Medikamentöse und mechanische Interventionen für eine ambulante Geburtseinleitung

Worum geht es?

Die Geburtswehen künstlich anzuregen (Geburtseinleitung) ist häufig aus medizinischen Gründen nötig - beispielsweise, wenn Frauen den Geburtstermin überschritten haben. Dabei können verschiedene Methoden angewendet werden, wie medikamentöse Behandlungen (zum Beispiel mit Prostaglandin E2, Misoprostol oder Isosorbidmononitrat) oder das Öffnen der Fruchtblase. Geburtseinleitungen werden in der Regel im Krankenhaus durchgeführt, manche Methoden könnten sich jedoch auch für eine ambulante Behandlung eignen. Dabei warten die Frauen zuhause ab, bis die Wehentätigkeit voranschreitet. Wir untersuchten die Machbarkeit, Wirksamkeit und Sicherheit von Geburtseinleitung im ambulanten Rahmen sowie die damit verbundene Zufriedenheit der Frauen und die Kosten für das Gesundheitssystem.

Warum ist das wichtig?

Schwangere Frauen können nach Erreichen des Geburtstermins im Krankenhaus als ambulante Patientinnen untersucht, mit den geburtseinleitenden Methoden behandelt und nach einer kurzen Überwachungszeit wieder nach Hause geschickt werden. Alternativ kann ihnen die geburtseinleitende Behandlung auch nach Hause mitgegeben werden. Frauen könnten lieber zuhause das Einsetzen der Wehen abwarten und solche ambulanten Behandlungen könnten weniger Kosten für das Gesundheitssystem verursachen.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Dies ist ein aktualisierter Review, der sechs neue Studien einschließt. Wir haben 34 randomisierte kontrollierte Studien mit 5.003 schwangeren Frauen eingeschlossen (Datum der Recherche: November 2016). Die Frauen waren gesund und hatten nur ein geringes Risiko für Komplikationen. Sie erhielten entweder eine geburtseinleitende Behandlung, eine unwirksame Behandlung (Placebo) oder gar keine Behandlung. Es gab nur wenige Informationen zu Endpunkten, die wir als wichtig erachtet haben. Das Risiko für Bias war allgemein niedrig oder unklar. Die Qualität der Evidenz wurde als niedrig eingestuft, mit einigen wenigen Ergebnissen von moderater Qualität.

Diejenigen Frauen, die nach dem Geburtstermin eine ambulante Geburtseinleitung erhielten, benötigten im Vergleich zur Placebo-Gruppe oder zur Gruppe ohne Behandlung weniger weitere einleitende Maßnahmen. Medikamente wie vaginal verabreichtes PGE2, Mifepriston und oral verabreichtes Misoprostol scheinen wirksam zu sein. Derweil gab es keinen eindeutigen Unterschied bezüglich übermäßiger Aktivität der Gebärmutter (Gebärmutterüberstimulation), Kaiserschnitt oder der Notwendigkeit einer Behandlung auf der Neugeborenen-Intensivstation.

Die Studien schlossen zu wenige Frauen ein, um Unterschiede bezüglich seltener Ereignisse wie Kindstod oder schwerwiegende Erkrankungen von Mutter oder Kind auszumachen. Außerdem gaben die Studien nicht an, ob Not- oder Rettungsdienste für eine Rückkehr ins Krankenhaus in Anspruch genommen wurden. Einige Medikamente verursachten Nebenwirkung (beispielsweise Kopfschmerzen). Insgesamt gab es nur wenig Information zu den Kosten der verschiedenen Methoden.

Was bedeutet das?

Bei gesunden Frauen mit niedrigem Risiko erscheint es machbar, die Geburt im ambulanten Rahmen einzuleiten, um den Frauen zu ermöglichen, zuhause auf den Wehenbeginn zu warten. Ambulante Geburtseinleitung könnte sowohl die Notwendigkeit von weiteren Medikamenten, als auch die Dauer zwischen Behandlungsbeginn und Geburt verringern. Es scheint außerdem, dass die Wahrscheinlichkeit weiterer benötigter Interventionen während der Geburt nicht erhöht wird. Trotzdem gibt es nur unzureichende Evidenz, um die Sicherheit von ambulanter Geburtseinleitung definitiv bestätigen zu können. Weitere Studien sollten den Fokus auf die Vorlieben der Frauen, auf die Wirksamkeit und die Sicherheit legen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Parli und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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