Die späte (ab dem Alter von sieben Tagen begonnene) Behandlung von Frühgeborenen mit systemischen Kortikoiden zur Vorbeugung der Entwicklung einer bronchopulmonalen Dysplasie

Fragestellung des Reviews: Die Ermittlung des Nutzens und schädlicher Wirkungen der Behandlung mit entzündungshemmenden, als Kortikoide (oder Kortikosteroide) bezeichneten, Medikamenten ab dem siebten Lebenstag oder später zur Vorbeugung oder Behandlung einer bronchopulmonalen Dysplasie (einer chronischen Lungenerkrankung) bei Frühgeborenen.

Hintergrund: Kortikosteroide können das Auftreten von Lungenentzündungen bei Neugeborenen mit bronchopulmonaler Dysplasie verringern, können jedoch möglicherweise auch schädliche Wirkungen haben. Die Entwicklung einer bronchopulmonalen Dysplasie ist ein großes Problem für Frühgeborene auf Neugeborenen-Intensivstationen und ist mit einer höheren Sterblichkeit und schwerwiegenderen langfristigen Folgen für die betroffenen Kinder verbunden. Eine anhaltende Entzündung der Lungen ist die wahrscheinlichste Ursache für die Entwicklung der bronchopulmonalen Dysplasie. Kortikosteroid-haltige Medikamente haben eine starke entzündungshemmende Wirkung und werden daher zur Vorbeugung oder Behandlung der bronchopulmonalen Dysplasie eingesetzt, insbesondere bei Babys, die nicht von der mechanischen (künstlichen) Beatmung entwöhnt werden können.

Studienmerkmale: Wir begutachteten alle verfügbaren klinischen Studien zur Behandlung von Frühgeborenen, in denen den Frühgeborenen ab dem siebten Lebenstag Kortikoide systemisch, d. h. über eine Injektion (Spritze) oder in Form eines Medikaments verabreicht wurden und in denen Daten zur Häufigkeit der Entwicklung einer bronchopulmonalen Dysplasie im späteren Verlauf der Neugeborenenphase berichtet wurden. Wir schlossen 23 Studien mit insgesamt 1817 Neugeborenen in den Review ein. Die Suche ist auf dem Stand vom 25. September 2020.

Hauptergebnisse: Die Ergebnisse des Reviews weisen darauf hin, dass die Verabreichung von systemischen Kortikoiden an Neugeborene ab dem siebten Tag nach der Geburt oder später das Risiko von Todesfällen und der Entwicklung einer bronchopulmonalen Dysplasie verringert, ohne die Häufigkeit des Auftretens einer Zerebralparese (einer durch eine Hirnschädigung bedingten Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit) in der späteren Kindheit zu erhöhen. Die längerfristigen Wirkungen sind jedoch bislang nicht ausreichend untersucht worden. Es erscheint sinnvoll, die späte Behandlung mit systemischen Kortikoiden bei Neugeborenen, die nicht von der mechanischen Beatmung entwöhnt werden können, begrenzt zu halten und die Dosierung und Dauer einer Behandlung so gering wie möglich zu halten.

Die Ergebnisse von zwei laufenden (noch nicht abgeschlossenen) Studien sind noch nicht verfügbar.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz: Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz, die unsere Schlussfolgerungen für die Hauptergebnisse stützt, ist insgesamt hoch.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

D. Jassim, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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