Chirurgische versus nicht-chirurgische Versorgung unilateraler Ureterabgangsstenosen bei Neugeborenen und Säuglingen unter zwei Jahren

Fragestellung

Geht es Kindern mit unilateralen Ureterabgangsstenosen besser mit oder ohne chirurgische Behandlung?

Hintergrund

Einige Neugeborene und Kleinkinder, die jünger als zwei Jahre sind zeigen bei Ultraschalluntersuchungen eine Erweiterung des Nierenbeckens. Dies ist die anatomische Struktur, wo der Urin sich sammelt, bevor er vom Harnleiter in die Blase transportiert wird. Die Erweiterung des Nierenbeckens könnte durch eine mögliche Blockade des Harnflusses, nicht unähnlich wie sich ein Fluss vor einem Damm verbreitert, problematisch sein.

Längerfristige Blockaden des Harnfluss über Monate und Jahre kann die Nieren schädigen und zu anderen Problemen wie Harnwegsinfektionen oder Nierensteinen führen. Eine Operation kann eine Blockade beseitigen, falls sie auftritt, kann aber auch Nachteile haben, einschließlich der Risiken von Komplikationen. Es ist unklar, ob diese Operationen erforderlich sind.

Ergebnisse

Wir suchten bis zum 13. Juni 2016 nach Studien und fanden zwei Studien, die Gruppen von Neugeborenen und Kleinkindern verglichen, die jünger als zwei Jahre waren. Die Studien schlossen insgesamt 107 Kinder ein, die durch eine oder keine Operation behandelt wurden und beobachteten die Kinder über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren. Basierend auf Evidenz sehr niedriger Qualität, fanden wir, dass die kurzfristige Nierenfunktion (nach sechs und 12 Monaten) in beiden Gruppen ähnlich war. Evidenz sehr niedriger Qualität zeigte auch, dass nach der Operation, das Nierenbecken kleiner war und Urin schien besser aus der Niere in den Harnleiter zu fließen. Wir sind jedoch aufgrund der Methoden und die Größe und die Studien bezüglich dieser Ergebnisse sehr unsicher. Es gab keine ausreichende Evidenz, um festzustellen, ob es einer Gruppe von Teilnehmern langfristig besser ging, ob sie weniger Komplikationen, oder eine bessere Lebensqualität hatte.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Wir fanden nur begrenzte Hinweise zur Beurteilung der Nutzen und Schäden der chirurgischen Therapie einseitiger UPJO im Vergleich zu nicht-chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten für Neugeborene und Kleinkinder jünger als zwei Jahre. Bei der Mehrheit der Teilnehmer des nicht-chirurgischen Armes kam es zu keiner signifikanten Verschlechterung der seitengetrennten Nierenfunktion. In etwa 20% dieser Patienten wurde ein sekundärer chirurgischer Eingriff notwendig. Die Nachbeobachtungszeit war zu kurz, um die langfristigen Auswirkungen auf die seitengetrennte Nierenfunktion in beiden Behandlungsarmen zu beurteilen. Wir benötigen weitere randomisierte kontrollierte Studien mit ausreichender statistischer Aussagekraft und einer adäquaten Nachbeobachtungszeit, um die optimale Therapie für Neugeborene und Kleinkinder unter zwei Jahren mit einseitiger UPJO zu bestimmen.

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Hintergrund: 

Die einseitige Ureterabgangsenge (ureteric-pelvic junction obstruction - UPJO) ist die häufigste Ursache für eine obstruktive Uropathie und kann zu einer Nierenfunktionsstörung und dem Verlust der Nierenfunktion führen. Der aktuelle diagnostische Ansatz mittels Bildgebung der Nieren kann nicht zuverlässig feststellen, welche Neugeborenen und Kleinkinder jünger als zwei Jahre eine klinisch relevante Erkrankung haben und von einer dauerhaften Nierenschädigung gefährdet sind. Es besteht daher kein Konsens über ein optimales therapeutisches Management der unilateralen UPJO.

Zielsetzungen: 

Ziel dieses Reviews ist die Beurteilung der Auswirkungen von chirurgischen und nicht-chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten für Neugeborene und Säuglinge unter zwei Jahren mit einseitiger UPJO.

Suchstrategie: 

Wir durchsuchten das Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) (Issue 6, 2016), MEDLINE / Ovid und EMBASE / Ovid Datenbanken von ihrem Anfang bis zum 13. Juni 2016. Wir durchsuchten ebenfalls die Referenzlisten potenziell relevanter Studien ohne jegliche Sprachbeschränkung. Wir suchten auch nach relevanten registrierten Studien in folgenden Studienregistern: www.clinicaltrials.gov/; ISRCTN registry (controlled-trials.com/); www.trialscentral.org/; apps.who.int/trialsearch/; www.drks.de/; und www.anzctr.org.au/trialSearch.aspx.

Auswahlkriterien: 

Wir haben randomisierte und quasi-randomisierte kontrollierte Studien ausgewählt, die chirurgische mit nicht-chirurgischen Methoden zur Behandlung von unilateraler UPJO vergleichen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Reviewautoren beurteilten die Studien unabhängig voneinander hinsichtlich deren Eignung für den Einschluss und dem Risiko für Bias und extrahierten Daten. Im Falle von Meinungsverschiedenheiten konsultierten sie einen dritten Reviewautor. Die in den beiden eingeschlossenen Studien enthaltenen Daten waren nicht ausreichend, um eine Metaanalyse durchzuführen.

Hauptergebnisse: 

Wir fanden nur zwei Studien, die ein hohes Risiko für Bias hatten und die in das Review aufgenommen wurden. Die Gesamtstudienpopulation war klein (n = 107 Teilnehmer, jünger als sechs Monate und aus Großbritannien und den USA), und nicht alle vorher festgelegten Endpunkte wurden untersucht. Die berichteten Endpunkte hatten nur kurze Nachbeobachtungszeiträume. Sechs Monate und ein Jahr nach der Therapie konnte kein statistischer Unterschied zwischen der chirurgischen und nicht-chirurgischen Gruppe bezüglich der durchschnittlichen seitengetrennten Nierenfunktion festgestellt werden (sehr niedrige Qualität der Evidenz). Die chirurgische Gruppe zeigte signifikant weniger Obstruktionszeichen im Harntransport als die nicht-chirurgische Gruppe (sehr niedrige Qualität der Evidenz). Etwa eines von fünf Kindern wechselte von der nicht chirurgischen Gruppe in die chirurgische Gruppe. Die seitengetrennte Nierenfunktion nach einer sekundären chirurgischen Intervention wurde mit unterschiedlichen Ergebnissen beschrieben. Die meisten Patienten erreichten danach Nierenfunktionsparameter wie vor der Verschlechterung. Die Studien lieferten entweder keine oder nur unzureichende Daten über folgende Endpunkte: postoperative Komplikationen, UPJO-assoziierte klinische Symptome, Kosten von Interventionen, Strahlenexposition, Lebensqualität und unerwünschten Wirkungen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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