Peer-Unterstützung für Menschen mit Schizophrenie oder einer anderen schweren psychischen Erkrankung

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Gegenwärtig sind nur sehr wenige Daten über die Wirkungen einer Peer-Unterstützung für Menschen mit Schizophrenie verfügbar. Das Risiko für Bias innerhalb der Studien ist bedenklich, und wir konnten die Mehrheit der in den eingeschlossenen Studien berichteten Daten nicht verwenden. Darüber hinaus waren die wenigen Daten, die verfügbar waren, von sehr niedriger Qualität. Die gegenwärtig verfügbare Evidenz reicht nicht aus, um den Einsatz von Peer-Unterstützungs-Interventionen für Menschen mit Schizophrenie und anderen psychischen Erkrankungen zu widerlegen oder zu befürworten.

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Hintergrund: 

Peer-Unterstützung (Unterstützung durch andere Betroffene) bietet Peers mit Erfahrungswissen zu einer psychischen Erkrankung die Möglichkeit, gegenwärtigen Nutzern von Behandlungsangeboten emotionale, anerkennende und informative Unterstützung zu geben und entwickelt sich zunehmend zu einem wichtigen auf Verbesserung ausgerichteten Ansatz in der Gesundheitsversorgung für Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Zielsetzungen: 

Ziel des Reviews war die Bewertung der Wirkungen von Peer-Unterstützungs-Interventionen für Menschen mit Schizophrenie oder anderen schweren psychischen Erkrankungen im Vergleich zur Standardversorgung oder anderen unterstützenden oder psychosozialen Interventionen, die nicht von Peers durchgeführt werden.

Suchstrategie: 

Wir durchsuchten das Cochrane Schizophrenia Group's Study-Based Register of Trials zwischen dem 27. Juli 2016 und 4. Juli 2017. Es gab keine Einschränkungen hinsichtlich Sprache, Datum, Dokumentenart oder Publikationsstatus.

Auswahlkriterien: 

Wir wählten alle randomisierten kontrollierten klinischen Studien mit Personen mit diagnostizierter Schizophrenie oder einer anderen verwandten schweren psychischen Erkrankung aus, in denen eine Peer-Unterstützung mit der Standardversorgung oder mit anderen psychosozialen Interventionen, die keine "Peer"-Einzelperson/-gruppe(n) beinhalteten, verglichen wurde. Wir schlossen Studien ein, die unsere Einschlusskriterien erfüllten und verwertbare Daten berichteten. Unsere primären Endpunkte waren die Nutzung von Dienstleistungen und der Gesamtstatus (Rückfall).

Datensammlung und ‐analyse: 

Die Autoren dieses Reviews folgten dem von Cochrane empfohlenen Standard für die Sichtung und Erhebung der Daten. Zwei Review-Autoren überprüften unabhängig voneinander die Studien, extrahierten Daten und bewerteten das Risiko für Bias der eingeschlossenen Studien. Jegliche Unstimmigkeiten wurden durch Diskussion bis Erreichen einer Übereinstimmung zwischen den Autoren aufgelöst. Wir berechneten das Risiko-Verhältnis (RR) und sein 95%-Konfidenzintervall (KI) für binäre Daten und die Mittelwertdifferenz und ihr 95%-KI für kontinuierliche Daten. Für die Analysen verwendeten wir ein Random-Effects-Modell. Wir bewerteten die Qualität der Evidenz und erstellten eine Summary-of-Findings-Tabelle unter Anwendung des GRADE-Ansatzes.

Hauptergebnisse: 

In diesen Review wurden 13 Studien mit 2479 Teilnehmern eingeschlossen. Alle eingeschlossenen Studien verglichen Peer-Unterstützung zusätzlich zur Standardversorgung mit der Standardversorgung allein. Wir hatten erhebliche Bedenken hinsichtlich des Risikos für Bias der eingeschlossenen Studien, da über die Hälfte der Studien ein unklares Risiko für Bias für die Mehrheit der Biasdomänen aufwies (d.h. Generierung der Randomisierungssequenz, verdeckte Zuteilung, Verblindung, Verlust bei der Nachbeobachtung (Attrition) und selektive Berichterstattung). Zusätzliche Bedenken hinsichtlich der Verblindung der Teilnehmer und der Endpunktbewertung, des Verlusts bei der Nachbeobachtung (Attrition) und der selektiven Berichterstattung waren besonders schwerwiegend, da etwa ein Viertel der eingeschlossenen Studien ein hohes Risiko für Bias in diesen Domänen aufwies.

Alle eingeschlossenen Studien lieferten verwertbare Daten für Analysen, aber nur zwei Studien lieferten brauchbare Daten für zwei unserer wichtigsten Endpunkte und es gab keine Daten für einen unserer primären Endpunkte, den Rückfall. Peer-Unterstützung schien mittelfristig wenig oder gar keinen Einfluss auf Krankenhauseinweisungen (RR 0,44, 95 % KI 0,11 bis 1,75; Teilnehmer = 19; Studien = 1, sehr niedrige Qualität der Evidenz) oder langfristig auf den Tod durch jegliche Ursache zu haben (RR 1,52, 95 % KI 0,43 bis 5,31; Teilnehmer = 555; Studien = 1, Evidenz von sehr niedriger Qualität). Es gab keine verwertbaren Daten für die anderen von uns vorab als wichtig bestimmten Endpunkte: Krankenhaustage, klinisch bedeutsame Veränderung des globalen Zustands (Verbesserung), klinisch bedeutsame Veränderung der Lebensqualität für Peers und Angebotsnutzer oder erhöhte Kosten für die Gesellschaft.

In einer Studie wurde die Peer-Unterstützung mit der Unterstützung durch Kliniker verglichen, jedoch wurden keine verwertbaren Daten zu den oben genannten Endpunkten berichtet.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Haug, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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