Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) zur Behandlung neuropathischer Schmerzen

Das Wesentlichste

Es ist nicht möglich überzeugend festzustellen, ob TENS im Vergleich zu Schein-TENS (einer unwirksamen Anwendung) zur Schmerzlinderung bei Erwachsenen mit neuropathischen Schmerzen wirksam ist.

Hintergrund

Neuropathische Schmerzen entstehen infolge einer Verletzung oder Erkrankung von Nerven und eine erfolgreiche Behandlung kann schwierig sein. Sie können nach einer direkten Nervenverletzung auftreten oder sich infolge von Problemen wie Diabetes, Gürtelrose oder Karpaltunnelsyndrom entwickeln. TENS ist eine verbreitete Behandlungsmethode für eine Reihe von Schmerzzuständen. Dabei kommt ein kleines batteriebetriebenes Gerät zum Einsatz, mit dem elektrische Ströme schwacher Intensität angelegt werden durch auf die Haut angebrachte (selbstklebende) Elektroden. Dies soll die Schmerzen erleichtern.

Reviewfrage

Verbessert die Anwendung von TENS die Schmerzintensität und die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Erwachsenen mit neuropathischen Schmerzen?

Studienmerkmale

Wir begutachteten alle geeigneten klinischen Studien, die bei Erwachsenen mit neuropathischen Schmerzen die Anwendung von TENS mit „vorgetäuschtem“ TENS (bekannt als Schein-TENS), der herkömmlichen Versorgung oder keiner Behandlung verglichen, oder Studien welche die herkömmliche Versorgung alleine oder in Kombination mit TENS verglichen. Nach dem Stand von September 2016 fanden wir 15 für den Einschluss geeignete Studien. Von diesen 15 Studien konnten wir die Ergebnisse von fünf Studien zusammenfassen, um die Wirkung von TENS im Vergleich zu Schein-TENS für die Behandlung von Schmerzen zu untersuchen. Die Studien bezogen eine Reihe von neuropathischen Schmerzproblemen ein (zum Beispiel Menschen mit Rückenmarksverletzungen, Rückenschmerzen mit Nervenbeteiligung, Komplikationen im Zusammenhang mit Diabetes, et cetera). Wir befanden die Qualität der Studien alles in allem betrachtet als niedrig.

Hauptergebnisse

Wir konnten nicht überzeugend feststellen, ob die Anwendung von TENS im Vergleich zu Schein-TENS zur Schmerzlinderung bei Erwachsenen mit neuropathischen Schmerzen wirksam ist. Dies ist begründet durch die sehr niedrige Qualität der Evidenz (des wissenschaftlichen Belegs), was bedeutet, dass wir sehr wenig Vertrauen in die Ergebnisse haben und dass künftige Studien die Resultate wahrscheinlich ändern werden. Durch die unzureichende Berichterstattung der Daten konnten wir keine Schlussfolgerungen ziehen bezüglich der Wirksamkeit von TENS auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die Einnahme von Schmerzmedikamenten oder den Eindruck der Menschen, inwiefern die Anwendung von TENS ihren Zustand verändert hat.

Wir beschrieben die Ergebnisse von zehn weiteren Studien, welche die Anwendung von TENS mit anderen Therapieformen verglichen. Diese zehn Studien variierten ziemlich, weshalb wir diese nicht kombinieren und zusammen analysieren konnten. Zusammen mit der sehr niedrigen Qualität der zehn Studien bedeutet dies, dass wir keine Beurteilung hinsichtlich einer Schmerzerleichterung, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, der Einnahme von Schmerzmedikamenten oder einer wahrgenommenen Veränderung abgeben können.

In drei der 15 Studien kam es bei manchen Personen durch den Einsatz von TENS zu Hautirritationen unter den Elektroden. Drei Studien berichteten keine Probleme und die restlichen Studien gaben keine Details in Bezug auf unerwünschte Ereignisse an. Daher ist keine realistische Stellungnahme zu unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit dem Einsatz von TENS möglich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Boßmann, K. Ehrenbrusthoff, Koordination durch Cochrane Schweiz

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