewicht von weniger als 2.500 Gramm (moderate Qualität der Evidenz). Über Endpunkte aus dem weiteren Verlauf der Kindheit berichteten die Studien nicht.

In Studien, bei denen Progesteron vaginal verabreicht wurde, konnte bei Frühgeburten vor 34 Wochen nur ein kleiner oder gar kein Unterschied zwischen Frauen festgestellt werden, die entweder Progesteron oder Placebo verabreicht bekamen (niedrige Qualität der Evidenz). Obwohl sich in der Progesteron-Gruppe weniger Geburten vor 34 Wochen ereigneten, könnte dieses Ergebnis rein zufällig aufgetreten sein. Die Zahl der kindlichen Todesfälle vor oder kurz nach der Geburt war in beiden Gruppen ähnlich (niedrige Qualität der Evidenz). Keine Studie berichtete über Müttersterblichkeit oder über längerfristige Ergebnisse bei den Kindern. Es gibt möglicherweise einen kleinen oder keinen Unterschied beim Vergleich der Frauen, die vaginales Progesteron oder ein Placebo erhielten, bei weiteren wichtigen Endpunkten: Frühgeburt vor 37 Wochen (moderate Qualität der Evidenz), Frühgeburt vor 28 Wochen (niedrige Qualität der Evidenz) oder Geburtsgewicht von weniger als 2.500 Gramm (moderate Qualität der Evidenz). Über Endpunkte aus dem weiteren Verlauf der Kindheit berichteten die Studien nicht. Für andere Endpunkte haben wir keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden, abgesehen von Kaiserschnitt. Bei Frauen, die Progesteron vaginal verabreicht bekommen hatten, wurden nicht so viele Kaiserschnitte durchgeführt wie bei den Frauen in der Placebo-Gruppe (obwohl der Unterschied zwischen den Gruppen mit 8% nicht groß war). Von den Müttern, die Progesteron vaginal verabreicht bekamen, benötigten weniger Neugeborene mechanische Unterstützung beim Atmen.

Wir haben keine Studien gefunden, in denen die orale Einnahme von Progesteron untersucht wurde.

Was bedeutet das?

Insgesamt ist davon auszugehen, dass intramuskuläre oder vaginale Behandlungen mit Progesteron bei einer Mehrlingsschwangerschaft weder die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt verringern noch die Ergebnisse für die Kinder verbessern kann.

Zukünftige Studien könnten sich darauf fokussieren, Informationen auf Ebene der Studienteilnehmerinnen zu betrachten, damit alle verfügbaren Informationen über intramuskuläre und vaginale Progesteronbehandlungen bei Mehrlingsschwangerschaft zusammen analysiert werden können.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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