Immunmodulatoren und Immunsuppressiva bei schubförmig remittierender multipler Sklerose: Netzwerk-Meta-Analyse

Hintergrund

In der Behandlung von Patienten mit schubförmig remittierender multipler Sklerose (RR-MS) gibt es unterschiedliche therapeutische Strategien; so kann die Therapie durch Immunmodulatoren (Wirkstoffe, die Vorgänge im Immunsystem abwandeln), Immunsuppressiva (Wirkstoffe, die das Immunsystem unterdrücken) und Biopharmazeutika ( Arzneistoffe, die mit Mitteln der Biotechnologie und gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden) erfolgen. Zwar herrscht allgemein Einigkeit darüber, dass diese Therapien die Häufigkeit der Schübe verringern können, ihr relativer Nutzen (Alltagswirksamkeit im Vergleich untereinander) bei der Verzögerung neuer Schübe oder der Verschlechterung der Beeinträchtigung bleibt aufgrund der geringen Anzahl direkter Vergleichsstudien (Studien, die zwei oder mehr Wirkstoffe miteinander vergleichen) jedoch weiterhin unklar.

Zielsetzungen

Wir wollten den Nutzen von 15 Arzneimitteln sowie das Ausmaß unerwünschter Ereignisse im Zusammenhang mit ihrer Anwendung bewerten und eine Rangfolge aufstellen. Bei den Arzneimitteln handelte es sich im Einzelnen um Interferon beta-1b, Interferon beta-1a (Avonex, Rebif), Glatirameracetat, Natalizumab, Mitoxantron, Fingolimod, Teriflunomid, Dimethylfumarat, Alemtuzumab, PEGyliertes Interferon beta-1a, Daclizumab, Laquinimod, Azathioprin und Immunoglobuline.

Studienmerkmale

Wir schlossen 39 Studien bis zum September 2014 in den Review mit ein, die mit insgesamt 25.113 RR-MS-Patienten durchgeführt wurden. Die Mehrheit der eingeschlossenen Studien waren Kurzzeitstudien mit einer medianen Dauer von 24 Monaten.

Hauptergebnisse und Qualität der Evidenz

Bei der Verhinderung von Schüben sind Alemtuzumab, Natalizumab und Fingolimod wirksamer als die anderen Arzneimittel. Dieses Ergebnis basiert auf Evidenz von moderater bis hoher Qualität.

Zur Verhinderung einer irreversiblen Verschlechterung der Beeinträchtigung liegt derzeit keine ausreichende Evidenz vor.

Bei fast allen in diesem Review eingeschlossenen Wirkstoffen beendete im Vergleich zur Placebogruppe ein größerer Prozentsatz der Teilnehmer die Studie vorzeitig, weil es zu einem unerwünschten Ereignis kam.

Anzumerken ist Folgendes:

- Der Nutzen all dieser Behandlungen über einen Zeitraum von zwei Jahren hinaus ist ungewiss; dies ist eine sehr relevante Problematik für Menschen mit einer lebenslangen Erkrankung wie multipler Sklerose, die wahrscheinlich eine Langzeitbehandlung erfordert.

- Die Sicherheitsdaten aus diesen Kurzzeitstudien sind spärlich, unzureichend dokumentiert und liefern uns nicht genügend Evidenz, um ein zuverlässiges Risikoprofil der in diesem Review eingeschlossenen Behandlungen erstellen zu können.

- Die meisten eingeschlossenen Studien wurden von Pharmaunternehmen gesponsert, was eine bekannte Quelle für systematische Fehler (Bias) darstellt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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