Podcast: C-reaktives Protein für die Diagnose von Infektionen in Neugeborenen

Ärzte, die sich um Neugeborene kümmern, müssen in der Lage sein, Infektionen schnell und präzise zu diagnostizieren, um zu verhindern, dass das Baby ernsthaft krank wird. Ein möglicher Test dafür ist die Messung des CRPs. Dies wurde in einem neuen Cochrane Review untersucht. Wir haben die Erstautorin, Jennifer Brown vom Centre of Reviews and Dissemination an der University of York in Großbritannien, gebeten, uns zu erzählen, warum dieser Review so wichtig ist und was die Ergebnisse sind.

Die Autoren danken Frau Claudia Bollig, Cochrane Deutschland Stiftung, und Dr. med. Katharina Müller, St. Josefskrankenhaus Freiburg, für ihre Hilfe bei der Uebersetzung dieses Podcasts.

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Monaz: Aerzte, die sich um Neugeborene kümmern, müssen in der Lage sein, Infektionen schnell und präzise zu diagnostizieren, um zu verhindern, dass das Baby ernsthaft krank wird. Ein möglicher Test dafür ist die Messung des CRPs. Dies wurde in einem neuen Cochrane Review untersucht. Wir haben die Erstautorin, Jennifer Brown vom Centre of Reviews and Dissemination an der University of York in Großbritannien, gebeten, uns zu erzählen, warum dieser Review so wichtig ist und was die Ergebnisse sind.

Jennifer: Für Neugeborene, besonders für kranke Neugeborene oder Frühgeborene, ist eine  schwerwiegende Infektion ist eines der größten Todesrisiken. Unser Review fokussiert sich auf Babies, die mehr als drei Tage alt sind und während ihres Aufenthalts auf der Neugeborenenintensivstation an einer sog. „late-onset sepsis“ erkranken. Wir wollten wissen, ob die Messung ihres C-reaktiven Proteins, oder CRP, eine Infektion schnell und präzise diagnostiziert, damit eine angemessene Behandlung mit Antibiotika so früh wie möglich erfolgen kann. Das ist wichtig, weil diese Babies oft bereits mehrere andere Therapien und Untersuchungen erhalten, und Antibiotika nicht unnötig gegeben werden sollten.
Die klinischen Anzeichen für eine Infektion bei Neugeborenen sind unspezifisch und können auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden, die weniger schwerwiegend sind und andere Behandlungsansätze erfordern. Deswegen wird routinemäßig eine sog. Blutkultur abgenommen, um zu bestätigen, ob das Baby eine Infektion hat. Es kann allerdings 24 bis 48 Stunden dauern, bis die Laborergebnisse vorliegen. Da aber die Risiken, die für Neugeborene mit einer Infektion einhergehen, so hoch sind und weil sie sehr schnell schwer krank werden können, verschreiben Ärzte meist bereits dann Antibiotika, wenn sie eine Infektion vermuten ohne auf das Laborergebnis zu warten. Das bedeutet, dass einige Babies mehrere Tage lang Antibiotika erhalten, obwohl sie keine Infektion haben. Das verursacht unnötigen zusätzlichen Stress für ihren bereits geschwächten Gesundheitszustand und trägt außerdem zu dem größeren Problem der Antibiotikaresistenz bei. 
Die Messung des CRP Wertes im Blut des Babys, welcher im Falle einer Infektion rasch ansteigt, erlaubt möglicher Weise eine schnellere, aber ähnlich präzise, Diagnose wie die traditionelle Blutkultur. In unserem Review haben wir mithilfe von Daten zu über 1600 Babies in 20 Studien die diagnostische Präzision dieser beiden Parameter verglichen. Der Großteil der Studien wurde innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte in Europa, Nordamerika, und Asien veröffentlicht. Die methodologische Qualität der Studien war im Allgemeinen gut und das Risiko für Bias gering, aber wir hatten Bedenken bezüglich der Heterogenität der Studienergebnisse, sodass wir die Qualität der Evidenz als moderat eingestuft haben.
In einem Großteil der Studien wurde ein Schwellenwert von 5 bis 10mg/L festgelegt, um zu entscheiden, ob eine CRP Messung positiv für Infektion war. Unsere Extraktion und statistische Zusammenfassung der Daten ergab, dass CRP im Schnitt sechs von zehn Babies, die aufrgund ihrer Blutkultur mit einer Infketion diagnostiziert wurden, korrekt identifizierte. In etwa einem Viertel der Babies wies es weiterhin fälschlich auf eine Infektion hin, obwohl keine vorlag. 
Wenn wir nun davon ausgehen, dass40% der Risikobabies eine „late-onset sepsis“ entwickeln, was in etwa mit der Studienlage uneseresReviews übereinstimmt, bedeutet das für die Klinik, wenn man diesen Wert und unsere Ergebnisse auf eine fiktive  Gruppe von 1000 Babies anwendet, dass der CRP-Wert 152 der 400 Infektionsfälle übersehen und in 156 der 600 nicht erkrankten Babies fälschlich eine Infektion diagnostizieren würde. 
Das führt uns zu der Schlussfolgerung, dass bei Verdacht auf Infektion bei Neugeborenen die Messung des Serum CRP-Werts nicht ausreichend präzise ist, um eine Infektion sicher zu diagnostizieren oder zu entscheiden, welche Babies Antibiotika verschrieben bekommen sollten und welche nicht. Deshalb werden Test, die eine schnelle und präzise Diagnose von Infektionen in Neugeborenen erlauben, benötigt. Andere Biomarker, wie Procalcitonin, oder neue Technologien, wie molecular assays, sollten deshalb weiter erforscht werden. 

Monaz: Weitere Informationen zu den Ergebnissen dieses Cochrane Reviews finden Sie unter dem Stichwort 'newborn CRP testing' auf Cochrane Library Punkt com. 

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