Platinhaltige Chemotherapie für Frauen vor oder nach einer Operation bei dreifach-negativem Brustkrebs im Frühstadium

Kernaussagen

Eine Chemotherapie mit dem platinhaltigen Medikament Carboplatin verbessert die Überlebenschancen von Patientinnen mit dreifach negativem Brustkrebs im Frühstadium und verringert die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs zurückkehrt.

Allerdings ist sie auch mit mehr Nebenwirkungen verbunden.

Was ist dreifach-negativer Brustkrebs?

Dreifach-negativer Brustkrebs macht 15 % der Brustkrebsfälle aus. Es handelt sich um eine Art von Brustkrebs, bei dem keiner der drei auf Brustkrebszellen üblichen Rezeptoren (Östrogen-, Progesteron-, HER2-Rezeptor) vorhanden ist. Brustkrebs im Frühstadium ist definiert als Krebs, der sich auf die Brust und die Lymphknoten in der Achselhöhle beschränkt und in der Regel geheilt werden kann.

Wie wird dreifach-negativer Brustkrebs im Frühstadium behandelt?

Zu den Behandlungen für dreifach-negativen Brustkrebs im Frühstadium gehören:

- Operation zur Entfernung des Tumors aus der Brust und der Lymphknoten;

- Strahlentherapie der Brust und der Lymphknoten, um zu verhindern, dass der Krebs in diesen Bereichen wieder auftritt;

- Chemotherapie, die verhindern soll, dass der Krebs irgendwo im Körper wieder auftritt. Sie kann vor der Operation („neoadjuvant" genannt) oder nach der Operation („adjuvant" genannt) verabreicht werden.

Was wollten wir herausfinden?

Bei dreifach-negativem Brustkrebs werden verschiedene Arten der Chemotherapie eingesetzt. Wir wollten herausfinden, ob eine bestimmte Klasse von Chemotherapie, die so genannte "platinbasierte Chemotherapie", zu Verbesserungen führt bei:

- der Zeitspanne, in der Menschen nach der Diagnose ohne ein Wiederauftreten von Krebs leben (krankheitsfreies Überleben);

- der Gesamtlebenserwartung nach der Diagnose (Gesamtüberleben);

- der Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs in der entfernten Brust und im Lymphknotengewebe verschwunden ist, wenn vor der Operation eine Chemotherapie durchgeführt wurde (pathologisch vollständiges Ansprechen).

Wir wollten auch herausfinden, ob eine platinbasierte Chemotherapie mit mehr unerwünschten Folgen wie Verzögerungen der Chemotherapie, Dosisreduzierungen oder Nebenwirkungen verbunden ist.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die sich mit der Chemotherapie bei dreifach-negativem Brustkrebs im Frühstadium befassten und platinhaltige Chemotherapien mit platinfreien Chemotherapien verglichen.

Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethoden und -größe.

Was fanden wir?

Wir fanden 20 Studien, an denen 4688 Personen mit dreifach negativem Brustkrebs im Frühstadium teilnahmen, wobei die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit in den Studien zwischen drei und acht Jahren lag.

Die Platin-Chemotherapie führte zu einem längeren krankheitsfreien Überleben und einer längeren Gesamtüberlebenszeit und verringerte das Risiko eines Wiederauftretens der Krankheit und des Todes um etwa ein Drittel. Diese Vorteile wurden sowohl bei einer Chemotherapie, die vor der Operation (neoadjuvant) als auch nach der Operation (adjuvant) eingesetzt wurde, beobachtet. Wenn die Therapie vor der Operation eingesetzt wird, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit eines pathologisch vollständigen Ansprechens.

Wir konnten nicht feststellen, dass eine bestimmte Untergruppe, z. B. Betroffene mit einer Hochrisiko-Genmutation, mehr von einer Platin-Chemotherapie profitiert.

Bei Personen, die eine Platin-Chemotherapie erhielten, war es jedoch wahrscheinlicher, dass die Dosis der Chemotherapie reduziert werden musste oder dass sich ein geplanter Chemotherapie-Zyklus verzögerte. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Behandelten die Chemotherapie vorzeitig abbrachen.

Die Platin-Chemotherapie verursachte auch mehr schwerwiegendere Nebenwirkungen, darunter Verringerung der Zahl der Blutzellen. Die Therapie ging jedoch nicht mit einer Zunahme von Fieber bedingt durch eine niedrige Anzahl weißer Blutkörperchen (febrile Neutropenie), Symptomen von Nervenschäden (Neuropathie) oder behandlungsbedingten Todesfällen einher.

Was schränkt die Evidenz ein?

Die Evidenz war im Allgemeinen von hoher Qualität und enthielt genügend Daten, um unsere Hauptfragen beantworten zu können.

In den Studien wurden jedoch viele verschiedene Schemata von Chemotherapien eingesetzt. Obwohl wir gezeigt haben, dass eine Chemotherapie mit Platin die Langzeitergebnisse verbessert, wissen wir nicht, welche Chemotherapiekombination am besten ist.

Keine der Studien berichtete über die Lebensqualität, die wir ursprünglich messen und erfassen wollten.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von April 2022.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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