Können Kortikosteroide („Cortison“) eine postherpetische Neuralgie verhindern?

Kernaussagen

- Wir wissen nicht, ob Kortikosteroide, die während der akuten Phase einer Herpes-Zoster-Infektion (Gürtelrose) oral eingenommen werden, eine postherpetische Neuralgie verhindern können.
- Kortikosteroide, die oral eingenommen oder durch Injektion in das Muskelgewebe verabreicht werden, verursachen bei Menschen mit einer akuten Herpes-Zoster-Infektion möglicherweise nur geringfügige oder keine unerwünschten Ereignisse.

Was ist eine postherpetische Neuralgie?

Die postherpetische Neuralgie (PHN) ist ein schmerzhafter Zustand, der nach einer Gürtelrose in dem Bereich auftreten kann, in dem der Ausschlag aufgetreten ist. Die postherpetische Neuralgie kann lebenslänglich bestehen bleiben und hat erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Inanspruchnahme von Gesundheitsressourcen. Für viele Menschen mit postherpetischer Neuralgie gibt es nur unzureichende Behandlungsmöglichkeiten. Daher ist es wichtig, die Entstehung einer postherpetischen Neuralgie zu verhindern. Es wird vermutet, dass eine PHN dann entsteht, wenn sich mehr Varizella-Zoster-Viren im Blut befinden als die geringen Mengen, die normalerweise in der Ruhephase des Virus gefunden werden. Dies könnte zu einer anhaltenden Entzündung führen. Kortikosteroide wirken stark entzündungshemmend, könnten so die Nervenentzündung begrenzen und dadurch Herpes-Zoster-Schmerzen lindern und postherpetische Neuralgien verhindern.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, ob Kortikosteroide, die während einer Herpes-Zoster-Infektion akut (innerhalb einer Woche nach Auftreten des Ausschlags) verabreicht werden, eine postherpetische Neuralgie wirksam verhindern können. Wir schlossen Studien ein, die Kortikosteroide mit keiner Behandlung oder Placebo verglichen, nicht aber mit anderen Behandlungen. Wir schlossen auch Studien ein, die Kortikosteroide plus Routinebehandlung mit Placebo plus Routinebehandlung verglichen.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach allen relevanten randomisierten kontrollierten Studien, in denen die Wirkung von Kortikosteroiden zur Vorbeugung postherpetischer Neuralgien untersucht wurde. Wir bewerteten auch, wie vertrauenswürdig die Evidenz ist, und berücksichtigten dabei Faktoren wie die Größe der Studie und die Art und Weise, wie die Studien durchgeführt wurden. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz.

Was fanden wir?

Wir schlossen fünf Studien, die die Wirkung von Kortikosteroiden bei insgesamt 787 Teilnehmenden untersuchten, in unsere Analyse ein. Die Evidenz zur Wirkung von Kortikosteroiden, die während der akuten Phase einer Herpes-Zoster-Infektion oral verabreicht werden, zur Vorbeugung einer postherpetischen Neuralgie (innerhalb sechs Monaten nach dem Auftreten des akuten herpetischen Ausschlags) ist sehr unsicher. Oral oder intramuskulär verabreichte Kortikosteroide führen bei Menschen mit akutem Herpes zoster möglicherweise nur zu einem geringen oder gar keinem Unterschied im Risiko unerwünschter Ereignisse. Auf der Grundlage der verfügbaren Studien spricht die Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit weder für noch gegen den Einsatz von Kortikosteroiden bei akuter Herpes-Zoster-Infektion zur Vorbeugung einer postherpetischen Neuralgie.

Was schränkt die Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist sehr begrenzt, da die Ergebnisse der Studien nur wenige Teilnehmende umfassten. In einigen Studien wurde die Methode der Randomisierung und der verdeckten Zuteilung nicht eindeutig beschrieben. Es wurde auch nicht angegeben, ob die mangelnde Therapietreue auf Unwirksamkeit oder Nebenwirkungen zurückzuführen war. Dies könnte die Ergebnisse der Studien beeinflusst haben. Insgesamt haben wir sehr wenig Vertrauen in die Evidenz. Es sind weitere Studien erforderlich, um die Wirkung von Kortikosteroiden bei der Prävention der postherpetischen Neuralgie zu untersuchen.

Wie aktuell ist dieser Review?

Die Evidenz ist auf dem Stand von 25. Juni 2022.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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