Strategien um Menschen mit Asthma bei der korrekten Anwendung ihrer Inhalatoren zu unterstützen

Hintergrund der Fragestellung

Viele Asthma-Medikamente werden durch einen Inhalator eingenommen, welcher das Medikament direkt in die Lunge abgibt. Es ist wichtig, dass der Inhalator richtig angewendet wird, damit Patienten den größten Nutzen daraus ziehen. Bei richtiger Anwendung können Asthma-Medikamente Symptome verbessern und Anfälle reduzieren.

Viele Menschen wenden ihre Geräte nicht korrekt an. Das bedeutet, dass das Medikament nicht ordentlich in der Lunge ankommt und daraus resultiert, das Asthma nicht so gut kontrolliert wird, wie es sollte. Betroffene Personen erzählen uns, dass sie mitunter mehr als eine Art von Inhalatoren haben, wodurch es verwirrend wird, zu wissen was zu tun ist.

Wir wollten herausfinden, ob Schulungen für Menschen mit Asthma helfen, den Umgang mit Inhalatoren zu erlernen, und ob dies zu einer besseren Symptomkontrolle und weniger Anfällen führt. Es mag offensichtlich erscheinen, allerdings ist es wichtig, dass Ärzte und Pflegende wissen, wie sie Menschen mit Asthma am besten helfen können.

Studienmerkmale

Wir fanden 29 Studien, welche 2210 Menschen mit Asthma einschlossen. Die Studien dauerten zwischen 2 und 26 Wochen. Die Studien berichteten über die Inhalationstechniken auf einer Vielzahl von verschiedenen Checklisten.

Wir teilten die Studien in drei Gruppen: Studien, die vertiefte persönliche Trainingseinheiten testeten, Studien, die Multimedia Ansätze nutzten, um Inhalationstechniken zu vermitteln (z. B. Video, Computer-App, Spiel) und Studien, welche Geräte testeten, die den Personen visuelles oder Audio-Feedback zu ihrer Technik gaben.

Die Studien testeten unterschiedliche Arten von Trainings und verwendeten verschiedene Instrumente, um den Erfolg zu messen. Dies bedeutet, dass wir die Daten nicht kombinieren konnten. Dies bewahrheitete sich im speziellen, als wir versuchten die Wirkung auf Asthma-Anfälle, unerwünschte Ereignisse, Aufsuchen von Gesundheitsfachpersonen und Abwesenheit von der Arbeit oder Schule zu erheben.

Hauptergebnisse

Beide, persönliche und Multimedia Inhalations-Trainings verbesserten die Inhalationstechnik in den meisten Studien, allerdings variierten die Ergebnisse abhängig davon, wie und wann jede Technik erhoben wurde.

Einige Studien berichteten die Anzahl von Personen, die eine korrekte oder "genügend gute" Technik hatten. Mehr Personen hatten eine korrekte oder "genügend gute" Technik nach einem persönlichen Training und durch Geräte, von denen sie Feedback erhielten. Allerdings blieb der Nutzen von Multimedia Trainings für Erwachsene unklar.

Interventionen, die Inhalationstrainings anbieten, könnten einen gewissen Vorteil für die Lebensqualität und Asthmakontrolle bei Erwachsenen und Kindern bringen, die Ergebnisse variierten allerdings und die Studien waren klein.

Kinder könnten etwas profitieren, aber die Ergebnisse zeigten sich weniger klar für Kinder, da weniger und kleinere Studien Kinder als Teilnehmende inkludierten.

Qualität der Evidenz

Für Studien solcher Art ist es nicht möglich, die Personen zu ihrer zugeteilten Gruppe zu verblinden. Dies könnte verzerren, wie sich Personen verhalten oder auf Fragebögen antworten, wodurch unser Vertrauen in die Ergebnisse reduziert wurde. Hinsichtlich weiterer Ergebnisse waren wir unsicher, da die Studien nicht genügend Daten lieferten, die einen klaren Nutzen aufzeigten.

Schlussfolgerungen

Wir können nicht mit Sicherheit sagen, was der beste Weg ist, um Menschen zu helfen ihren Inhalator korrekt zu verwenden. Es ist wichtig, dass die Patienten verstehen, wie ihre Inhalatoren funktionieren, deshalb sollten sie ihren Arzt oder ihre Pflegende um Hilfe bitten.

