Wirksamkeit von koordinierten Programmen zur Wiedereingliederung von krankgeschriebenen Arbeitnehmern

Was ist das Ziel dieses Reviews?

Das Ziel dieses Reviews war es, die Wirksamkeit von koordinierten Programmen zur Wiedereingliederung mit der üblichen Gesundheitsversorgung von krankgeschriebenen Arbeitnehmern oder solchen mit Behinderung zu vergleichen.

Kernaussagen:

Koordinierte Programme zur Wiedereingliederung zeigten keine Wirksamkeit im Vergleich mit der üblichen Gesundheitsversorgung in Bezug auf die Wiedereingliederung. Die betrachteten Endpunkte waren Zeit bis zur Wiedereingliederung, zusammengefasste krankheitsbedingte Abwesenheit vom Arbeitsplatz, Anteil der zurückgekehrten Arbeitnehmer am Ende der Nachbeobachtungszeit und Anteil der Arbeitnehmer, der jemals an den Arbeitsplatz zurückgekehrt ist. Wir fanden keinen Nutzen - weder kurz- noch mittel- oder langfristig.

Wir fanden nur geringen Nutzen in den Endpunkten, die durch Patienten berichtet wurden. Alle diese Wirkungen waren geringer als der sogenannte minimale klinisch bedeutsame Unterschied.

Was wurde in diesem Review untersucht?

Arbeitnehmer, die lange krankgeschrieben waren, wiedereinzugliedern ist wichtig für die Gesellschaft, Arbeitgeber und besonders für die Arbeitnehmer selbst. Mögliche Maßnahmen hierfür sind koordinierte Wiedereingliederungsprogramme, auch Case Management oder kooperative Versorgung genannt. Diese Programme involvieren etliche Gesundheitsfachpersonen, welche mit den Arbeitnehmern zusammenarbeiten, um ihre Arbeitsunfähigkeit zu überwinden. Koordinierte Programme zur Wiedereingliederung unterscheiden sich in ihrer Dauer und Gestaltung. Im Allgemeinen beinhalten sie eine Bewertung der Barrieren, die eine Rückkehr an den Arbeitsplatz erschweren und einen individualisierten Plan, um Barrieren zu beseitigen und die Arbeitnehmer wiedereinzugliedern. Bestandteile der Behandlung können Beratung, Physio- oder Ergotherapie, und fachärztliche Versorgung sein.

Koordinierte Programme zur Wiedereingliederung verbrauchen beträchtliche Ressourcen. Es ist jedoch unklar, wie wirksam sie sind.

Was sind die Hauptergebnisse des Reviews?

Wir haben 14 randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen, welche 12.568 Arbeitnehmer mit Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems oder psychischen Problemen einschlossen. Die Arbeitnehmer mussten seit mindestens vier Wochen krankgeschrieben sein.

Kurzfristig, also nach sechs Monaten, können koordinierte Programme zur Wiedereingliederung möglicherweise einen geringen oder keinen Unterschied in der Zeit bis zur Wiedereingliederung (niedrige Qualität der Evidenz), wahrscheinlich wenig oder gar keinen Unterschied hinsichtlich zusammengefasster krankheitsbedingter Abwesenheit vom Arbeitsplatz (moderate Qualität der Evidenz) und möglicherweise einen geringen oder gar keinen Einfluss auf den Anteil der Teilnehmer, welche bis zum Ende der Nachbeobachtung an den Arbeitsplatz zurückkehren (niedrige Qualität der Evidenz), vorweisen. Es ist unklar, ob die Programme den Anteil der Teilnehmer, welche jemals an den Arbeitsplatz zurückkehrten, verbessern, da die Qualität der Evidenz als sehr niedrig eingestuft wurde.

Nach mittelfristiger Nachbeobachtung von 12 Monaten können koordinierte Programme zur Wiedereingliederung möglicherweise wenig oder gar keinen Unterschied hinsichtlich der Zeit bis zur Wiedereingliederung, der zusammengefassten krankheitsbedingten Abwesenheit vom Arbeitsplatz oder des Anteils der Teilnehmer, die bis zum Ende der Nachbeobachtung an den Arbeitsplatz zurückkehren, bewirken (alles niedrige Qualität der Evidenz). Zudem haben sie wahrscheinlich wenig oder gar keinen Einfluss auf den Anteil der Teilnehmer, die jemals an den Arbeitsplatz zurückkehrten (moderate Qualität der Evidenz).

Nach der langfristigen Nachbeobachtung (mehr als 12 Monate), können koordinierte Programme zur Wiedereingliederung möglicherweise wenig oder keinen Unterschied bezüglich der Zeit bis zur Wiedereingliederung machen (niedrige Qualität der Evidenz), und wahrscheinlich wenig oder gar keinen Unterschied in der zusammengefassten krankheitsbedingten Abwesenheit vom Arbeitsplatz (moderate Qualität der Evidenz). Sie können möglicherweise einen geringen oder keinen Unterschied hinsichtlich des Anteils der Teilnehmer, die bis zum Ende der Nachbeobachtung an den Arbeitsplatz zurückkehren und auf den Anteil der Teilnehmer, die jemals an den Arbeitsplatz zurückkehrten (beides niedrige Qualität der Evidenz), bewirken.

Wir fanden nur geringen Nutzen in von Patienten berichteten Endpunkten, z.B. Schmerz, Funktionsfähigkeit, Depression und Angststörungen. All diese Wirkungen waren geringer als der sogenannte minimale klinisch bedeutsame Unterschied.

Da wir sehr viel Evidenz von niedriger und sehr niedriger Qualität gefunden haben, ist vermutlich davon auszugehen, dass neue Forschungsergebnisse die Ergebnisse des Reviews ändern werden.

Wie aktuell ist dieser Review?

Wir haben bis zum 1. November 2016 nach wissenschaftlicher Literatur gesucht.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

R. Weida-Cuignet, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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