Wie können Schmerzen bei Säuglingen und Kleinkindern, die sich schmerzhaften Eingriffen unterziehen müssen, ohne Medikamente behandelt werden?

Kernaussagen

Nicht-nutritives Saugen (z. B. ein Schnuller im Mund des Säuglings, um das Saugverhalten zu stimulieren), Halten in Froschstellung (Pflegepersonen halten das Kind mit den Händen am Kopf und an den unteren Gliedmaßen fest, um eine "eingeklappte" Position beizubehalten) und Einwickeln (das Kind wird fest in eine Decke eingewickelt, um übermäßige Bewegungen der Gliedmaßen zu verhindern) gehören zu den vielversprechendsten Strategien, um Schmerzen bei Frühgeborenen zu reduzieren. Nicht-nutritives Saugen verringert möglicherweise das Schmerzverhalten von Termingeborenen. Keine der untersuchten Strategien reduzierte das Schmerzverhalten bei älteren Säuglingen mit ausreichender Evidenz. Strukturierte Elterneinbindung (Eltern, die in der Anwendung von Strategien wie Streicheln, Schaukeln, Kitzeln oder Ablenkung unterwiesen werden ohne Zugabe von Hilfsmitteln) hatte eine solidere Evidenzbasis, wirkte sich aber nicht auf die Verringerung des Schmerzverhaltens aus.

Einführung in das Thema des Reviews

Säuglinge und Kleinkinder sind in den ersten drei Lebensjahren mehreren akuten (kurzzeitigen) schmerzhaften medizinischen Eingriffen ausgesetzt. Werden diese schmerzhaften Eingriffe ohne angemessene Schmerzbewältigungsstrategien durchgeführt, kann dies negative Auswirkungen auf ihre Entwicklung haben.

Was wollten wir herausfinden?

Wir untersuchten verschiedene Schmerzbewältigungsstrategien (mit Ausnahme von Känguru-Pflege, Saccharose, Stillen/Muttermilch und Musik, da es zu diesen Strategien bereits Reviews gibt) nach akuten medizinischen Eingriffen bei Frühgeborenen, Neugeborenen und älteren Kleinkindern bis zum Alter von drei Jahren, um herauszufinden, wie wirksam diese Strategien zur Schmerzreduzierung sind.

Wie gingen wir vor?

Wir untersuchten 24 verschiedene nicht-medikamentöse Strategien zur Schmerzlinderung bei Kleinkindern nach medizinischen Eingriffen, z. B. Schnuller, Einwickeln und Massieren des Kindes. Wir verglichen die schmerzreduzierende Wirkung dieser Strategien mit Gruppen, die keine Schmerzbewältigungsstrategien erhielten. Wenn möglich, verglichen wir auch Gruppen, die nur eine Strategie erhielten, mit Gruppen, die mehrere Strategien erhielten, um festzustellen, ob mehrere Strategien zu einer stärkeren Schmerzreduzierung führen. Wir untersuchten, ob es einen Unterschied in der Wirkung der Interventionen gab, je nachdem, ob das Kind die schmerzhafte Prozedur gerade hinter sich hatte (Phase der Schmerzreaktivität) oder ob es sich gerade vom höchsten Belastungsstress erholt hatte (unmittelbare Schmerzregulierungsphase). 

Wir wandelten verschiedene Messwerte für die Schmerzintensität, die von geschultem Pflege- oder Forschungspersonal kodiert wurden, in eine Standardskala um, um die Interpretation der Ergebnisse zu erleichtern. Die Standardskala reicht von 0 bis 21, wobei 0 für keine Schmerzen und 21 für sehr starke Schmerzen steht. 

Was fanden wir?

Dieser aktualisierte Cochrane Review umfasste 138 randomisierte kontrollierte Studien (Studien, in denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugewiesen wurden) mit 11 058 Teilnehmenden, bei denen ein akuter schmerzhafter medizinischer Eingriff durchgeführt wurde. Nicht-nutritives Saugen, Einwickeln, Halten in Froschstellung und strukturierte Elterneinbindung waren die vier am häufigsten untersuchten Strategien. 

Bei Frühgeborenen gab es Hinweise darauf, dass nicht-nutritives Saugen, Halten in Froschstellung und Einwickeln die Schmerzen verringern können. Auf der Standardskala erreichen Frühgeborene, die nicht-nutritives Saugen erhalten, möglicherweise im Durchschnitt zwei Punkte weniger als Frühgeborene, die keine Strategien erhalten, und zwar sowohl unmittelbar nach der schmerzhaften Prozedur als auch in der Phase der Beruhigung nach dem höchsten Belastungsstress. Frühgeborene, die durch Halten in Froschstellung versorgt werden, erreichen unmittelbar nach einem schmerzhaften Eingriff möglicherweise im Durchschnitt 3,5 Punkte weniger als Frühgeborene, die keine Strategien erhalten, und zwei Punkte weniger in der Phase der Beruhigung nach dem höchsten Belastungsstress. Einwickeln scheint die Schmerzwerte unmittelbar nach dem schmerzhaften Eingriff nicht zu verringern. Allerdings erreichen eingewickelte Frühgeborene möglicherweise in der Phase der Beruhigung nach dem höchsten Belastungsstress im Durchschnitt vier Punkte weniger als Frühgeborene, die keine Strategien erhalten. 

Bei Termingeborenen verringert nicht-nutritives Saugen möglicherweise die Schmerzen. Auf der Standardskala erreichen Termingeborene, die nicht-nutritives Saugen erhalten, unmittelbar nach einem schmerzhaften Eingriff möglicherweise im Durchschnitt vier Punkte als Termingeborene, die keine Strategien erhalten, und fünf Punkte weniger während der Phase der Beruhigung nach dem höchsten Belastungsstress.

Strukturierte Elterneinbindung war die am häufigsten untersuchte Strategie bei älteren, nicht frühgeborenen Säuglingen, aber es zeigte sich, dass diese Strategie in dieser Altersgruppe wahrscheinlich wenig bis gar keine schmerzlindernde Wirkung hat. 

Unerwünschte Ereignisse waren bei diesen Strategien sehr selten. Nach nicht-nutritivem Saugen erbrach ein Frühgeborenes und ein Neugeborenes hatte einen niedrigeren Sauerstoffgehalt. Nach dem Einwickeln, dem Halten in Froschstellung oder der strukturierten Elterneinbindung traten keine unerwünschten Ereignisse auf. 

Was schränkt die Evidenz ein?

Die Ergebnisse dieses Reviews beruhen auf sehr unsicherer Evidenz. Viele Studien waren zu klein, oder es gab nicht genügend Studien zu bestimmten Maßnahmen, um die Ergebnisse für die von uns angestrebten Endpunkte mit Sicherheit beurteilen zu können. Es gab auch Inkonsistenzen zwischen den Studien, da es in der Art der Anwendung nicht-pharmakologischer Maßnahmen in den verschiedenen Studiensettings erhebliche Unterschiede gab. In vielen Studien wurden auch Methoden verwendet, die zu Fehlern in den Ergebnissen führen können. Insgesamt stützt sich keine der hier vorgestellten Analysen auf genügend Evidenz, um eindeutige Schlussfolgerungen ziehen zu können (d. h. methodisch hochwertige Studien von mindestens zwei unabhängigen Forschungsgruppen).

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2020. Die Suche nach Studien wurde bis Juli 2022 aktualisiert. Insgesamt 33 in Frage kommende Studien werden noch beurteilt und dann in eine künftige Aktualisierung dieses Reviews aufgenommen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Barth, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Schweiz und Cochrane Deutschland

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