Mesenchymale Stromazellen zur Behandlung oder Vorbeugung der Graft-versus-Host Reaktion bei Empfängern von Stammzelltransplantationen

Fragestellung

Kann bei Menschen, die eine Stammzelltransplantation für eine hämatologische Erkrankung erhalten, eine zusätzliche Infusion von mesenchymalen Stammzellen (MSCs) die Ausbildung einer Graft-versus-Host Reaktion (GvHR) vorbeugen? Können MSCs die klinischen Ergebnisse bei Menschen verbessern, die aufgrund ihrer Stammzellentransplantation bereits eine GvHR entwickelt haben?

Hintergrund

Patienten mit Leukämie oder anderen Blutkrankheiten können mit Blutstammzellen einer anderen Person behandelt werden. Allerdings können die Immunzellen des Transplantats ihr Gewebe in einer ernsten Komplikation angreifen. Dies wird als Graft-versus-Host Reaktion (GvHR) bezeichnet. Steroide sind die Standardbehandlung bei GvHR. Sollte es jedoch durch Steroide nicht möglich sein, die Schädigung der Zellen einzudämmen, sind die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt. Um neue mögliche Behandlungsmethoden zu finden, untersuchten einige Krankenhäuser auf der ganzen Welt den Einsatz von MSCs zur Eindämmung von GvHR. MSCs sind eine Art von Zellen, die sich zu Bindegewebe (z.B. Knochen oder Knorpel) entwickeln können, aber auch entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen. Für klinische Studien wurden MSCs von Gewebe anderen Ursprungs (z.B. Knochenmark, Fett oder Nabelschnüre) isoliert und anschließend im Labor in großen Mengen vermehrt. Die MSC-Präparate werden anschließend in die Venen des Patienten gespritzt, zum Zeitpunkt ihrer Stammzelltransplantation oder danach, um GvHR entweder vorzubeugen (Prophylaxe) oder eine bestehende Erkrankung zu behandeln. Ist die Behandlung mit MSCs für Menschen, die wegen GvHR behandelt werden, sicher und wirksam, um gegen Komplikationen durch Entzündungen aufgrund von GvHR vorzugehen?

Studienmerkmale

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 6. Dezember 2018. Wir fanden 12 Studien und 13 laufende Studien. Zehn Studien verglichen MSCs mit einer Kontrollgruppe und zwei Studien verglichen verschiedene Dosierungen von MSCs. Fünf Studien schlossen nur Erwachsene ein, während sechs Studien Erwachsene und Kinder einschlossen. Eine Studie wurde ausschließlich mit Kindern durchgeführt. Von den zwölf Studien fand eine an Personen mit vererbten Blutkrankheiten (Thalassaemia major bzw. Cooley-Anämie) und elf Studien an Personen mit Blutkrebs statt. In sieben Studien wurden MSCs gegeben, um GvHR vorzubeugen, während in fünf Studien solche Menschen MSCs erhielten, die bereits GvHR entwickelt hatten. MSCs wurden in zwei Studien aus Nabelschnüren gewonnen, in sieben Studien aus Knochenmark und in einer Studie aus Fettgewebe; in zwei Studien war der Ursprung der MSCs unbekannt. Bei den Vergleichen von MSCs mit keinen MSCs, wurden die Zellen in einer Dosierung zwischen 105 und 107 Zellen/kg verabreicht. Sieben Studien verabreichten MSCs in einer einzelnen Dosis. Fünf Studien gaben mehrere Dosen. Studienteilnehmende wurden für 10 bis 60 Monate nachbeobachtet, oder, bei jenen, die GvHR bereits entwickelt hatten, für bis zu zwei Jahre. Drei Studien wurden von einem kommerziellen Hersteller finanziert und durchgeführt, unter Verwendung ihrer kultivierten mesenchymalen Stammzellen namens Prochymal. Alle Studien schlossen sowohl Männer als auch Frauen ein.

Hauptergebnisse

MSCs könnten in Studien zur Vorbeugung und zur Behandlung von GvHD einen kleinen oder keinen Unterschied auf das Risiko zu sterben oder einen Rückfall der bösartigen Erkrankung zu erleiden ausmachen, da die Qualität der Evidenz niedrig war. MSCs wurden gut vertragen, keine infusionsbedingte Toxizität oder Bildung ektopischen Gewebes wurden berichtet. Keine Studie berichtete über die gesundheitsbezogene Lebensqualität. In Studien, in denen MSCs verabreicht wurden, um GvHR vorzubeugen, könnten MSCs das Risiko, chronische GvHR zu entwickeln, senken. Allerdings könnten sie nur einen kleinen oder keinen Unterschied auf das Risiko, akute GvHR zu entwickeln, bewirken. In Studien zur Behandlung von GvHR sind wir sehr unsicher, ob MSCs bei akuter oder chronischer GvHR das Ansprechen auf die Therapie verbessern, da die Qualität der Evidenz dazu sehr niedrig ist. Wir fanden keine Unterschiede zwischen Teilnehmenden, die eine höhere Dosierung von MSCs erhielten, wenn sie mit jenen verglichen wurden, die eine niedrige Dosis erhielten.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz ist für alle Endpunkte niedrig oder sehr niedrig. Dies liegt an der kleinen Anzahl an Studien und wenigen Studienteilnehmern, die in diesen Review eingeschlossen wurden. Eine Studie begann 2008, ihre Ergebnisse sind allerdings nicht bekannt, da sie noch nicht veröffentlicht wurde. Daher ist schwierig, Schlussfolgerungen zu ziehen oder Empfehlungen für die Verwendung von MSCs zur Vorbeugung oder Behandlung von GvHR auszusprechen. Mehr Studien, mit einer großen Anzahl an Teilnehmern, werden benötigt, um die Qualität der Evidenz zu verbessern.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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