Technologien in virtueller Realität als sinnvolles Therapieangebot in der Rehabilitation des Parkinson-Syndroms

Reviewfrage

Ziel dieses Reviews war es, die Wirksamkeit einer Bewegungstherapie in virtueller Realität (VR) im Rahmen der Rehabilitation von Patienten mit Parkinson-Syndrom (PS) zu ermitteln. Wir wollten untersuchen, ob durch eine Bewegungstherapie in VR im Vergleich zu 1) aktiven Kontrollbehandlungen (Vergleichsbehandlungen) und 2) passiven Kontrollbehandlungen größere Verbesserungen des Gehens und Gleichgewichts, der allgemeinen motorischen Funktionsfähigkeit, von Aktivitäten des täglichen Lebens, der Kognition (z.B. Aufmerksamkeitsfähigkeit), der Therapietreue und des Auftretens unerwünschter Ereignisse erreicht werden können.

Hintergrund

Das PS ist eine neurodegenerative (neurologische) Erkrankung, die mit hohen Belastungen hinsichtlich der Lebensqualität und Selbstständigkeit der Betroffenen einhergeht. Als Teil eines multidisziplinären Behandlungsansatzes (Behandlung im Rahmen eines Teams z.B. von Therapeuten, Ärzten und Pflege) wird regelmäßige Bewegung empfohlen, welche sowohl motorische als auch nicht-motorische Symptome der Erkrankung lindert.

VR-Technologie, ein vielversprechendes, neues Therapieangebot in der Rehabilitation, fördert Bewegung anhand von Computer-basierten Spielen in einer VR-Umgebung. Häufig verwendet werden sowohl kommerzielle Systeme, wie Nintendo Wii oder die Xbox Kinect, als auch VR-Technologien, die speziell für die Behandlung von PS-Symptomen entwickelt wurden. Die Bewegungstherapie in VR bietet mögliche Vorteile gegenüber herkömmlicher Bewegungstherapien, indem sie ein individualisiertes Training von Fertigkeiten in einer motivierenden und ansprechenden interaktiven Umgebung ermöglicht.

Studienmerkmale

Wir führten eine Literatursuche bis zum 26. November 2016 durch. Wir ermittelten 8 Studien mit insgesamt 263 Studienteilnehmern mit PS. Alle Studien verfolgten das Ziel, entweder das Gehen oder die Gleichgewichtsfunktion zu verbessern. Die meisten Studien verglichen VR mit Physiotherapie.

Hauptergebnisse

VR-Behandlungen können im Vergleich zu physiotherapeutischen Behandlungen möglicherweise zu größeren Verbesserungen der Schritt- und Doppelschrittlänge (während des Gehens) führen. Wir fanden begrenzte Evidenz (wissenschaftliche Belege) dafür, dass es (durch VR) zu ähnlichen Verbesserungen beim Gehen, der Gleichgewichtsfunktion und der Lebensqualität kommt wie bei aktiven Kontrollbehandlungen. Es wurde über keine unerwünschten Ereignisse berichtet. Weniger Studien verglichen VR mit passiven Kontrollbehandlungen, und die Evidenz ist unzureichend für die Beurteilung der Wirkung von VR im Vergleich zur passiven Behandlung. Zurzeit gibt es nur wenige Studien, weshalb es schwierig ist, die Ergebnisse zu verallgemeinern. Weitere Studien sind notwendig, um die Evidenzgrundlage von VR zu bestätigen und zu erweitern.

Qualität der Evidenz

Allgemein war die Qualität der Evidenz aufgrund der geringen Stichprobengrößen und der Verschiedenartigkeit der Studien in der Studiengestaltung sowie den verwendeten Ergebnismessungen niedrig bis sehr niedrig.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

G. Diermayr, T. Bossmann, Koordination durch Cochrane Schweiz

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