Antihistaminika zur Vorbeugung und Behandlung der Reisekrankheit

Was war das Ziel dieses Reviews?

Reisekrankheit, die auch als Seekrankheit oder Bewegungskrankheit bezeichnet wird, äußert sich durch eine Reihe von Symptomen - meist Übelkeit und Erbrechen. Diese Symptome werden durch passive Körperbewegungen hervorgerufen - d. h. wenn der Körper nicht durch eigene Muskelarbeit bewegt wird - beispielsweise beim Autofahren oder auf einem Boot. Auch durch die Illusion von Bewegung bei virtuellen Bewegungen (z. B. bei Virtual-Reality-Simulationen) und sich bewegenden visuellen Umgebungen (z. B. beim Blick aus dem Fenster eines fahrenden Zuges) können diese Symptome ausgelöst werden. Antihistaminika sind eine Gruppe von Medikamenten, die üblicherweise zur Behandlung oder Vorbeugung der Reisekrankheit eingesetzt werden. In diesem Review wollten wir herausfinden, ob diese Medikamente tatsächlich wirksam sind, wenn sie bei Reisekrankheit eingesetzt werden.

Hauptaussage

Wir stellten fest, dass Antihistaminika bei Erwachsenen, die zur Reisekrankheit neigen, unter natürlichen Bewegungsbedingungen (z. B. auf einem Schiff oder in einem Flugzeug) im Vergleich zu Placebo (Scheinbehandlung) wahrscheinlich das Risiko verringern, an Reisekrankheitssymptomen zu leiden. Wir stellten auch fest, dass Antihistaminika im Vergleich zu Placebos eher schläfrig machen. Wir fanden keine Studien, die sich mit der Frage befassten, ob Antihistaminika bei der Behandlung der bereits eingetretenen Reisekrankheit wirksam sind. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre gibt es nur sehr wenige Informationen über ihre Wirkung. Es besteht Unsicherheit über die tatsächliche Wirkung von Antihistaminika im Vergleich zu anderen Medikamenten, nicht-medikamentösen Maßnahmen, anderen Nebenwirkungen und Auswirkungen auf Körperfunktionen (wie Herzfrequenz oder Magenbewegungen).

Was wurde in dem Review untersucht?

Wir werteten Studien aus, in denen Menschen, die bekanntermaßen zu Reisekrankheit neigen, entweder mit einem Antihistaminikum oder mit einem Placebo (Scheinbehandlung) behandelt wurden. Wir untersuchten auch Antihistaminika im Vergleich zu anderen Medikamenten oder nicht-medikamentösen Therapien.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Reviews?

Antihistaminika versus Placebo

Die Ergebnisse zeigen, dass Antihistaminika bei der Vorbeugung von Reisekrankheitssymptomen unter natürlichen Bedingungen wahrscheinlich wirksamer sind als Placebo.

Es ist unklar, ob Antihistaminika bei der Behandlung von Reisekrankheit unter experimentellen Bedingungen (wie einem rotierenden Stuhl) wirksam sind oder ob sie im Vergleich zu Placebo unkoordinierte Muskelkontraktionen des Magens beeinflussen.

Antihistaminika führen im Vergleich zu Placebo möglicherweise eher zu einer Sedierung (Schläfrigkeit). Es ist unklar, ob Antihistaminika im Vergleich zu Placebo zu verschwommenem Sehen oder zu kognitiven Störungen (wie Konzentrationsstörungen) führen.

Antihistaminika versus Scopolamin

Es besteht Unklarheit über die Wirksamkeit von Antihistaminika bei der Vorbeugung von Reisekrankheit unter natürlichen Bedingungen im Vergleich zu Scopolamin. Auch unklar ist die sedierende Eigenschaft im Vergleich zu Scopolamin.

Antihistaminika versus Antiemetika

Für diesen Vergleich besteht Unklarheit über die Wirksamkeit von Antihistaminika bei der Vorbeugung von Reisekrankheit unter natürlichen oder experimentellen Bedingungen, über ihre Wirkung auf Magenbewegungen oder über ihre Eigenschaft, im Vergleich zu Antiemetika schläfrig zu machen.

Antihistaminika versus Akupunktur

Die Wirksamkeit von Antihistaminika bei der Vorbeugung der Reisekrankheit ist im Vergleich zur Akupunktur unter experimentellen Bedingungen unklar.

Wie aktuell ist dieser Review?

Dieser Review ist auf dem Stand vom 7. Dezember 2021.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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