Kernaussagen
- Zur Vorbeugung einer akuten Nierenschädigung (auch akutes Nierenversagen genannt; ein Zustand, bei dem die Nieren plötzlich ihre Fähigkeit verlieren, Abfallstoffe aus dem Blut zu filtern) verringern Diuretika im Vergleich zu Kontrollgruppen wahrscheinlich die Notwendigkeit einer Dialyse und das Risiko des Todes und möglicherweise das Risiko der Entwicklung eines akuten Nierenversagens. Diuretika haben möglicherweise keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Notwendigkeit einer dauerhaften Dialyse, Hypotonie (niedrigen Blutdruck), einen niedrigen Kaliumspiegel im Blut oder das Serumkreatinin (ein Maß für die Nierenfunktion). Die Wirkungen von Diuretika auf Herzrhythmusstörungen und die Urinausscheidung waren unklar.
- Bei der Behandlung des akuten Nierenversagens machen Diuretika möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied in Bezug auf die Notwendigkeit einer Dialyse, den Tod oder einen niedrigen Kaliumspiegel im Blut. Diuretika verstärken möglicherweise eine Hypotonie und wahrscheinlich Herzrhythmusstörungen. Es ist unklar, ob Diuretika die Urinausscheidung erhöhen.
Was ist eine akute Nierenschädigung?
Eine akute Nierenschädigung ist ein Zustand, bei dem die Nieren plötzlich ihre Fähigkeit verlieren, Abfallstoffe aus dem Blut zu filtern. Sie entwickelt sich innerhalb von Stunden oder Tagen. Am häufigsten tritt sie bei Menschen auf, die sich einer Operation unterziehen, und bei Menschen, die intensivmedizinisch versorgt werden müssen. Dieser Verlust der Filterfunktion führt zu einer Ansammlung von Flüssigkeit und Abfallprodukten im Körper. Akutes Nierenversagen reicht von leichten bis schweren Formen und kann unbehandelt tödlich sein. Akutes Nierenversagen kann jedoch rückgängig gemacht werden, und Menschen mit einem guten Gesundheitszustand erholen sich in der Regel vollständig.
Wie kann man ein akutes Nierenversagen vorbeugen oder behandeln?
Für Menschen, die sich einem geplanten chirurgischen oder herzchirurgischen Eingriff unterziehen, ist die Vermeidung eines akuten Nierenversagens ein wichtiger Aspekt. Diuretika sind Medikamente, die die Nieren dazu anregen, mehr Urin zu produzieren und so überschüssige Flüssigkeit und Abfallprodukte loszuwerden. Während dieser Eingriffe können Diuretika verabreicht werden, um die Urinausscheidung aufrechtzuerhalten.
Bei Menschen mit akutem Nierenversagen können Diuretika die erste Behandlungsmethode sein, um die Nieren dazu anzuregen, mehr Urin zu produzieren, bevor ein Stadium erreicht wird, in dem eine Dialyse erforderlich ist. Die Dialyse ist ein Verfahren, bei dem mithilfe einer Maschine Abfallprodukte sowie überschüssige Salze und Flüssigkeit aus dem Blut entfernt werden.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob Diuretika ein akutes Nierenversagen verhindern und ob sie bei der Behandlung von Menschen mit akutem Nierenversagen helfen. Wir wollten auch herausfinden, ob Diuretika mit unerwünschten Wirkungen verbunden sind.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die den Einsatz von Diuretika bei Menschen mit dem Risiko, ein akutes Nierenversagen zu entwickeln, oder bei der Behandlung von Menschen, die bereits ein akutes Nierenversagen haben, untersucht haben. Die Diuretika wurden mit Placebos (Scheinmedikamenten) oder verschiedenen Lösungen zum Ersetzen von Flüssigkeit und Elektrolyten (Mineralien, die zur Aufrechterhaltung einer normalen Körperfunktion benötigt werden) verglichen. Die Ergebnisse wurden verglichen und zusammengefasst sowie die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz auf Grundlage von Faktoren wie Methodik und Studiengröße bewertet.
Was fanden wir heraus?
Wir schlossen 64 Studien mit 9871 Teilnehmenden ein: 53 Studien befassten sich mit der Prävention (8078 Teilnehmende) und 11 Studien mit der Behandlung von akutem Nierenversagen (1793 Teilnehmende). Die Studien wurden auf dem amerikanischen Kontinent (15), im östlichen Mittelmeerraum (9), in Europa (25), in Südostasien (2) und im westlichen Pazifik (13) durchgeführt. Sechsunddreißig Studien wurden in einem Studienzentrum, 19 Studien in mehreren Studienzentren durchgeführt, und bei neun Studien war der Rahmen unklar.
Zur Vorbeugung eines akuten Nierenversagens verringern Diuretika im Vergleich zur Kontrollgruppe wahrscheinlich die Notwendigkeit einer Dialyse und das Todesrisiko und möglicherweise das Risiko, ein akutes Nierenversagen zu entwickeln. Diuretika haben möglicherweise keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Notwendigkeit einer dauerhaften Dialyse, eine Hypotonie (niedrigen Blutdruck), einen niedrigen Kaliumspiegel im Blut oder das Serumkreatinin (ein Maß für die Nierenfunktion). Die Wirkungen von Diuretika auf Herzrhythmusstörungen und die Urinausscheidung waren unklar.
Bei der Behandlung des akuten Nierenversagens machen Diuretika möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied in Bezug auf die Notwendigkeit einer Dialyse, den Tod oder einen niedrigen Kaliumspiegel im Blut. Diuretika verstärken möglicherweise eine Hypotonie und wahrscheinlich Herzrhythmusstörungen. Es ist unklar, ob Diuretika die Urinausscheidung erhöhen. Die Notwendigkeit einer permanenten Dialyse und die Veränderungen des Serumkreatinins wurden nicht berichtet.
Was schränkt die Evidenz ein?
In Bezug auf die Prävention von akutem Nierenversagen sind wir moderat zuversichtlich, dass Diuretika die Notwendigkeit einer Dialyse verringern, da die Mehrzahl der Studien diesen Endpunkt berichtet. Wir sind weniger zuversichtlich, was die Evidenz für die Verringerung des Risikos für ein akutes Nierenversagen anbelangt, da die Studien an unterschiedlichen Personengruppen durchgeführt wurden oder unterschiedliche Arten von Medikamenten verwendet wurden. Nicht alle Studien lieferten Daten zu allen relevanten Endpunkten.
Bei der Behandlung von akutem Nierenversagen sind wir moderat zuversichtlich, dass Diuretika Herzrhythmusstörungen verstärken. Wir sind weniger zuversichtlich, was die Evidenz für die Häufigkeit von akutem Nierenversagen angeht, da die Studien an unterschiedlichen Personengruppen durchgeführt wurden oder unterschiedliche Arten von Medikamenten verwendet wurden. Nicht alle Studien lieferten Daten zu allen relevanten Endpunkten.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2024.
F. Halter, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland