Therapien bei Hidradenitis suppurativa

Hintergrund

Hidradenitis suppurativa (HS) ist eine langfristige, belastende Hautkrankheit, die durch die Bildung knotiger Entzündungen im Bereich der Beugen wie Achseln, Leistengegend und Genitalbereich gekennzeichnet ist. Schätzungsweise ist etwa einer von 100 Menschen davon betroffen. Die Krankheit bricht typischerweise im frühen Erwachsenenalter aus und stellt aufgrund von Schmerzen, Narbenbildung und einem negativen Einfluss auf das Selbstwertgefühl eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität dar. Sowohl Ärzte als auch die Gesellschaft schenkten der Erkrankung bislang nur wenig Beachtung, teilweise aus dem Grund, dass die Betroffenen keine Aufmerksamkeit auf ihre HS-Erkrankung lenken wollen. Deshalb gibt es nur wenig Evidenz zu Behandlungsmöglichkeiten.

Fragestellung

Worin bestehen die nutzbringenden und schädlichen Wirkungen von Behandlungen gegen Hidradenitis suppurativa in Bezug auf Veränderungen der Lebensqualität und Nebenwirkungen?

Studienmerkmale

In diesen Review wurden ausschließlich randomisierte kontrollierte Studien (RCT) eingeschlossen. Es wurden 12 Studien mit insgesamt 615 Teilnehmern berücksichtigt. In den meisten Fällen wurden die jeweiligen Behandlungen nur in je einer einzigen Studie untersucht, die zu klein waren um signifikante Ergebnisse zu liefern. Es wurde keine Evidenz aus RCT gefunden, die den Einsatz verschiedener häufig eingesetzter Therapien unterstützt. Durchschnittlich wurden die Studien über vier Monate durchgeführt. Dieser Zeitraum ist ausreichend, um festzustellen ob eine Therapie anspricht, aber nicht lange genug, um zu untersuchen wie lange die Krankheit mit Hilfe der Therapie kontrolliert werden kann oder um verzögert auftretende Nebenwirkungen zu erfassen.

Hauptergebnisse

Die Evidenz aus zwei Studien, in denen Clindamycin-Lösung zur Anwendung auf der Haut und oral verabreichte Tetracycline untersucht wurden, war relativ schwach, obwohl diese Antibiotika als Standardbehandlung bei schwacher bis mäßiger HS gelten. Es wurden vier Studien zu Anti-TNF-alpha-Therapien (Tumornekrosefaktor-α) gefunden, in denen Etanercept, Infliximab und Adalimumab untersucht wurden. Diese Studien wurden durch die pharmazeutische Industrie finanziert. In einer dieser Studien zu Etanercept wurde keine nutzbringende Wirkung festgestellt, während eine andere kleine Studie zu Infliximab eine Verbesserung der Lebensqualität nach acht Wochen ergab. In einer größeren Studie mit 154 Teilnehmern wurde die Anwendung von Adalimumab untersucht. Bei mäßiger bis schwerer HD wurde keine nutzbringende Wirkung durch die Verabreichung der Psoriasis-Standarddosis von 40 mg jede zweite Woche festgestellt, doch durch eine wöchentliche Einnahme von 40 mg wurde eine Verbesserung der Lebensqualität erzielt. Der Grad der Verbesserung der Lebensqualität erreichte ein Niveau, das vermutlich nicht ausreichend ist, um den Einsatz von Adalimumab zu rechtfertigen. Die Studie ergab keine Zunahme schwerer Nebenwirkungen einschließlich Infektionen, doch sie war nicht groß genug, um seltene Nebenwirkungen erfassen zu können. Es liegen keine Studien zu der Frage vor, wann eine Operation durchgeführt werden sollte und welche Art der Operation in Frage kommt. In einer Studie wurde die Einbringung eines antibiotischen Schwamms in die Operationswunde nach Entfernung der HS-Läsionen untersucht, es wurde jedoch keine vorteilhafte Wirkung im Vergleich zu Operationen ohne Einsatz eines antibiotischen Schwamms festgestellt. Weiterhin wurden drei Studien zu Laser-Behandlungen gefunden, doch die Studienqualität war zu niedrig um eine Empfehlung für diese Therapien aussprechen zu können.

Qualität der Evidenz

Aus diesem Review geht ein Bedarf an weiteren klinischen Studien hervor, die hochwertigere Evidenz für die Therapiewahl bei HS liefern. Es sind weitere Studien zu oralen Behandlungen notwendig, wie auch zu Operationen. In künftigen Studien sollten Beurteilungen aus Patientensicht als Endpunkte berücksichtigt werden, wie Lebensqualität und Schmerzen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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