Ivermectin für die Prävention und Behandlung von COVID-19

Ist Ivermectin bei COVID-19 wirksam?

Kernaussagen

Wir fanden keine Evidenz, die den Einsatz von Ivermectin zur Behandlung von COVID-19 oder Prävention einer COVID-19-Infektion stützt. Die Evidenzbasis hat sich in dieser Aktualisierung leicht verbessert, ist aber immer noch begrenzt.

Ivermectin wird in 31 noch laufenden Studien untersucht. Sobald die Ergebnisse verfügbar sind, werden wir diesen Review erneut aktualisieren.

Was ist Ivermectin?

Ivermectin wird als Medikament gegen Parasiten, z.B. Darmparasiten bei Tieren oder Krätzmilben bei Menschen, eingesetzt. Es ist kostengünstig und sein Einsatz ist vor allem in solchen Regionen der Welt verbreitet, in denen Parasitenbefall häufig vorkommt. Es verursacht wenige unerwünschte Wirkungen.

Ivermectin wurde von Arzneimittelbehörden nicht zugelassen als Medikament für eine COVID-19-Erkrankung.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten unser Wissen aktualisieren, ob Ivermectin die Sterblichkeit, Krankheitsschwere und -dauer bei Menschen mit COVID-19-Infektion senkt oder ob es eine infektionsvorbeugende Wirkung hat. Wir schlossen Studien ein, in denen das Medikament mit einer Placebobehandlung (Scheinbehandlung), der Standardbehandlung oder mit anderen Behandlungen für COVID-19 verglichen wurde, von denen bekannt ist, dass sie in gewissem Maße wirksam sind, wie beispielsweise Dexamethason. Wir schlossen Studien aus, in denen Ivermectin mit anderen Medikamenten verglichen wurde, die nachweislich nicht wirken, wie Hydroxychloroquin, oder deren Wirksamkeit gegen COVID-19 ungewiss ist.

Wir bewerteten die Wirkungen von Ivermectin bei infizierten Personen hinsichtlich folgender Aspekte:

– auf die Sterblichkeit,
– ob sich die COVID-19-Erkrankung der Betroffenen verbesserte oder verschlechterte,
– auf die Lebensqualität,
– schwerwiegende und nicht schwerwiegende unerwünschte Wirkungen
- Viruseliminierung.

Wir untersuchten auch die präventive Wirkung hinsichtlich SARS-CoV-2-Infektion und COVID-19-Erkrankung.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach randomisiert kontrollierten Studien, die Ivermectin beim Menschen zur Prävention oder Behandlung von COVID-19 untersucht haben. Personen, die stationär oder ambulant behandelt wurden, mussten eine im Labor bestätigte COVID-19-Infektion haben.

Bei dieser Aktualisierung haben wir auch die Vertrauenswürdigkeit der Studien untersucht und sie nur dann aufgenommen, wenn sie klare ethische und wissenschaftliche Kriterien erfüllt haben.

Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, basierend auf etablierten Faktoren wie den Methoden und der Größe der Studien.

Was fanden wir ?

Wir schlossen sieben der 14 Studien, die in die vorherige Überprüfung einbezogen wurden, aus, da diese Studien nicht die geforderten ethischen und wissenschaftlichen Kriterien erfüllten. Zusammen mit vier neuen Studien schlossen wir 11 Studien mit 3409 Teilnehmenden ein, die Ivermectin in Kombination mit einer Standardbehandlung im Vergleich zu derselben Standardbehandlung alleine oder einer Placebobehandlung untersuchten.

Was die Behandlung von COVID-19 betrifft, gab es fünf Studien zu Personen mit stationär behandelter mittelschwerer COVID-19-Erkrankung und sechs Studien zu ambulant behandelten Patient*innen mit leichter COVID-19-Erkrankung. Die Studien unterschieden sich hinsichtlich der Dosierung von Ivermectin und hinsichtlich der Behandlungsdauer.

In keiner Studie wurde Ivermectin zur Prävention einer SARS-CoV-2-Infektion untersucht.

Wir fanden außerdem 31 noch laufende Studien, und zu 28 Studien werden noch zusätzliche Informationen von den Autor*innen benötigt oder ihre Ergebnisse sind noch nicht veröffentlicht.

Hauptergebnisse

Behandlung von Menschen mit COVID-19 im Krankenhaus

Wir wissen nicht, ob Ivermectin im Vergleich zu einer Placebobehandlung oder der Standardversorgung 28 Tage nach der Behandlung:

- zu mehr oder weniger Todesfällen führt (3 Studien, 230 Personen);
- den Zustand der Patient*innen verschlechtert oder verbessert, gemessen anhand der Notwendigkeit einer Beatmung (2 Studien, 118 Personen) oder Tod (eine Studie, 45 Personen);
- zu mehr oder weniger schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen führt (2 Studie, 197 Personen).

Ivermectin bewirkt im Vergleich zu einer Placebobehandlung oder der Standardversorgung 28 Tage nach der Behandlung möglicherweise keinen oder nur einen geringen Unterschied bei:

- der Verbesserung des Zustands der Betroffenen, bewertet anhand der Entlassung aus dem Krankenhaus (eine Studie, 73 Personen);
- nicht schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen (3 Studien, 228 Teilnehmer).

Sieben Tage nach der Behandlung macht Ivermectin im Vergleich zu einer Placebobehandlung oder der Standardbehandlung möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied bei der Verringerung negativer COVID-19-Tests (3 Studien, 231 Teilnehmer).

Behandlung von ambulanten Patienten mit COVID-19

Ivermectin bewirkt im Vergleich zu einer Placebobehandlung oder der Standardversorgung 28 Tage nach der Behandlung wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Unterschied hinsichtlich der Sterblichkeit (6 Studien, 2860 Teilnehmende).

Ivermectin bewirkt im Vergleich zu einer Placebobehandlung oder der Standardversorgung 28 Tage nach der Behandlung wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Unterschied bei der Lebensqualität (eine Studie, 1358 Teilnehmende).

Ivermectin bewirkt im Vergleich zu einer Placebobehandlung oder der Standardversorgung 28 Tage nach der Behandlung möglicherweise keinen oder nur einen geringen Unterschied bei:

- der Verschlechterung des Zustands der Betroffenen, gemessen anhand der Einweisung ins Krankenhaus oder der Sterblichkeit (2 Studien, 590 Personen);
- schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen (5 Studien, 1502 Teilnehmer);
- nicht schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen (5 Studien, 1502 Teilnehmer);
- der Verbesserung der COVID-19-Symptome 14 Tage nach der Behandlung (eine Studie, 478 Personen);
- der Anzahl der Personen mit negativem COVID-19-Test 7 Tage nach der Behandlung (2 Studien, 331 Personen).

Was schränkt die Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz, insbesondere für ambulante Patient*innen, hat sich seit der letzten Version des Reviews verbessert, da wir mehr Teilnehmende in qualitativ hochwertigen Studien untersuchen konnten. Obwohl wir hinsichtlich unserer Ergebnisse zum Sterberisiko und zur Lebensqualität recht sicher sind, ist das Vertrauen in die Evidenz für viele andere ambulante und stationäre Ergebnisse noch gering, da nur wenige Ereignisse gemessen wurden. Die Methoden in den Studien unterschieden sich, und die Studien berichteten nicht über alle interessierenden Aspekte (relevante Endpunkte).

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die systematische Literaturrecherche ist auf dem Stand vom 16. Dezember 2021. Außerdem haben wir Studien mit mehr als 1000 Teilnehmenden bis April 2022 berücksichtigt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, C. Iannizzi, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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