Können Erinnerungen in Form von Textnachrichten Menschen mit Herzkrankheiten helfen, ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen?

Kernaussagen

Aufgrund mangelnder Evidenz ist der Nutzen von Erinnerungen in Form von Textnachrichten in Bezug auf Medikamententreue, tödliche kardiovaskuläre Ereignisse (Tod durch Herzerkrankungen), nicht tödliche kardiovaskuläre Ereignisse (Herzkomplikationen oder Schlaganfall), kombinierte kardiovaskuläre Ereignisse (Tod durch Herzerkrankungen, Herzkomplikationen oder Schlaganfall), Cholesterinspiegel, Blutdruck und Herzfrequenz unklar.

Größere und gut konzipierte Studien sind erforderlich, um die längerfristigen Auswirkungen von Erinnerungen in Form von Textnachrichten auf die Verbesserung der Therapietreue von Menschen mit Herzerkrankungen zu untersuchen, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen.

Warum ist dieser Review wichtig?

Weltweit leiden mindestens 523 Millionen Menschen an Herzkrankheiten. Zur Behandlung der Erkrankungen werden häufig Medikamente verschrieben. Die meisten Menschen nehmen jedoch die erforderlichen Medikamente nicht oder nicht regelmäßig ein, um weiteren Herzproblemen vorzubeugen. Eine mögliche Strategie, um die Einhaltung der Medikamenteneinnahme zu verbessern, könnte der Einsatz von Erinnerungen in Form von Textnachrichten sein. Textnachrichten helfen Menschen mit Herzkrankheiten möglicherweise dabei, ihre Medikamente einzunehmen, indem sie ihnen Gesundheitsinformationen und Texterinnerungen schicken. Es ist jedoch noch unklar, ob Textnachrichten Menschen mit Herzkrankheiten helfen können, ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob Textnachrichten bei Menschen mit Herzkrankheiten die Therapietreue verbessern, verglichen mit Menschen, die keine Textnachrichten erhalten. Wir interessierten uns auch für die Auswirkungen von Textnachrichten auf tödliche kardiovaskuläre Ereignisse (Tod durch Herzkrankheit), nicht tödliche kardiovaskuläre Ereignisse (Herzkomplikationen oder Schlaganfall), kombinierte kardiovaskuläre Ereignisse (Tod durch Herzkrankheit, Herzkomplikationen oder Schlaganfall), Blutdruck, Cholesterinspiegel und Herzfrequenz.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten in medizinischen Datenbanken nach Studien, die sich mit den Auswirkungen von Textnachrichten auf die Therapietreue von Menschen mit Herzerkrankungen befassten.

Was fanden wir?

Wir fanden 18 Studien, an denen 8136 Menschen mit Herzerkrankungen teilnahmen. Die Studien fanden in 11 Ländern statt. In allen Studien wurde der Effekt von Textnachrichten im Vergleich zu keiner Verwendung von Textnachrichten untersucht.

Hauptergebnisse

Alle Studien fanden in Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen statt, keine Studie wurde in Ländern mit niedrigem Einkommen durchgeführt. Die Menschen hatten verschiedene Arten von Herzkrankheiten und waren im Durchschnitt 53 bis 64 Jahre alt. Die meisten Teilnehmenden kamen aus Krankenhäusern oder kardiologischen Rehabilitationseinrichtungen. Die Studien dauerten zwischen einem und 12 Monaten. Die Art der Übermittlung und die Häufigkeit der Textnachrichten waren in den einzelnen Studien unterschiedlich. In einigen Studien wurden personalisierte Textnachrichten verschickt und die Teilnehmenden konnten auf die Nachrichten antworten. Auch der Inhalt der Textnachrichten variierte von Studie zu Studie. In der Regel umfassten die Textnachrichten Hinweise zur Medikamenteneinnahme sowie Ratschläge für einen gesunden Lebensstil, darunter Ernährungstipps, Empfehlungen zur körperlichen Betätigung und Anleitungen zur Gewichtsreduktion.

In den Studien wurden unterschiedliche Messmethoden und Definitionen für die Therapietreue verwendet. Deshalb konnten wir die Ergebnisse der Studien für diesen Endpunkt nicht kombinieren. Einen gemeinsamen Effektschätzer für die Auswirkungen von Textnachrichten auf die Therapietreue konnten wir deshalb nicht berechnen. Von den 18 eingeschlossenen Studien zeigten 10 Studien, dass Textnachrichten die Therapietreue verbessern können. Die anderen acht Studien zeigten entweder eine Verschlechterung oder keinen Unterschied in der Therapietreue im Vergleich zu den Personen, die keine Textnachrichten erhielten. Da die Ergebnisse zur Therapietreue in den einzelnen Studien unterschiedlich ausfielen, sind wir uns nicht sicher, ob Erinnerungen in Form von Textnachrichten die Therapietreue verbessern können.

Wir fanden, dass Textnachrichten wenig bis gar keinen Einfluss auf tödliche kardiovaskuläre Ereignisse (Tod durch Herzkrankheiten) haben. Außerdem wissen wir nicht, ob die Nutzung von Textnachrichten den Blutdruck, den Cholesterinspiegel, die Herzfrequenz, nicht tödliche kardiovaskuläre Ereignisse (Herzkomplikationen oder Schlaganfall) und kombinierte kardiovaskuläre Ereignisse (Tod durch Herzkrankheit, Herzkomplikationen oder Schlaganfall) im Vergleich zu Personen, die keine Textnachrichten erhalten haben, verringern kann. Zwei Studien berichteten über nicht tödliche kardiovaskuläre Ereignisse, wobei in keiner der beiden Studien ein Unterschied zwischen den Gruppen gefunden wurde. Nur eine Studie berichtete über kombinierte kardiovaskuläre Ereignisse und fand keinen Unterschied zwischen den Gruppen.

Was schränkt die Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist niedrig bis sehr niedrig. Drei Hauptfaktoren schränken unser Vertrauen in die Evidenz ein. Erstens war die Qualität der in den Studien angewandten Forschungsmethoden nicht ausreichend. Es ist möglich, dass die Studienteilnehmenden wussten, welche Behandlung sie bekamen. Das kann die Ergebnisse beeinflusst haben. Außerdem lieferten nicht alle Studien Daten zu allen Zielgrößen, die uns interessierten. Zweitens unterschieden sich der Inhalt und die Übermittlungsmethode der Textnachrichten in den einzelnen Studien. Drittens variierten die Ergebnisse der verschiedenen Studien stark, und es lagen nicht genügend Studien vor, um eine verlässliche Bewertung der Ergebnisse zu ermöglichen

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dieser Review ist eine Aktualisierung einer vorherigen Version. Die Evidenz ist auf dem Stand von August 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, L. Gorenflo, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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