Zeitlich abgestimmter Geschlechtsverkehr für Paare mit Subfertilität

Fragestellung

Forscher der Cochrane Collaboration untersuchten die Evidenz zur Wirkung von zeitlich abgestimmtem Geschlechtsverkehr gegenüber spontanem Geschlechtsverkehr bei Paaren, die versuchen, ein Kind zu bekommen.

Hintergrund

Viele Paare haben Schwierigkeiten, eine Schwangerschaft zu erzielen, und fürchten, unfruchtbar zu sein. In jedem Zyklus ist die Frau aufgrund der begrenzten Lebensdauer der Samen- und Eizellen in einem Zeitraum von ungefähr fünf Tagen vor dem Eisprung bis mehrere Stunden nach dem Eisprung fruchtbar. Demnach könnte die prospektive Feststellung dieser fruchtbaren Zeit im Menstruationszyklus der Frau zur zeitlichen Abstimmung des Geschlechtsverkehrs dazu beitragen, die Befruchtungsrate verbessern. Das könnte die Anzahl unnötiger medikamentöser Behandlungen sowie die Kosten für eine fortschrittlichere Behandlung von Unfruchtbarkeit verringern, andererseits aber auch unerwünschte Ereignisse wie Stress verursachen. Die fruchtbare Zeit kann anhand verschiedener Methoden festgestellt werden, darunter die Beobachtung der Fruchtbarkeit anhand von Urintests, Führen eines Kalenders, Beobachtung von Veränderungen des Zervixschleims, der Basaltemperatur oder Ultraschalluntersuchungen zur Feststellung der Follikelreifung. Ziel dieses Reviews war es, Nutzen und Risiken des zeitlich abgestimmten Geschlechtsverkehrs im Hinblick auf den Endpunkt Schwangerschaft bei Paaren zu bewerten, die versuchen, ein Kind zu bekommen.

Studienmerkmale

Wir fanden fünf randomisierte kontrollierte Studien, die zeitlich abgestimmten Geschlechtserkehr mit Geschlechtsverkehr ohne Vorhersage des Eisprungs bei insgesamt 2840 Frauen oder Paaren mit Kinderwunsch verglichen. Die Evidenz ist auf dem Stand vom August 2014.

Hauptergebnisse

Eine breit angelegte Studie (1453 Frauen) publizierte keine verwendbaren Ergebnisse und konnte demnach nicht ausgewertet werden. Eine Studie berichtete über Lebendgeburtsraten und fand keine Evidenz für einen Unterschied. Die Studie war jedoch zu klein, um klinisch wertvoll zu sein. Nur eine Studie berichtete über den Grad der Belastung und zeigte keine Evidenz für einen Unterschied zwischen zeitlich abgestimmtem Geschlechtsverkehr mit Beobachtung der Fruchtbarkeit anhand von Urintests und Geschlechtsverkehr ohne Beobachtung der Fruchtbarkeit anhand von Urintests. Von weiteren unerwünschten Ereignissen wurde nicht berichtet. Nur zwei Studien berichteten über klinische Schwangerschaftsraten und zeigten keine Evidenz für einen Unterschied in den Schwangerschaftsraten bei Paaren mit verminderter Fruchtbarkeit. Die Evidenz legt nahe, dass bei einer angenommenen Wahrscheinlichkeit für eine klinische Schwangerschaft nach dem Geschlechtsverkehr ohne Vorhersage des Eisprungs von 16 % die Wahrscheinlichkeit für eine klinische Schwangerschaft nach zeitlich abgestimmtem Geschlechtsverkehr zwischen 9 % und 33 % liegt. Wenn allerdings von den Teilnehmern selbst berichtete Schwangerschaften (nicht durch Ultraschalluntersuchung bestätigt) mit einbezogen werden, lagen die Schwangerschaftsraten nach zeitlich abgestimmtem Geschlechtsverkehr höher. Diese Evidenz legt nahe, dass bei einer Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft nach einem Geschlechtsverkehr ohne Vorhersage des Eisprungs von 13 % die Wahrscheinlichkeit nach einem zeitlich abgestimmten Geschlechtsverkehr zwischen 14 % und 23 % liegt.

Kein Unterschied in der Wirkung wurde zwischen Paaren festgestellt, die seit weniger als 12 Monaten versuchen, ein Kind zu bekommen, und solchen, die es seit 12 Monaten und länger versuchen. Eine Studie erfasste Daten über die Zeit bis zur Befruchtung und ergab keine Evidenz für einen Unterschied in der Zeit, bis eine Befruchtung stattfindet.

Qualität der Evidenz

Die Gesamtqualität der Evidenz war für alle Endpunkte gering bis sehr gering. Die wichtigsten Einschränkungen für die Evidenz waren Ungenauigkeit, unzulängliche Erfassung von klinisch relevanten Endpunkten und ein hohes Risiko für Publikationsbias, da bisher keine große Studie veröffentlicht wurde. Daher ist bei der Betrachtung der Ergebnisse Vorsicht angebracht.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Koordination durch Cochrane Schweiz.

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