Wir nutzen Cochrane Reviews auch, um Empfehlungen für zukünftige Forschungsarbeiten zu machen. Wir empfehlen, dass Studien länger als sechs Monate andauern und Informationen zur Adhärenz beinhalten. Die hilfreichste berichtete Information war die Anzahl Personen, die eine "genügend gute" Inhalationstechnik hatten. Daher halten wir zukünftige Studien an, dies ebenfalls zu berichten.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Obwohl Interventionen zur Verbesserung der Inhalationstechnik unter Umständen funktionieren können, hinderte die Vielfalt an Interventionen und Messmethoden unsere Möglichkeit, Metaanalysen durchzuführen und führten zu einem niedrigen bis moderaten Vertrauen in unsere Ergebnisse. Die meisten eingeschlossenen Studien berichteten nicht über wichtige Verbesserungen in klinischen Endpunkten. Leitlinien empfehlen konsistent, dass Kliniker regelmäßig die Inhalationstechnik ihrer Patienten prüften sollten. Unklar ist, wie Kliniker am wirksamsten intervenieren können, wenn sie erkennen, dass die Technik der Patienten mangelhaft ist, und ob solche Interventionen einen erkennbaren Einfluss auf klinische Endpunkte haben.

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Hintergrund: 

Asthma ist weltweit eine häufige, chronische Erkrankung. Inhalatoren werden oft verschrieben, um Asthma-Symptome zu kontrollieren, die Lebensqualität zu verbessern und das Risiko für Verschlechterung oder Aufflackern der Symptome zu reduzieren. Allerdings weist die Evidenz darauf hin, dass viele Menschen mit Asthma ihren Inhalator nicht korrekt verwenden. Es ist daher wichtig zu evaluieren, ob Interventionen, welche spezifisch auf die Verbesserung der Technik ausgerichtet sind, wirksam und sicher sind, und ob die Anwendung dieser Interventionen in verbesserte klinische Endpunkte resultiert.

Zielsetzungen: 

Erhebung des Einflusses von Interventionen zur Verbesserung der Inhalationstechnik auf klinische Endpunkte und Sicherheit bei Erwachsenen und Kindern mit Asthma.

Suchstrategie: 

Wir suchten im Cochrane Airways Trials Register, welches Beiträge zusammengestellt von zahlreichen elektronischen und handdurchsuchten Ressourcen enthält. Wir durchsuchten ebenso Studienregister und Referenzlisten von Primärstudien. Wir führten die letzte Suche am 23. November 2016 durch.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen Studien ein, die eine Gruppe Erwachsener oder Kinder mit Asthma untersuchten, die eine Intervention zur Inhalationstechnik erhielt im Vergleich zu einer Gruppe, die eine Kontroll- oder alternative Intervention erhielt. Wir schlossen parallel- oder cluster-randomisierte Studien jeglicher Dauer, die im jeglichen Setting durchgeführt wurden, ein, und planten nur die erste Phase jeglicher identifizierter Cross-over Studie zu inkludieren. Wir schlossen Studien ein, die in einer Volltext-Publikation als Abstract berichtet und veröffentlicht wurden sowie unveröffentlichte Daten.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Review-Autoren screenten die Ergebnisse der Suche nach einschlussfähigen Studien. Wir extrahierten Endpunktdaten, bewerteten das Risiko für Bias durch zwei Autoren und lösten Unstimmigkeiten durch Einbezug eines weiteren Review-Autors. Wir unterteilten die Studien, die ähnliche Vergleiche durchführten, durch einen Konsensus (z. B. alle, die vertiefende Schulung zur Inhalationstechnik versus Regelversorgung verglichen) und führten nur Meta-Analysen durch, wenn die Behandlungen, Teilnehmer und die zugrunde liegende klinische Frage ähnlich genug waren, sodass ein Zusammenfassen der Daten sinnvoll war. Mit dem Random-Effects-Modell analysierten wir dichotome Daten als Odds Ratios, und kontinuierliche Daten als mittlere Differenzen oder standardisierte mittlere Differenzen. Verzerrte Daten beschrieben wir narrativ. Wir bewerteten die Ergebnisse mittels GRADE und präsentierten die Evidenz in "Summary of findings" Tabellen für jeden Vergleich. Primäre Endpunkte waren Inhalationstechnik, Asthma-Kontrolle und Verschlechterung, welche mindestens orale Kortikosteroide erforderten.

Hauptergebnisse: 

Dieser Review schloss 29 parallele randomisiert kontrollierte Studien (RCTs) (n=2210) ein, allerdings berichteten nicht alle relevante oder brauchbare Daten. Alle Teilnehmer hatten Asthma und die Nachbeobachtung reichte von 2 bis 26 Wochen. Die meisten Studien hatten ein niedriges oder unklares Risiko für Selektions- und Attrition-Bias und ein hohes Risiko für Bias im Zusammenhang mit der Verblindung. Wir erachteten den Großteil der Evidenz als von niedriger Qualität aufgrund der genannten Risiken für Bias und durch die Ungenauigkeit in der Effektschätzer.

Wir teilten die Studien in drei Vergleiche ein: vertiefende persönliche Trainingseinheit(en), Multimedia basiertes Inhalationstraining (z. B. DVD, Computer-App oder Spiel) und technische Feedback-Geräte. Unterschiede zwischen Interventionen, Populationen und Endpunktmessungen limitierten die quantitative Analyse, speziell für Verschlechterung, unerwünschte Ereignisse, ungeplantes Aufsuchen eines Gesundheitsanbieters und Abwesenheit von der Arbeit oder Schule.

Vertiefende Schulung für Inhalationstechnik und Multimedia Training verbesserten die Technik in den meisten Studien sofort nach der Intervention und bei Nachbeobachtung, obwohl die Vielfalt der verwendeten Checklisten bedeutete, dass es schwierig war, dies zuverlässig zu erheben. Für beide, Erwachsene und Kinder, schien es, dass der Zeitpunkt und die Art der Erhebung der Inhalationstechnik, die Wirkung und das Ausmaß der Wirkung der Inhalationstechnik beeinflusst.

Analysen der Anzahl von Personen, die eine korrekte oder eine "genügend gute" Technik zeigten, waren im Allgemeinen nützlicher, als Scores von Checklisten. Studien mit Erwachsenen und vertiefender Schulung zeigten Nutzen, wenn dieses Maßsystem zu den Nachbeobachtungszeitpunkten 2 und 26 Wochen verwendet wurde (Odds Ratio (OR) 5,00, 95% Konfidenzintervall (KI) 1,83 bis 13,65; 258 Teilnehmer; drei Studien, 31 von 100 mit korrekter Technik in der Kontrollgruppe verglichen mit 69 (95% KI 45 bis 86) in der Schulungsgruppe; moderate Qualität der Evidenz). Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich in Studien, welche Feedback-Geräte zum Nachbeobachtungszeitpunkt vier Wochen fokussierten (OR 4,80, 95% KI 1,87 bis 12,33; 97 Teilnehmer; eine Studie; 51 von 100 mit korrekter Technik in der Kontrollgruppe verglichen mit 83 (95% KI 66 bis 93) in der Feedback Gruppe; niedrige Qualität der Evidenz). Allerdings zeigte sich der Nutzen von Multimedia Training für Erwachsene kurz nach der Intervention als unsicher (OR 2,15, 95% KI 0,84 bis 5,50; 164 Teilnehmer; zwei Studien, I2 = 49 %; 30 von 100 in der Kontrollgruppe mit korrekter Technik verglichen mit 47 (95% KI 26 bis 70) in der Multimedia Gruppe, moderate Qualität der Evidenz). Die Evidenz schien weniger klar für Kinder zu sein, gewöhnlich weil die Ergebnisse auf weniger und kleineren Studien basierten.

Einige Studien berichteten nicht über Verschlechterungen in einer Art und Weise, die eine Metaanalyse zugelassen hätte; andere Studien berichteten nicht eindeutige Ergebnisse. Interventionen zur Inhalationtechnik zeigten einen gewissen Nutzen für die Asthma-Kontrolle und die Lebensqualität, allerdings führten sie zu keinen klaren oder wichtigen klinischen Nutzen für Erwachsene oder Kinder. Die Konfidenzintervalle schlossen keinen Unterschied ein oder erreichten keinen Grenzwert, der als klinisch relevant angesehen werden kann. Responder-Analysen zeigten zum Teil Verbesserungen bei mehr Personen der Interventionsgruppen, obgleich die mittlere Differenz zwischen den Gruppen klein war. Wir fanden keine Evidenz bezüglich Schäden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Kobleder, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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